WARBURG

Mit Respekt und Rückgrat

Autor Heiko Bewermeyer würdigt Rektor Hans von Geisau mit einem neuen Buch

07.06.2012 | 07.06.2012, 00:00
Heiko Bewermeyer mit Buchexemplaren. - © FOTO: S. FLÖRKE
Heiko Bewermeyer mit Buchexemplaren. | © FOTO: S. FLÖRKE

Warburg. Die Angaben über Hans von Geisau und sein wissenschaftliches Werk seien unvollständig und vor allem nicht ausreichend gewürdigt. Die Meinung über ihn sei in vielen Teilen falsch: Deshalb hat Heiko Bewermeyer, selbst einst Schüler am Gymnasium Marianum in Warburg, dem früheren Rektor seiner Schule ein literarisches Denkmal gesetzt. Er würdigt auf 65 Seiten das Leben und Werk Hans von Geisaus (1889 bis 1972), das unverbrüchlich mit dem Gymnasium verbunden ist.

Von den biografischen Aspekten zum Leben des Altphilologen über dessen zwölf Jahre währenden Widerstand gegen das Nazi-Regime und dessen Auswüchse bis hin zu einer ausführlichen Betrachtung von Geisaus wissenschaftlichen Veröffentlichungen reicht Bewermeyers Werk. "Hans von Geisau war Zeitzeuge in vier Epochen deutscher Geschichte - und ist stets derselbe geblieben", so der Medizin-Professor mit Wurzeln in Warburg bei der Vorstellung des Buches in der Bücherstube von Mechthild Cramme. Humorvoll war diese Präsentation, zumal Zeitzeugen und Ehemalige, die sich gut an von Geisau erinnern können, einige Anekdoten des zwar strengen, aber durchaus mit Humor gesegneten Schulleiters zum Besten gaben.

Information

64 Seiten

"Hans von Geisau und das Gymnasium Marianum in Warburg" von Dr. Heiko Bewermeyer

Der Autor ist aufgewachsen in Warburg, 1960 Abitur am Marianum

1994 bis 2005 Chefarzt der Neurologischen Klinik, Krankenhaus Merheim, Kliniken der Stadt Köln

Buch ist erhältlich bei der Bücherstube Mechthild Cramme am Warburger Neustadt-Marktplatz

64 Seiten mit vierfarbigen Abbildungen und Fotos für 18,80 Euro

E-Mail: dr.h.bewermeyer@gmx.de

Bewermeyer stellt klar: "Hans von Geisau brauchte nicht um Respekt anderer zu buhlen - er hatte ihn." In der Figur des Schulrektors, in seinem Format und in seiner Leistung sei dies zu erspüren, ist sich Bewermeyer sicher. Schon im Alter von 23 habe von Geisau - in Lüneburg geboren, in Hamburg aufgewachsen - das Studium der Altphilologie einschließlich Promotion abgeschlossen gehabt. 1912 begann die Lehrerausbildung im Ruhrgebiet, nebenamtlich eine dreijährige Assistenz am Altphilologie-Institut der Universität Münster.

"Oberlehrer von Geisau bewarb sich als Direktor in Warburg" und sei für "wohlgeeignet" befunden worden. Die Anstellung an dem alt-ehrwürdigen Gymnasium an der Diemel seit für den Mann das "Schönste im Leben gewesen, was er gehabt und erreicht hatte", so Bewermeyer. Aber sicherlich auch die schwerste, denn mit zunehmendem Einfluss der Nazis hätten sich auch die Vorwürfe gegen den Schulleiter gemehrt: Vom Gymnasium als "Hochburg stickigen Zentrums-Geistes" über ein "politisch unzuverlässiges Kollegium mit negativer Einstellung zur Staatsregierung" bis hin zu von Geisaus "Judenfreundlichkeit".

Von Geisau sei nie Mitglied der NSdAP oder der SA gewesen. Wohl aber des nationalsozialistischen Lehrerbund, ohne die er arbeitslos geworden wäre. Schließlich habe der Familienvater Frau und drei Kinder ernähren müssen. Herabgestuft und zwangsversetzt habe sich der Rektor dann am Gymnasium in Arnsberg wiedergefunden, sei nach 1945 wieder nach Warburg zurückgekehrt und habe das Gymnasium renoviert und im humanistisch-christlichen Sinne wieder aufgebaut.

Glanzpunkte von Geisaus wissenschaftlichem Werk seien neben lateinischen Klassikern für die Schule und historischen Veröffentlichungen zur Heimatgeschichte seine Beiträge zu "Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft" gewesen. Insgesamt zählt Bewermeyer mehr als 200 Publikationen des engagierten Mannes.