Sexualstraftaten in Lippe

Missbrauch auf Campingplatz: Ermittlungen auch gegen die Polizei

Blick auf eines der Gebäude auf dem Campingplatz in Lügde. | © picture alliance/dpa

31.01.2019 | 01.02.2019, 14:29

Lügde (dpa). Im Fall von massenhaftem sexuellen Missbrauch von mindestens 29 Kindern auf einem Campingplatz im Kreis Lippe ermittelt die Staatsanwaltschaft Detmold jetzt auch gegen die Polizei des Kreises Lippe. Nach Auskunft von Oberstaatsanwalt Ralf Vetter gab es bereits 2016 Hinweise von gleich zwei Zeugen zu einem möglichen sexuellen Missbrauch des Pflegekindes durch den Hauptbeschuldigten.

Die Polizei habe den Hinweis auch an das Jugendamt Lippe
weitergeleitet. Polizeiliche Ermittlungen habe es aber nicht gegeben. "Wir prüfen jetzt, ob die Polizei nicht weitere Schritte hätte einleiten müssen", sagt Vetter.

"Ein Zeuge hatte sich im August 2016 telefonisch an die Polizei, das Jugendamt und den Kinderschutzbund gewandt", sagte Vetter. Im November 2016 erfolgte eine weitere Meldung durch eine Mitarbeiterin des Jobcenters Blomberg an die Polizei und das Jugendamt Lippe. Dabei ging es laut Vetter um Äußerungen des Pflegevaters, die auf sexuellen Missbrauch des Kindes hindeuten konnten. Auch in diesem Fall reichte die Polizei den Hinweis an das Jugendamt weiter. Weitere Ermittlungen oder ein Hinweis an die Staatsanwaltschaft erfolgten nicht.

Familienminister zeigt sich erschüttert

Nach der Pressekonferenz zu dem Fall am Mittwoch haben die Ermittler neue Hinweise aus der Bevölkerung bekommen. Eine neue Opferzahl gebe es aber nicht, sagte ein Polizeisprecher.

„Ich bin ich zutiefst erschüttert über den widerlichen Kindesmissbrauch in Lügde", teilte NRW-Familienminister Joachim Stamp mit. "Zuallererst geht es mir um die Opfer, denen unvorstellbares Leid widerfahren ist und die umfassend betreut werden müssen. Die massenhaften Straftaten müssen von Polizei und Staatsanwaltschaft vollumfänglich und gründlich aufgeklärt werden. Wir werden zudem systematisch vorgehen und analysieren, wo Verbesserungen erfolgen können und müssen. Dazu gehört unter anderem, dass Personalbedarfe vor Ort überprüft sowie Prävention und Sensibilisierung verstärkt werden - hierüber werden wir mit den Kommunen sprechen. Gemeinsam mit Experten werden wir zügig prüfen, ob und wo Defizite bestehen und wie diese zeitnah behoben werden können."