WABURGER LAND/KASSEL

Rückkehr der Pinselohrkatze

Sensation mit Stummelschwanz: Der Luchs kehrt in die heimischen Wälder zurück

05.11.2010 | 05.11.2010, 00:00
Mit akkurat umzeichneten Katzenaugen, aufmerksam aufgerichteten Ohren mit schwarzer Spitze und einem flauschigen Bart präsentiert sich dieser elegante Luchs der Kamera. Mit viel Glück und einem Adlerblick kann die Großkatze jetzt auch in Ostwestfalen und Hessen gesichtet werden. - © FOTO: FRANK GRAWE
Mit akkurat umzeichneten Katzenaugen, aufmerksam aufgerichteten Ohren mit schwarzer Spitze und einem flauschigen Bart präsentiert sich dieser elegante Luchs der Kamera. Mit viel Glück und einem Adlerblick kann die Großkatze jetzt auch in Ostwestfalen und Hessen gesichtet werden. | © FOTO: FRANK GRAWE

Warburger Land/Kassel. Pinselohren, Backenbart und Stummelschwanz - dieser Anblick erfreut das Herz von Naturfreunden. Der Luchs ist zurück. In Marienmünster wurde ein Exemplar im Mai gesichtet und in Kassel jetzt sogar eine Luchskatze mit drei Jungen. Eine Sensation.

"Die Rückkehr des Luchses beweist, dass der Naturraum in Ostwestfalen-Lippe ein guter Lebensraum ist. Der Luchs findet Nahrung, Deckung und ein Rückzugsgebiet", freut sich Friederike Wolff, Luchs und Wolfberaterin für die Kreise Höxter und Paderborn. Einen Luchs in freier Wildbahn hat die Revierförsterin für den Staatswald in den Kommunen Beverungen und Höxter allerdings noch nicht gesehen. "Leider", sagt Friederike Wolff. Aber das könne sich auch schnell ändern. Denn aus Nordhessen kommt die frohe Kunde: Vor rund einem Jahr wurde der erste Luchs in Hessen gesichtet. "M2", heißt dieser Luchs, der im März 2008 mit einem GPS-Halsband versehen aus dem Luchs-Gehege im Harz entlassen wurde. Luchs M2 hat jetzt sein Revier gefunden. Rund 400 Quadratkilometer umfasst sein Streifgebiet im Kaufunger Wald. Mitte September 2010 folgte dann die überraschende Sichtung von einer Luchs-Dame mit drei Jungen. "Wir freuen uns über die Entwicklung des Luchses in Nordhessen. Er fühlt sich hier wohl, sonst gebe es keine Jungtiere", sagt Dr. Horst Marohn von der Landesbetriebsleitung Hessen-Forst Kassel.

Nach dem Bär und dem Wolf ist der Luchs das größte Raubtier, das in Europa heimisch ist. Fast 200 Jahre war die elegante Großkatze aber aus Europa verschwunden. In Baden-Württemberg wurde der Luchs bereits 1770 und in Bayern 1846 ausgerottet. Der letzte Luchs im Harz wurde 1818 erlegt. Aus dem Harz erobert er sich sein Gebiet jetzt wieder zurück. Zwischen 2000 und 2006 wurden 24 Tiere im Nationalpark ausgewildert. Auch M2 ist ein Harzer.

Damit der Luchs in Nordhessen wieder heimisch wird, arbeiten unter anderem der Ökologische Jagdverband, der Bund für Umwelt und Naturschutz, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und das Frankfurter Forschungsinstitut Senckenberg in der Arbeitsgemeinschaft "Hessen Luchs" Seite an Seite. Bisher streifen einzelne Luchse durch die Wälder. Aber die AG hofft, dass weitere Großkatzen Hessen und Westfalen erreichen.