DÖSSEL

Neuer Lageplan zeigt das alte Lager

Auf dem Soldatenfriedhof in Dössel informiert eine Tafel über das Gefangenenlager Oflag VI B

Auf dem Soldatenfriedhof in Dössel zeigen (v. r.) Ehrenoberst Bernhard Menne, Herrmann Assauer, Ortsheimatpfleger Franz Erdmann, Manfred Güthoff, Denkmalpfleger Franz Schwarz, Dr. Ferdinand Klenke und Ortsvorsteher Anton Güthoff die jüngst aufgestellte Informationstafel mit dem überarbeiteten Lagerplan. |

04.06.2011 | 04.06.2011, 00:00

Dössel. Die Dimensionen des einstigen Gefangenenlagers in Dössel erschließen sich erst richtig aus der Vogelperspektive. Es war riesig. Ein eigenes Dorf am Ortsrand. Über die genaue Lage und Aufteilung des Lagers kann sich jetzt der Friedhofsbesucher an einer neuen Informationstafel informieren.

Die Initiatoren der Tafel haben Alt über Neu gesetzt: Auf einem Luftbild von Dössel wurden per Computergrafik die ehemaligen Baracken und Lagergassen montiert. Über dieser aufschlussreichen Montage ist der Originalplan des ehemaligen Offiziersgefangenenlagers VIb zu sehen. "Den haben wir nach Auflösung der Bördekaserne 1993 aufbewahrt", sagt Manfred Güthoff. Sein Onkel hatte einst in der Kasernen-Kantine gearbeitet. Daher kannte er den Plan.

In monatelanger Fleißarbeit hat der Dösseler den Plan, der 1941 in altdeutscher Schrift abgefasst wurde, nachgezeichnet und neu beschriftet. "Er war arg verblasst und altdeutsch kann heute kaum noch jemand lesen", sagt Güthoff. Auf dem Plan sind jetzt die die Baracken für die polnischen Offiziere und Zwangsarbeiter, die Appellhofplätze bis zum einzelnen Wachturm mit zwei Suchscheinwerfern und Zwei-Mann-Besetzung gut leserlich gekennzeichnet.

Für die Aufarbeitung des alten Lagerplans war moderne Technik nebst Hilfestellung gefragt. Das Hilfsangebot bekam Manfred Güthoff überraschenderweise bei einem Arztbesuch. "Auf dem Behandlungsstuhl habe ich mich mit meinem Zahnarzt über das Lager und den Plan unterhalten", erzählt Manfred Güthoff. Sein Zahnarzt war an den Neuigkeiten aus Dössel überaus interessiert.

"Mein Vater war einer von drei Zahnärzten in der Region, und besaß daher damals eine UK-Stellung", erzählt Dr. Ferdinand Klenke. Das Kürzel "UK" besagte, dass Dr. Josef Klenke als Arzt für den Kriegsdienst in Russland "unabkömmlich" war. Und das nicht nur für die Patienten der Stadt Warburg. "Immer mittwochs setzte er sich mit seinem Arztkoffer auf sein Motorrad und fuhr nach Dössel."

Von seinen Fahrten ins Offiziersgefangenenlager hatte der Vater seinem Sohn nach dem Krieg erzählt. "Die Menschen wurden damals unter den schwierigsten Umständen medizinisch versorgt." Es waren diese Erzählungen seines Vaters, die Ferdinand Klenke bewegt hatten, an dem neuen Plan mitzuarbeiten. Als passionierter Hobby-Fotograf besitzt der Warburger Zahnarzt eine Profi-Kamera. "Damit hat er den Lageplan im Frühsommer vergangenen Jahres abfotografiert", erzählt Manfred Güthoff.

Das Digitalfoto wurde vergrößert und auf eine witterungsbeständige Platte gedruckt. Mit der Tat- und Teamkraft von ehrenamtlichen Helfern um Ortsvorsteher Anton Güthoff wurde die informative Tafel auf dem Dösseler Friedhof auf dem Gräberfeld der polnischen Soldaten aufgestellt. Auch ein neuer Kiesweg wurde angelegt. "Wir stehen auf einer Gedenkstätte", betont Franz Schwarz von der Unteren Denkmalbehörde. "Dieser Ort soll uns daran erinnern, dass so etwas nie wieder passieren darf." So etwas wie Krieg.

Der Krieg zeigte am 27. September 1944 um 21.30 Uhr seine tragische Seite. "In den Abendstunden schlug eine Fliegerbombe, die eigentlich den Eisenbahnknotenpunkt in Nörde treffen sollte, in das Offiziersgefangenenlager ein", erzählt Ortsvorsteher Anton Güthoff. Der Sprengkörper schlug neben der katholischen Kapelle ein. 90 polnische Offiziere wurden durch die Bombe getötet. Akkurat in Reihe gesetzte Steine auf dem Gräberfeld der polnischen Kriegsgefallenen erinnern den Besucher an das Drama dieses Septemberabends.