Warburg (psg). Ein Rinderbulle ist gestern Morgen vom Schlachthof Warburg ausgebrochen und auf der Landstraße 838 Richtung Daseburg erschossen worden.
Gegen 6 Uhr waren zwei Rinder vom Schlachthofgelände an der Klockenstraße ausgebrochen. "Die Bullen sind lebensgefährlich. Sie gehen auf alles los", sagt Thomas Jäger, Inhaber und Geschäftsführer des Warburger Schlachthofes. Ein Bulle konnte kurze Zeit später durch einen Mitarbeiter des Schlachthofs unter Kontrolle gebracht werden. Das zweite Tier flüchtete. "Ich habe sofort die Polizei und die Jagdpächter verständigt", so Jäger.
Das 850 Kilo schwere Tier der Rasse "Limousin" ist laut Angaben des Geschäftsführers mit einem Sprung über eine 2,20 Meter hohe Mauer vom Viehhof entkommen. Jäger hat dann zusammen mit zwei Jägern den Bullen über "sieben, acht Kilometer hin" verfolgt. Dieser lief durch die Diemelaue, durch den Wald im Bereich Kuhlemühler Weg, über die Bahnlinie bis auf die Landesstraße 838 in Richtung Dasburg.
Im Waldstück nahe der Bahnlinie Kassel-Warburg verloren die Verfolger - die Polizei war mit vier Funkstreifen angerückt - das als äußerst aggressiv beschriebene Rind aus den Augen. "Nach anderthalb Stunden hat ein herbeigerufener Polizeihubschrauber es gegen 9 Uhr wiederentdeckt", sagt Klaus Stalze, Leiter der Polizeiwache Warburg. Das Rind schreckte auf und ging mehrere Hundert Meter auf den für eine halbe Stunde gesperrten Bahngleisen entlang Richtung Bahnhof. "Auf Höhe der Zuckerfabrik schwenkte es am Tennisplatz des Tennisclubs 80 Warburg auf die Landstraße Richtung Daseburg um", so Stalze.
Während die Polizeibeamten die Straße absperrten, fuhr Stalze, der auch Jäger ist, dem Tier entgegen. Mit seiner herbeigeholten Jagdwaffe setzte er zur Gefahrenabwehr um 9.45 Uhr einen Schuss mit einem Teilmantelgeschoss an, der das Rind "schlagartig" tötete. "Auf so ein schweres Tier habe ich zuvor noch nie geschossen", sagt Stalze. Mitarbeiter des Schlachthofs transportierten den Körper dann ab. Die kurzfristig gesperrte L 838 wurde wieder für den Verkehr freigegeben. "Menschen aus der Bevölkerung waren zu keinem Zeitpunkt gefährdet", sagt Stalze.
Der letzte Ausreißer eines Rindes von seinem Gelände war laut Schlachthof-Inhaber Jäger im Jahr 1998. Stalze bestätigt: "So etwas geschieht sehr selten." Auf für die Polizei sei dies keine alltägliche Situation. "Das reicht auch für die nächsten 15 Jahre", so der Leiter der Wache Warburg.
Uwe Klare von der Fleischerei Klare in Bühne, die seit 1977 Limousin-Rinder züchtet und selbst schlachtet, sagt zu dem Vorfall in Warburg: "Das kann mit allen Sorten von Rindern passieren und ist kein für Limousin-Bullen typisches Problem." Die für die Schlachtung bestimmten Bullen seien "mit Muskeln vollgepackte, starke Burschen". Deren Masse und Kraft sei nicht zu verachten.
Vor der Schlachtung befänden sich die Tiere in einer "Stresssituation". Zu welchen Kraftanstrengungen die Bullen in solchen Situationen fähig sind, sei in den spanischen Stierkampf-Arenen gut zu sehen. Ein Sprung über eine 2,20 Meter hohe Mauer sei für einen Bullen in Todesangst durchaus machbar.