Warburg. Das Stiftungskapital hat sich mehr als fast versechsfacht: Zählten Ende 2010 die langfristig angelegten Gelder der Warburger Bürgerstiftung noch 273.000 Euro, so ist der Stock durch mehrere Zustiftungen – eine fiel besonders hoch aus – auf 1,8 Millionen Euro angewachsen. Innerhalb der Stiftung wurde ein Namensfonds gegründet. Zudem wechselte die Vorstandsspitze.
Zur Mitgliederversammlung am Montagabend hatte Joachim Thater, Vorsitzender des Stiftungsrates, eingeladen. 199 Zustifter, die mit einem Stiftungsbetrag ab 250 Euro ein Mitgliedschaftsrecht in der Stiftungsversammlung erwarben, gehören derzeit der Stiftung an. Rund ein Viertel hatte den Weg zur Versammlung in die Gaststätte Alt Warburg gefunden.
Geförderte Projekte in 2011
Ausbau eines Veranstaltungsraumes im KulturforumSozialprojekt "Jung und Alt" im Haus Phöbe in Verbindung mit den Schülern der Eisenhoitschule Warburg
Aufstellung von Bänken auf dem Desenberg
Restaurierung einer historischen Fahne des Schützenvereins in Germete
Anschaffung eines mobilen Sportfußbodens in der Schützenhalle Menne
Warburger Lesetaler ( Unterstützung der Leseförderung)
Renovierung der Fügeler-Kanone auf dem Burgberg
Wiederherstellung der Beleuchtungsanlage für die Warburger Neustadt-Kirche
Anschaffung einer Infotafel für den EGV Bonenburg
Unterstützung des Jugendzentrum Mönchehof bei der Einrichtung einer Break- Dance-AG
Errichtung eines Insektenhotels während der Erdcharta-Veranstaltung
Restaurierung des Ehrenmals in Germete
Erneuerung eines Holzkreuzes zwischen Wormeln und Calenberg
Sanierung eines Bildstocks in Bonenburg
Bezuschussung von Tischtennis-Tischen für den SV Teutonia Ossendorf
Anschaffung einer Außensitzgruppe im Haus Phöbe in Rimbeck
Musical "Don Marco".
Seit Oktober trägt die Warburger Stiftung das Gütesiegel des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Das Siegel "dient der klaren, eindeutigen und einheitlichen Definition des Begriffs Bürgerstiftung", heißt es in den Statuten der Organisation. Es wurde 2011 zum neunten Mal als Qualitätsmerkmal an Bürgerstiftungen verliehen. "Gültig bis zum Jahr 2013", sagte Joachim Thater. Dann müsse das Siegel, das von einer Jury vergeben wird, neu erworben werden.
Die jetzt mit der Urkunde bescheinigte gute Arbeit, die dem Wohl aller Bürger in der Stadt zugute komme, überzeugte auch Ladislaus Brunmayer. Der ehemalige Brauns-Heitmann-Geschäftsführer stiftete einen bemerkenswert hohen Betrag, der innerhalb der Warburger Bürgerstiftung in einen Namensfonds überführt wurde.
In der Hohen Tatra geboren, kam Brunmayer aus der Kriegsgefangenschaft 1946 mit nichts als nur einem Rucksack ins benachbarte Waldecker Land. Der heute 84-Jährige absolvierte in Warburg die Handelsschule und begann anschließend eine kaufmännische Lehre bei der Firma Heitmann. Mit der Hochzeit mit Frida Frese folgte der Umzug nach Warburg. Nach der Fusion der Unternehmen Brauns und Heitmann wurde Brunmayer einer der drei Geschäftsführer.
"Die Zentrale sollte in Warburg sein", berichtete Brunmayer vor der Versammlung. "Ein eingespieltes Team und engagierte Mitarbeitern begründeten den wirtschaftlichen Unternehmenerfolg", lobte Brunmayer, der 23 Jahre lang auf dem Chefsessel saß. "Ich habe in Warburg eine zweite Heimat gefunden", bekannte Brunmayer. In der Region lebe ein besonderer Menschenschlag, für den er sich gerne einsetze.
Gemeinsam mit der 2009 verstorbenen Gattin habe er über eine eigene Stiftung nachgedacht, die ihre Verbundenheit mit der Stadt und besonders mit den Mitarbeitern der Firma dokumentieren sollte. Die Bürgerstiftung habe er sich daher bewusst ausgesucht, "da sie beim Sammeln und Verteilen der Gelder ein breites Spektrum abdeckt", bemerkte Brunmayer.
Die Brunmayer-Stiftung: Mit seiner Zustiftung könnten auch in Zukunft gemeinnützige Projekte für Warburg und seine Bürger unterstützt und umgesetzt werden, so Brunmayer. Zudem bleibe der Familienname in Erinnerung. Die Bürgerstiftung verwalte den Namensfonds und betreue die Projektvergabe.
Großzügig, wegweisend und zukunftsträchtig nannte Stiftungsrats-Vorsitzender Joachim Thater die große finanzielle Hilfe und die hochherzige Geste des Stifters, "die uns nun zu ganz anderen Möglichkeiten verhilft. Das Vertrauen, das Sie in uns setzen, ehrt uns." Als Sachverwalter des Brunmayer-Fonds werde man die Erinnerung hoch halten.
Wechsel an der Spitze
Nun wolle er in die zweite Reihe treten. "Meine Frau und ich sind Sonntagskinder", begründete der scheidende Vorsitzende seine Entscheidung. Daher habe er etwas zurückgeben wollen. Mit fast 70 Jahren sei es aber an der Zeit, das Ehrenamt abzugeben. Mit der Brunmayer-Stiftung beginne eine neue finanzielle Zeitrechnung. Bünz war zunächst ab 2003 Sprecher des Gründungskomitees, seit 2005 Vorstandsvorsitzender. Besonders das Bürgerbus-Projekt, das aus der Stiftung heraus entstanden war, habe unter den 73 geförderten Projekten Erfolgsgeschichte geschrieben, so Bünz.
Sein Nachfolger ist Winfried Volmert (64), der ebenfalls seit der ersten Stunde dabei ist. Volmert wurde bereits Ende August vom Stiftungsrat gewählt. Im Stiftungsrat werden künftig bis zu zehn Personen sitzen. Karin Hartwig, Tochter von Ladislaus Brunmayer, Martin Peitz, Christian Voss und Manfred Bünz rücken ins Gremium nach, Ursula Lappe schied aus. (scho)