Warburg. Martin Steinmetz und Andre Thiel haben ihre Nische in der bunten Medienwelt entdeckt. Die beiden Warburger drehen kurze Filme für riesige Leinwände. Sie machen Kinowerbung. "Das heißt, wir müssen in 29 Sekunden die Geschichte samt Pointe und Botschaft auf den Punkt bringen", sagt Martin Steinmetz, Geschäftsführer der Firma ATMS Filmproduktion.
Die Kunst liegt also in der Verknappung. Hinter den 29 Sekunden Sendezeit stehe oftmals ein zehnstündiger Drehtag. So wie am Samstagmorgen. Da wurde in der oberen Hauptstraße im Auftrag für das Warburger Telekommunikationsgeschäft "Die Telefonecke" gedreht.
Clip im Internet
Mehr über das Warburger Film-Produkutionsunternehmen ATMS gibt es auf der Internetseite unter der Adressewww.atms-film.de
Dort kann auch der Clip mit Handy-Oma Hannelore angeschaut werden.(sw)
Drehbeginn war für 9.30 Uhr angesetzt. "Das Wetter ist eigentlich prima", sagt Geschäftsführer Andre Thiel. Eigentlich, wenn nicht die Morgenfrische die Atemluft zu kleinen Wölkchen hätte kondensieren lassen. Noch vor der ersten Klappe ist also Pause angesagt. Die Darsteller warten, ebenso das Filmteam. "Warten gehört beim Drehen mit dazu", weiß Jana Gnauert, Studentin der Kasseler Schauspielschule.
Die 19-Jährige, die bereits als Statistin in einem "Tatort" zu sehen war, gibt die Hauptrolle in dem Werbespot. An ihrer Seite ein bekanntes Gesicht von der Warburger Kinoleinwand: Hannelore Pieper. Die 86-jährige Dame spielte bereits beim ersten Werbespot für "Die Telefonecke" mit.

"Auf der großen Kinoleinwand habe ich mich noch nicht gesehen", schmunzelt die telegene Seniorin. Dabei ist sie bereits eine kleine Berühmtheit. Der Clip sei Kult bei den Jugendlichen, meinte Andre Thiel: "Sie wird in der Stadt angesprochen: ,Sie sind doch die Oma aus der Kinowerbung\'." Und eine Oma ist Hannelore Pieper auch in Echt. "Ich mache das für meinen Enkel", sagt die 86-jährige Aktrice während der Dreharbeiten in der Innenstadt.
Ihr Enkel ist Geschäftsführer Martin Steinmetz, der seine Oma Hannelore für die Hauptrolle in dem ersten Clip, der noch jungen Warburger Filmproduktionsfirma gewinnen konnte.
Der Firmenname ATMS setzt sich aus den Initialen der Geschäftsführer zusammen: Andre Thiel (30) und Martin Steinmetz (33). Sie haben im September 2010 ihr Produktionsunternehmen gegründet. "Davor hatten wir viele kurze Witzgeschichten gedreht. Aber die Idee zu der Firma hatten wir, nachdem unser erster längerer Film supergut angekommen war", erinnert sich Andre Thiel.
"Kontakt", lautete der Titel ihres Debüts. "Ein Horrorfilm im Stil von ,The Blair Witch Project\'", berichtet Mediengestalter Martin Steinmetz. Ein 20-Minuten-Schocker mit viel Lokalkolorit: Auf dem Cover ist ein Gehetzter vor der Desenberg-Kulisse zu sehen. "Der Film wurde auch im Warburger Cineplex gezeigt, weil der Kino-Betreiber begeistert war", erzählt Steinmetz. Vom Horrorgenre sprang das Duo über zu Werbespots.
Rund zehn Clips haben Steinmetz und Thiel seitdem produziert. Gezeigt wird die Werbung zwischen Paderborn, Warburg und im nordhessischen Raum. "Wir liefern alles aus einer Hand - von der Idee über Konzept und Dreh bis zur Postproduktion", sagt Filmemacher Andre Thiel, der darüber hinaus bei der Stadt Volkmarsen arbeitet. Das Duo arbeitet mit professionellen Kamera- und Tonleuten zusammen, sogenannten "Freelancern". Als Schauspieler werden Freunde und Bekannte engagiert oder auch Schauspieler wie Jana Gnauert.
Neben dem technischen Know-how für das digitale Filmzeitalter zählen natürlich Kreativität und Vorstellungsvermögen. "Im Prinzip muss man den fertigen Film bereits im Kopf haben", sagt Andre Thiel. Vom Kopfkino bis zur Premierenvorführung dauere eine Produktion durchschnittlich rund einen Monat.
Handy-Oma Hannelore wird also voraussichtlich Anfang April wieder auf der Großleinwand zu sehen sein: "Dabei bin ich eigentlich gar nicht für einen solch großen Rummel", schmunzelt die 86-jährige Nachwuchs-Spielerin.