BORGENTREICH

Mit dem Bundespolitiker in der ersten Reihe

Jürgen Herrmann steht Schülern der Bördelandschule im Politikunterricht Rede und Antwort

René Reitemeier, Alexander Niemeier, Valentin Herrmann und Jakob Eus (vorne, v. l.) leiteten die Gesprächsrunde mit Jürgen Herrmann (Mitte). Schuldirektor Klaus Leweke freute sich mit Monika Müller-Jakobi und Ralf Zimmermann (stehend, v. l.)über das Engagement der Schüler. | © FOTO: SILKE GENSICKE

14.01.2012 | 14.01.2012, 00:00

Borgentreich. Blanke Theorie langweilt nicht erst die Schüler von heute. Mit Begeisterungsfähigkeit und viel Talent überraschen sie dagegen in der Praxis. Nach dem Motto "Politik zum Anfassen" nutzten die Schüler der neunten und zehnten Klassen der Verbundschule Bördeland in Borgentreich gestern die Chance mit dem Bundestagsabgeordneten Jürgen Herrmann über Politik zu diskutieren.

"Auch ein Politiker hat nicht auf alles eine Antwort, jedenfalls nicht immer sofort", gestand Jürgen Hermann, der seit September 2002 Mitglied des Bundestages ist. Vier Schülervertreter führten, als Mentoren, zwei Schulstunden lang die Gesprächsrunde an. Aber auch ihre Mitschüler ließen sich nicht lange bitten und stellten ihre Fragen. "Was verdient ein Bundestagsabgeordneter eigentlich", fragte ein Schüler selbstbewusst. Herrmann drehte den Spieß kurzerhand um und ließ die Schüler erst einmal schätzen. Zwischen 5.000 und 10.000 Euro mutmaßten die 14 bis 16-Jährigen und lagen damit gar nicht mal so falsch. "Es sind 8.200 Euro. Den Lohn eines Abgeordneten nennt man Diät", erklärte Herrman ungezwungen. Das ist viel Geld, lautete das Urteil der Schüler. "Wie genau sieht denn die Arbeit eines Abgeordneten aus?", lautete die nächste Frage.

Zwischen Berlin und dem Kreis Höxter pendelt der Politiker das Jahr über hin und her und auch Besuche im Ausland sind keine Seltenheit. "22 Sitzungswochen im Jahr bin ich Berlin. Im Parlament herrscht Anwesenheitspflicht. Die restliche Zeit bin ich im Wahlkreis unterwegs. Im Verteidigungsausschuss war ich viele Jahre aktiv. Jetzt verwalte ich gemeinsam mit anderen Politikern im Haushaltsausschuss eine Summe von 5,4 Milliarden Euro", erklärt Herrmann.

"Wie denken Sie über erneuerbare Energien und was halten Sie von der Abschaltung der Atomkraftwerke", erkundigte sich Tim Henkenius. Begeistert von so viel politischem Interesse antworte Herrmann: "Ich bin für erneuerbare Energien, aber viele Kriterien müssen in Sachen Energie bedacht werden. Auch die Folgen für die Umwelt müssen abgeschätzt werden. Und all das ist auch immer eine Kostenfrage."

Auch aktuelle Themen, wie die Afghanistanpolitik und die Diskussion um Bundespräsident Wulff, umgingen die Schüler nicht. "Wie denken Sie über Christian Wulff. Soll er Ihrer Meinung nach sein Amt aufgeben", fragten die Schüler, den CDU-Mann interessiert. "Christian Wulff kann nur selbst von seinem Amt zurücktreten und auch für ihn wird die Stunde kommen, wo er über die Geschehnisse noch einmal nachdenken muss. Sicher hat er einen Fehler gemacht, aber wie gravierend dieser ist, das kann er nur selbst beurteilen", sagt Herrmann, den auch die Meinung der Nachwuchswähler interessierte. Von 180 Schülern meldete sich Valentin Herrmann selbstbewusst und plädierte für einen Rücktritt Wulffs.

Über das Engagement der Schüler freute sich besonders Monika Müller-Jakobi, Politiklehrerin der Verbundschule Bördeland, die den Besuch des Abgeordneten initiiert hatte. "Wir haben uns gemeinsam auf diesen Tag vorbereitet, haben Themenbereiche erarbeitet und recherchiert, was die Arbeit eines Bundestagsabgeordneten ausmacht. Ich bin immer auf der Suche nach etwas Neuem, um den Unterricht praktischer zu gestalten", erklärt Müller-Jakobi.

Einen guten Rat gab Bundespolitiker Jürgen Herrmann den Schülern abschließend noch mit auf den Weg: "Für Politiker ist es immer wichtig zu wissen, was euch interessiert. Es gibt keine dummen Fragen - also äußert euch."