Borgentreich. Die Katholischen öffentlichen Büchereien (KöB) haben eine lange Tradition: Sie gehen aus den alten Pfarrbibliotheken hervor. Deshalb hat auch fast jede Ortschaft seine eigene Bücherstube. Doch so verstaubt, wie es anmutet, geht es in den Büchereien längst nicht zu. Die meisten besitzen moderne Räume und Ausleihsysteme.
In Warburg und Borgentreich gibt es insgesamt zwölf KöB. Das Angebot ist in allen Büchereien kostenlos, lediglich für Fristüberschreitungen ist ein Obolus fällig. Im Seniorenheim in Borgentreich ist seit zehn Jahren - im Zuge des Heimneubaus - die größte Bibliothek beheimatet. Rund 6.500 Medien stehen dort in zwei Ausstellungsräumen und einem Lager für die Ausleihe bereit.
2.400 Menschen nehmen jährlich das Angebot an. Rund 40 ehrenamtliche Mitarbeiter zwischen zehn und 70 Jahren sorgen dafür, dass die Bücherei vier Mal in der Woche für jeweils eine Stunde öffnen kann. "Wir arbeiten in verschiedenen Gruppen", sagt Mechthild Kremper. Sie selbst hat mit drei Kolleginnen den Montagsdienst übernommen. Die Mitarbeiter müssen alles können: Bücher begutachten, einsortieren und einen der drei Ausleih-Computer bedienen. In Borgentreich werden die Artikel eingescannt, manche KöB arbeiten noch mit Stempelkarten.
Über Neubestellungen wird gemeinsam beraten. Die KöB - wie auch städtische Büchereien - streben eine Erneuerungsquote von zehn Prozent an. Das bedeutet, alte Medien werden aussortiert und neue angeschafft. Die KöB Borgentreich liegt mit etwas mehr als 600 Medien im Soll. "Bücher, die drei Jahre nicht mehr ausgeliehen wurden, kommen weg", sagt Mitarbeiterin Sabine Basler. Ladenhüter sind Videos und Kassetten. Gut laufen hingegen Spiele, und auch Hörbücher werden immer stärker nachgefragt.
Zwei Mal im Jahr schaffen die Mitarbeiter in Borgentreich neue Bücher an. Dabei richten sie sich nach den Empfehlungen des Borromäusvereins. Die Einrichtung der katholischen Kirche mit Sitz in Bonn beurteilt Neuerscheinungen auf dem Medienmarkt und orientiert sich dabei nach eigenen Angaben am christlichen Menschenbild. Nicht jedes Buch der Bestsellerliste findet den Weg in die KöB. Charlotte Roches "Schoßgebete" ist nicht im Fundus. "Es gibt aber kein Verbot oder Kontrolle", stellt Kremper heraus. Gern erfüllen die Mitarbeiter aber auch Leserwünsche. In Borgentreich gibt es daher einen ganzen Stapel Heimatromane.
Die KöB finanzieren sich zu einem Drittel selbst. Träger sind die jeweiligen Pfarrgemeinden. Den größeren Teil steuert das Institut für Religionspädagogik und Medienarbeit, kurz IRUM, in Paderborn bei. Dessen Bücherei ist zugleich zentrale Anlaufstelle für alle KöB im Erzbistum. Der Etat für die KöB Borgentreich liegt zurzeit bei weniger als 3.000 Euro, daher sind die Mitarbeiter über jede Hilfe froh. Franz Bußmann kümmert sich um die drei Rechner, Resi Göke um die Dekoration.
Die meisten Büchereien haben die Leseförderung als Schwerpunkt. In Borgentreich sind deshalb 40 Prozent des Bestandes Kinder- und Jugendliteratur. Zudem gibt es zahlreiche Angebote für junge Leser, so wie die Lesenacht gestern Abend.
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Seit zehn Jahren existiert die Arbeitsgemeinschaft der öffentlichen Büchereien, der auch die städtische Bücherei Scherfede und die evangelische Gemeindebücherei Warburg im Familienzentrum "Arche" angehören.
Gewählter Sprecher der Arbeitsgemeinschaft ist Johannes Sonntag, der auch die KöB Germete leitet. (gri)