Warburg/Peckelsheim. Ausgelassene Frauen – bibbernde Männer: Weiberfasching ist das Datum für die Rathausstürme im Warburger Land. Während in Peckelsheim Faustschläge an die Holztür donnerten, stülpten im Warburger Behördenhaus die Damen der Verwaltung ihren Chefs die Boxhandschuhe über.
Ein Blickfang im Großformat: Trotz Veilchen ums Auge lächelt Bürgermeister Michael Stickeln smart vom Plakat. "Schlag den Bürgermeister und du bist dabei", lautet der Aufruf auf dem plakativen Werbeposter neben dem großen Sitzungssaal. Der Raum 205, in dem sich sonst die Ratsfraktionen einen verbalen Schlagabtausch liefern, wurde zu Weiberfasching kurzerhand in einen Boxring verwandelt. Punkt 11.11 Uhr startete der Showkampf im Halbschwergewicht.
In feschen Bademänteln liefen die Sparringspartner in den Ring ein: Klaus Braun vs. Michael Stickeln. Ein solch angesagter Fight lockte auch die Prominenz in die ostwestfälische Provinz: Kanzlerin Angela Merkel war da, ebenso die Talkmaster Günter Jauch und Thomas Gottschalk. Selbst die Queen gab ihr royales Stelldichein im Sitzungssaal.
Die Anreise sollte sich gelohnt haben: Statt Blutergüsse gab es ein Bobbycar-Rennen. Statt eines Punsches atemraubenden Pusteball. Die schlagkräftige Doublette wurde durch ein Dorfquiz ersetzt. Nach einer guten halben Stunde hatten die beiden Lokalmatadoren die fünf Runden ohne größere Blessuren überstanden – danach stand der Sieger nach Punkten fest: Bürgermeister Michael Stickeln. Der neue Rathaus-Champion gab noch schnell die Schlüssel der Macht ab und lud seine DamenMannschaft um 16 Uhr zur "After-Show-Party" ein.
Auch vor der Peckelsheimer Rathauspforte wurde weniger geknuffelt denn gebuckt: Unter dem Ansturm der Jecken gab die derbe Holztür mitsamt dem Schloss nach. In der Bütt musste sich Bürgermeister Hans Hermann Bluhm der augenzwinkernden Kritik seines närrischen Volkes stellen. Im Fokus: Die aufgerissene Kampstraße und das mangelnde Salzmanagement in der Winterzeit inklusive des Bürgers Streu- und Kehrpflicht. "Lieber Bürgermeister und ihr Räte, wir fragen uns, was macht ihr mit unserer Knete", fragte Wolfgang Janzen,Vorsitzender des Karnevalsvereins "Pickel Jauh".
Bürgermeister Bluhms Replik sorgte einen Lidschlag lang für Grabesstille im Sitzungssaal: "Der Kreis Höxter wird zur Karnevalfreien Zone erklärt", sagte Bluhm, das sei in einer konspirativen Kreistagssitzung gestern Nacht so beschlossen worden. Dann erstes verhaltenes Kichern. Ertappt: Der Bürgermeister hat einen Witz gemacht. Natürlich wurde und wird gefeiert – allemal zu Weiberfasching. Und die obligatorische Schlüsselübergabe im Rathaus fand in allen Ehren und Würden wie in jedem Jahr statt.