Die Kanone in Schuss gebracht

Heimat- und Verkehrsverein restauriert das "Fügeler"-Geschütz auf dem Rondell

Klaus Lüdeke (v. l.), Theo Fischbach, Bürgermeister Michael Stickeln, Peter Kohlschein und Heinz Lüdeke haben gestern die "Fügeler"-Kanone auf dem Burg-Rondell nach der Restaurierung begutachtet. Jetzt zeigt das prächtige Rohr wieder gen Osten, vorbei an Warburgs Panorama-Ansicht. | © FOTO: SANDRA WAMERS

29.05.2009 | 29.05.2009, 00:00

Warburg. Fünf Tonnen wiegt das Rohr, eine Tonne die Lafette: An der "Fügeler"-Kanone kommt kein Tourist in Warburg vorbei. Jetzt wurde die Kanone am schönsten Aussichtspunkt von Warburg auf dem Burg-Rondell wieder in Form gebracht.

"Da haben Sie sich einer wahrlich schweren Aufgabe angenommen", zog Bürgermeister Michael Stickeln gestern Nachmittag vor Heinz und Sohn Klaus Lüdeke sowie vor Theo Fischbach vom Heimat- und Verkehrsverein den Hut. Die drei Männer hatten die gigantische Kanone herausgeputzt, um das mächtige Geschütz vor dem Zahn der Zeit zu schützen.

Die "Warburger Fügeler" samt ihrer Präsentationsfläche auf dem Burg-Rondell ist ein Geschichtsstück. "Das Rondell wurde im Zuge der Erneuerung der städtischen Wasserversorgung vor dem Ersten Weltkrieg angelegt", erzählt Peter Kohlschein, Vorsitzender des Warburger Heimat - und Verkehrsvereins.

Damals seien Hochbehälter als Wasserspeicher gebaut und Rohrleitungen für die Häuser verlegt worden. "Das machte die alten Wasserzisternen auf dem Alt- und Neustadtmarkt überflüssig", erklärte Peter Kohlschein. Die Steine wurden abgetragen - aber nicht zerschlagen.

Auf dem schönsten Punkt des Burgbergs ließ der ehemalige Bürgermeister Wilhelm von Schild die schmucken Sandsteine mit Stadtwappen und Ornament-Zier von der Neustadt-Zisterne wieder aufbauen. So entstand das Aussichts-Rondell.

"Die Steine von der Altstadt-Zisterne ließ Justizrat Ewers in das Wormelner Wäldchen bringen, um einen Park zur Erbauung der Bürger anzulegen. Daran erinnern noch heute die Treppenstufen und ein Brunnentrog", erzählt Kohlschein.

Zurück zum Geschütz: "Die heute auf dem Rondell aufgestellte Kanone ist ein Nachbau der Warburger "Fügeler"", weiß Peter Kohlschein. Die Fügeler war eines der größten Geschütze des ausgehenden Mittelalters. "Die Warburger Fügeler-Kanone wurde um 1500 von dem Warburger Geschützmeister Manegold gegossen", erzählt Vorsitzender Kohlschein. An Meister Manegold erinnert noch heute die stählerne Tafel auf dem Kanonenrohr.

Die Kanone war ein Prachtstück, das die Aufmerksamkeit von Fürstbischof Franz von Waldeck auf sich zog. "Er beschlagnahmte die Fügeler, um sie gegen die Wiedertäufer in Münster einzusetzen", erzählt Peter Kohlschein. Ob jemals eine Kugel mit ihr abgefeuert wurde, das sei allerdings ungewiss. "1540 gelangte die Kanone völlig ruiniert nach Warburg zurück, wo sie eingeschmolzen wurde", sagt Kohlschein.

Rund 440 Jahre später gossen sich die Warburger eine neue Fügeler, die auf dem Kälkenfest 1979/1980 präsentiert wurde. "Initiator war Dr. Albert Kröger, ehemaliger Geschäftsführer des Warburger Heimat- und Verkehrsvereins", erinnert sich sein Nachfolger. Gefertigt wurde das neue Rohr von Anton Kröger, Christoph Dölle, Eckhardt Kröger und den Lehrlingen der Firma Stelzer.

Jahre später sei die Kanone dann auf dem Rondell in Stellung gebracht worden. "Aber das hat nichts mit Militarismus zu tun, sondern es geht uns allein um die Warburger Geschichte", betont Peter Kohlschein.

Und dieses Denkmal der Warburger Geschichte haben Heinz und Klaus Lüdeke sowie Theo Fischbach in Handarbeit restauriert. Die Lüdekes hatten Speichenräder eines alten Rübenwagens entdeckt und diese an die Kanone montiert. Derweil griff Theo Fischbach zum Pinsel, um Rost und Kritzeleien auf Rohr und Lafette zu übermalen. Auch der Blick auf Warburgs Prachtseite ist von den Mitarbeitern des Bauhofs wieder freigeschnitten worden. "Damit ist die Kanone meisterlich und mit viel Aufwand wieder hergerichtet", freut sich Peter Kohlschein.