WARBURG

Der Flirt am Beckenrand

In den Freibädern herrscht derzeit Hochkonjunktur – auch beim Anbändeln

Auf der Liegewiese im Warburger Waldbad zeigen die Mädels Justine Menke (v. r.) und Michelle Schütze den Jungs Erik Storch und Jim-Marc Pluta vorerst die kalten und nackten Schultern. Aber der Tag im Bad ist noch lang. | © FOTO: SANDRA WAMERS

03.07.2010 | 03.07.2010, 00:00

Warburg. Es ist heiß. Die Sonne brennt. Frau lässt ihre Hüllen fallen, Mann auch. Leicht bekleidet geht es ins Freibad. Dort wartet die erquickende Abkühlung und vielleicht auch ein Flirt am Beckenrand.

Schwimmmeister Stefan Bosse kennt die Taktiken. Er sieht sie im Hochsommer tagein, tagaus: "Die 13- und 14-Jährigen necken sich und ziehen sich ins Wasser. Die älteren Jungs zeigen die coolsten Sprünge vom Drei-Meter-Brett, während die Mädchen um das Becken kreisen." Der Schwimmmeister schmunzelt: "Das Freibad ist einfach der idealste Ort, um Leute kennen zu lernen". Leute und manchmal auch die Liebe – so wie Jim-Marc Pluta und Erik Storch.

Die beiden Wethener haben bereits einige feste Freundinnen im Freibad kennengelernt. Mit der Taktik, die Schwimmmeister Bosse eingangs zitiert hat. "Eineinhalbfacher Salto vorwärts und rückwärts oder ein Auerbacher", sagt der 21-jährige Jim-Marc und blickt hoch zum Dreier: "Damit biste halt der Blickfang". Und auf die Blicke kommt es an.

"Der Augenkontakt ist wichtig", betont auch Justine Menke aus Borgholz. Während die Jungs auf Salto-Mortale-Sprünge setzen, schalten die Mädels lieber einen Gang zurück. Statt eigener Aktion warten sie auf Reaktion: "Wir lassen uns lieber ansprechen", sagen Justine und ihre 14-jährige Freundin Michelle wie aus einem Mund.

Nur plumpe Anmache, die funktioniere aber nicht. Darüber hinaus muss auch der Dresscode am durchtrainierten Männerkörper stimmen: "Ich finde lange Shorts einfach schöner als knappe Eierkneifer", kichert Michelle und Freundin Justine bestätigt: "Ein Flirt gehört schon zu einem perfekten Freibad-Tag dazu, aber nur wenn der Typ auch gut aussieht." Und das liegt ja bekanntlich und glücklicherweise im Auge des Betrachters.

Am Beckenrand bekommen mitunter auch die Schwimmmeister von den Flirt-Attitüden der Besucher etwas mit. "Man sieht manchmal schon, wenn sich etwas anbahnt", erzählt Stefan Bosse. Und woran? "Na, nach ein paar Tagen liegen sie als Pärchen nebeneinander auf der Wiese."

Als den perfekten Ort für einen Sommerflirt würde hingegen Jugendforscher Marius Harring von der Uni Bielefeld das Freibad nicht bezeichnen. "Es bietet eine gute Plattform für erste Kontakte, aber die meisten Jugendlichen gehen nicht gezielt zum Flirten dorthin", sagt er. Das sei nur ein netter Nebeneffekt. Andere alltägliche Orte wie die Schule spielten bei den ersten Kontaktaufnahmen eine größere Rolle. Aber die Selbstpräsentation im Freibad gehöre für beide Geschlechter zum Beginn der Pubertät dazu.

Da ist sich Christoph Pastrik mit dem Jugendforscher einig: "Ich komme einfach nur zum Chillen ins Freibad. Es ist zum Flirten heute auch einfach zu heiß. Außerdem gibt es dafür bessere Orte", sagt der 18-jährige Schüler, schmunzelt und schweigt.

Auch Christophs zwei Kumpel, die Turmspringer Jim-Marc und Erik, schweigen – und schauen am Beckenrand entlang hinauf zur Wiese, wo sich die Bikini-Schönheiten tummeln. "Jetzt sind wir noch Singles, aber das wird sich diese Saison noch ändern", ist sich Jim-Marc sicher und lacht.