Detmold

1.500 Euro Geldstrafe für Tötung eines Maulwurfs

Detmolder hat unter Naturschutz stehendes Tier aufgespießt

Matthias Bungeroth
28.10.2014 | 23.10.2019, 15:25
1.500 Euro Geldstrafe für Tötung eines Maulwurfs - © Detmold
1.500 Euro Geldstrafe für Tötung eines Maulwurfs | © Detmold

Detmold/Bielefeld. Niedlich finden ihn die einen, schutzwürdig die anderen, wieder andere sind von ihm und seinen unterirdischen Aktivitäten einfach nur genervt. Am Dienstag verhandelte das Amtsgericht Detmold über die Tötung eines Maulwurfs.

"Es gibt wenig Gründe, dem Maulwurf nachzustellen und ihn zu töten", sagt Herbert Linneman, Leiter des Tierparks Olderdissen in Bielefeld. Dahinter stehe die grundsätzliche Frage, wie man mit der Natur umgeht, findet er. Er selbst habe einmal einen Maulwurf über die Straße laufen und dann wieder in der Erde verschwinden sehen. "Er taucht förmlich in die Erde ein, um in Sicherheit zu sein", beschreibt Linnemann die Grabfertigkeiten des europäischen Maulwurfs (lateinisch: Talpa europaea).

Der Maulwurf. - © ARCHIVFOTO: DPA
Der Maulwurf. | © ARCHIVFOTO: DPA

Doch genau diese Eigenschaft störte offenbar einen 75-jährigen Detmolder derart, dass er eines der Tiere mit dem "sehr dichten, fast filzartigen Fell" (Linnemann) mit einem selbstgebauten Werkzeug erschlug.

Diesen Vorwurf brachte ein Nachbar der Polizei zur Kenntnis. Die Staatsanwaltschaft Detmold forderte für zwei Vergehen insgesamt 5.500 Euro Geldstrafe. Denn der Detmolder lehnte einen Strafbefehl mit der Begründung ab, er habe in Wirklichkeit Ratten gejagt. Sein Anwalt plädierte so auf Freispruch und verwies darauf, dass Maulwurf- und Wühlmaus-Hügel durchaus ähnlich sind. Die Richterin folgte dem nicht, sie verhängte eine Geldbuße in Höhe von 1.500 Euro und verfügte, dass das Gerät eingezogen bleibt.

Maulwürfe sind hartnäckig

Unabhängig von diesem aktuellen Fall hält sich bei Gartenbesitzern die Begeisterung über die ökologische Bedeutung des Maulwurfs zumeist in Grenzen. Denn die vom Tier aufgeschütteten Erdhaufen sehen natürlich nicht schön aus und können zudem einen Rasenmäher beschädigen, wenn man damit über etliche Hügel hinwegfährt. Und die Tiere sind hartnäckig. "Wenn er da ist, ist er da", sagt Rainer Scholt, Vorsitzender des Kleingärtnervereins "Werretal" in Löhne. Er ärgere sich darüber nicht mehr, denn wirksam etwas tun könne man gegen den Maulwurf seiner Erfahrung nach nicht.

Fünf bis sechs Hügel hat Scholt aktuell in seinem Garten gezählt. "Er ist das treueste Vereinsmitglied", sagt er schmunzelnd über das jährlich wiederkehrende Schauspiel, das Dauerthema im Verein ist. Eines räumt Scholt aber auch ein: "Putzig aussehen tut er schon."

Für Dirk Jansen, Geschäftsleiter beim BUND NRW, ist der Fall aus fachlicher Sicht klar. "Der Maulwurf gehört zum Ökosystem und genießt den Schutz zu Recht", sagt er. Der Maulwurf töte jede Menge Schädlinge, die sich im Erdreich befinden, darunter Schnecken und Engerlinge. Im übrigen gibt es nach seinen Erkenntnissen "keine wirksame Methode, ihn zu vertreiben". Vom Grundsatz her gilt für jedermann: "Sie dürfen kein Tier ohne vernünftigen Grund töten. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz gilt das für alle freilebenden Tiere." Mit der Frage, ob der Maulwurf vom Aussterben bedroht ist, hat das nichts zu tun. Sein Bestand ist nicht gefährdet.

Dass man auch als Gärtner dem Maulwurf Positives abgewinnen kann, weiß Carsten Otte, Inhaber eines Obsthofes in Hiddenhausen. "Wo der Maulwurf gut vorankommt, heißt das: Die Bodenbiologie ist in Ordnung", sagt Otte. Dort gebe es unter anderem Regenwürmer im Erdreich, was zeige, dass dort Leben ist. Deshalb plädiert Otte "für einen vernünftigen Umgang mit Maulwürfen". Und wer ihn unbedingt loswerden wolle, könne es mit Geräuschen versuchen. "Jeden Tag Kindergeburtstag, dann ist er weg", scherzt Otte.