Willebadessens altes Krankenhaus soll aus dem Dornröschenschlaf erwachen

Willebadessen. Jetzt wird das imposante Gebäude an der Vitusstraße wieder die Blicke auf sich ziehen: Mit der Motorsäge von der an der Fassade wuchernden Vegetation befreit, &bdquo;werden viele Willebadessener das Eingangsportal ihres ehemaligen Krankenhauses neu entdecken", freut sich Konstantin Freiherr von Wrede mit Blick auf die gefällten Tannen. Anfang der Woche hatte er beim Notar nach einem Bieterverfahren den Kaufvertrag unterschrieben. Das Haus werde aus seinem Dornröschenschlaf erwachen, erklärt der neue Besitzer. &bdquo;Rund 3.000 Kubikmeter umbauter Raum", sagt von Wrede mit Blick auf die fünf Geschosse inklusive des im Hochparterre liegenden Kellers und eines ausgebauten Dachgeschosses. 4.000 Quadratmeter messe das Grundstück, auf dem neben dem mächtigen Hauptgebäude mit der vorgebauten Kapelle ein weiteres steht, in dem einst Stallungen untergebracht waren. &bdquo;Café Zur Birke" prangt in grünen Lettern auf der zugewachsenen Tür. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte Baron Theodor von Wrede das Areal am Fuß des Paschebergs kostenfrei der Stadt überlassen. Ein Krankenhaus sollte entstehen, für das 1920 der Grundstein gelegt wurde. Der Hausbau in der Nachkriegszeit verzögerte sich, erst im November 1922 zogen die Dernbacher Schwestern ein. Ein Krankenhaus, dem zunächst die Patienten fehlten: Dafür wurden erholungsbedürftige Kinder aus Dortmund aufgenommen, eine Nähschule eröffnet. &bdquo;Es war traurig, mitzuerleben, wie das Haus nach und nach weiter verfiel" 1949 wird das Haus aufgestockt und 1953 in ein Altenheim umgewandelt. 61 Zimmer mit jeweils 16 Quadratmeter Wohnfläche. Kleinere Krankenhäuser sind nicht mehr rentabel. Dazu eine Großküche, Sanitärräume und die Kapelle, die 1965 aus dem Kindergarten der Schwestern entstanden war. 1996 übernimmt die bundesweit tätige Organisation &bdquo;Refugium Kliniken und Pflegeheime AG" die Einrichtung &bdquo;für drei Millionen D-Mark", weiß von Wrede, von der Stadt. Damals war geplant, den Altbau vollständig als barrierefrei auszubauen. 42 Bewohner zogen im Jahr 2000 zunächst übergangsweise in den neu errichteten benachbarten Wohnpark ein. Doch bevor mit den Umbauten begonnen werden konnte, stellte der Vermieter der Refugium, die Pako Immobilien AG, in Bonn einen Insolvenzantrag. Die ehemaligen Willebadessener Bewohner und die Angestellten des Altenheimes fürchteten um ihre Zukunft. 600 Kubikmeter Schrott und Müll Dank des Sozialnetzwerks Arche in Nürnberg wurde der Standort erhalten. Aus den barrierefreien Wohnungen im Wohnpark entstand eine stationäre Pflegeeinrichtung der Arche. Der Insolvenzverwalter veräußerte die leer stehende und leer geräumte Immobilie des ehemaligen Herz-Jesu-Altenheim an einen Privatmann. Die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten waren bereits da ein Thema. &bdquo;Es war traurig, mitzuerleben, wie das Haus nach und nach weiter verfiel", sagt von Wrede. Rund 600 Kubikmeter &bdquo;Schrott und Müll", so schätzt er, &bdquo;haben sich in den Jahren im Gebäude angesammelt". Entrümpelung und Entsorgung der Hinterlassenschaften des Vorbesitzers würden rund 20 Container benötigen und &bdquo;etwa 10.000 Euro kosten". Am Bieterverfahren habe sich auch die Stadt beteiligt, berichtet von Wrede. Ein von der Verwaltung in Auftrag gegebenes Gutachten habe Wert und Abrisskosten gegengerechnet. Unterm Strich seien 35.000 Euro herausgekommen. Bis zu 140.000 Euro habe der Rat für den Ankauf genehmigt. Doch kam die Stadt am Ende nicht zum Zug. Projektentwickler soll Idee entwickeln Der neue Besitzer fackelte nicht lang, ließ Dachdecker und Forstleute anrücken. Ende der Woche wurden erste Löcher in den Ziegelreihen beseitigt, die Fassadenfront vom meterhohen Wildwuchs befreit. Von Wrede möchte das nicht denkmalgeschützte Haus für die Willebadessener und den Ort erhalten. Es Spekulanten zu überlassen, sei nicht sein Ding, bemerkt der 58-Jährige. In Willebadessen brauche niemand auf den &bdquo;erlösenden weißen Ritter" zu warten, der den Ort wachküsse. Eine Wohngemeinschaft &bdquo;65plus" könne er sich vorstellen, sagt der Freiherr. Seniorengerechte Wohnungen, die ein selbstbestimmtes Leben im Alter ermöglichten. &bdquo;Mit einer Versorgung auf dem Gelände." Biohandel im Nachbarhaus, Pförtner, Hausmeister, Pflegekräfte oder Pflegezimmer, die flexibel bei Bedarf genutzt werden könnten. Auch Übernachtungen für Seminar- und Tagungsteilnehmer seien möglich. Projektentwickler, mit denen er zusammenarbeiten wolle, werden jetzt Ideen spinnen, entwickeln, bündeln, auswerten und vorstellen. Allerdings müsse die zukünftige Nutzung der Stadtentwicklung und der Region angemessen sein. Darauf legt von Wrede großen Wert und zitiert den Dichterfürsten Goethe: &bdquo;Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen." Und weiter: &bdquo;Was man nicht nützt, ist eine schwere Last." Nur der Besitz sei wertvoll, den man auch tatsächlich nutze.

Meistgelesen