Leopoldshöhe. Er ist ein Zeugnis behördlicher Steinmetzkunst. 2,50 Meter hoch und mit Zinnen versehen, stand der preußisch-lippische Grenzstein seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert an der gemeinsamen Grenze. Nun ist der Stein versetzt worden – von lippischem Gebiet nach Bielefeld. Auslöser dafür ist der Neubau der Bundesstraße 66. Manfred Burkamp, stellvertretender Bürgermeister von Leopoldshöhe und der örtliche Heimatverein zeigen sich wenig amüsiert.
„Wir sind gar nicht gefragt worden", stellt Burkamp fest. Die Gemeinde habe davon erfahren, als die obere Denkmalbehörde die Verwaltung angewiesen habe, den Stein aus der Leopoldshöher Denkmalliste zu streichen. Der Grenzstein ist offenbar noch im 18. Jahrhundert errichtet worden. Die Landstraße zwischen Oerlinghausen und Bielefeld war 1788 in einem schlechten Zustand, schreibt das Bielefelder Vermessungsamt in einer Darstellung zu den Grenzsteinen.
Vor 20 Jahren musste der Stein weichen
Lippe und Preußen bauten von 1844 bis 1846 die Straße neu, der Grenzstein wanderte ein paar Meter südlich. 1881 bekam er eine gusseiserne Platte mit dem Wappen der Provinz Westfalen auf der einen und der lippischen Rose auf der anderen Seite. 1918 meißelten Steinmetze die Schriftzüge „Freistaat Preußen" und „Freistaat Lippe" ein. Die Monarchie hatte abgedankt.
Symbol eines Konfliktes
Der Stein ist das Symbol der Beilegung eines jahrhundertelangen Grenzkonfliktes zwischen Preußen und Lippe.Da natürliche Gegebenheiten leichter zu beschreiben sind als imaginäre Linien, wurde der heutige Sussieksbach zum Grenzbach.
Im 19. Jahrhundert begann die Kartierung der Grenzen. In der Folge kam es zu Grenzbereinigungen. Preußische Höfe auf lippischem Gebiet wurden 1787 lippisch, und umgekehrt.
Der Sussieksbach blieb Grenzbach. An wichtigen Sraßen wurden die unübersehbaren Grenzsteine gesetzt.
Vor 20 Jahren musste der Stein dem ersten Ausbau der B66 weichen. Er habe ursprünglich auf Bielefelder Gebiet gestanden, schreibt die Bezirksregierung auf eine Anfrage dieser Zeitung, und sei dann auf lippisches Gebiet versetzt worden. Der geplante vierspurige Ausbau der B66 in Asemissen habe nun eine weitere Versetzung des dem Land gehörenden Steins notwendig gemacht. Man habe die Versetzung des Grenzsteins sowohl mit der unteren Denkmalbehörde Bielefeld als auch mit den Denkmalpflegern des Landesverbandes Westfalen-Lippe abgestimmt.
Zurückstellung auf lippisches Gebiet wurde angeregt
„Eine darüber hinausgehende Beteiligung anderer Dienststellen ist rechtlich nicht vorgesehen", schreibt die Behörde. Gleichwohl schätze man die Arbeit der Heimatvereine und sei für Anregungen immer dankbar. Kapazitätsbedingt sei es nicht möglich und zudem auch nicht üblich, alle Heimatvereine vor Ort in eine erforderliche Versetzung von Grenzsteinen einzubeziehen. Dies erfolge in der Regel nur bei dem Heimatverein, der eine Versetzung angeregt hat – in diesem Fall der Verein für Dorfgeschichte Ubbedissen-Lämershagen.
Bei der Wahl des neuen Standortes seien mehrere Kriterien ausschlaggebend gewesen: Der Stein selbst sollte nicht gefährdet werden und auch nicht den Verkehr gefährden. Er sollte möglichst nah an der historischen Grenze und am bisherigen Standort stehen und er sollte gut sichtbar sein. „Ich habe bei den zuständigen Stellen angeregt, den Stein nach Beendigung der Bauarbeiten wieder auf lippisches Gebiet zu stellen", sagt Manfred Burkamp. Man habe ihm zugesagt, darüber nachzudenken.