Kultusminister in Warburg: Medienkompetenz statt Handy-Nacken

Warburg. Auf eine Formel gebracht: &bdquo;Digitalisierung und Medienbildung gehören zusammen“, lautete die Kernaussage an diesem Abend. Das Smartphone in der Schule: ein weites Feld. Allein die Präsenz eines Handys auf dem Tisch gefährde den Lernerfolg, sagt Armin Schwarz, Hessischer Staatsminister für Kultus, Bildung und Chancen. Und weist auf Studien hin. Doch betont auch er: &bdquo;Die Zukunft dieser Gesellschaft liegt in unseren Klassenzimmern“. Und zur Realität, zur Lebenswelt der jungen Generation gehöre nun mal die digitale Technik. Über Digitalisierung in Unterricht und Schule und die Nutzung von Smartphone und KI wird diskutiert. Kultusminister Schwarz gehöre zur seltenen Art der Politiker in verantwortlicher Position, der sein Fach kenne, begrüßte Marianum-Schulleiter Frank Scholle den Gast aus Wiesbaden in der Aula des Gymnasiums. Vor seiner politischen Karriere war der Christdemokrat Lehrer für Englisch, Sozialkunde und Pädagogik unter anderem in seiner Heimatstadt Bad Arolsen. Mit dieser Vita hebe er sich &bdquo;angenehm von der anderer Berufspolitiker ab, bemerkte Scholle mit einem Augenzwinkern. Der Minister spreche zu &bdquo;einem Thema, das uns als Schule tagtäglich betrifft“, wies Scholle auf den Ort und die Bedeutung hin. Rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörer folgten den Worten &bdquo;aus berufenem Munde“. Ein Meeting der Warburger Rotarier, die zu dem Treffen erstmals öffentlich eingeladen hatten. Aktuell besteht der Service-Club, der weltweit gut 1,4 Millionen Mitglieder zählt, in der Hansestadt aus 26 Männern und Frauen. &bdquo;Ein weltumspannendes Netzwerk“, betonte der Präsident des Warburger Clubgemeinschaft. Martin Becker, Chefarzt am Helios-Klinikum, hat sein Präsidentenjahr unter das Thema &bdquo;Gesunde Kids“ gestellt und möchte regelmäßig an stattfindenden Vortragsabenden informieren. Wie am Dienstag in der Schulaula des Marianum. Zur Gesundheit zähle auch der Smartphone-Gebrauch, merkte der Mediziner an. Daddeln und Sozialen Medien: Viele Jugendliche setzten ihre psychische und physische Gesundheit aufs Spiel. Umfrage: So viele Eltern wollen ein Handy-Verbot an Schulen Wie virtuelles und echtes Leben zusammenbringen? Man habe sich zum Thema &bdquo;externe Fachkompetenz geholt“, erklärte Becker und erhoffte sich einen direkten Austausch. Miteinander ins Gespräch kommen, das wollte auch der Minister. &bdquo;In einer hochdynamischen Zeit, in der Dinge, die bisher als selbstverständlich galten, es nicht mehr sind“, gab er vor. Mit der Erfindung des wischbaren Taschentelefons und der Apps habe sich die digitale Technik beschleunigt, der Mensch hechle oftmals hinterher. Auch in den schulischen Bildungseinrichtungen. &bdquo;Wie wollen wir leben, wie wollen wir miteinander leben?“, stellte Schwarz die großen Fragen. &bdquo;Wie bekommen wir digitales und echtes Leben zusammen?“, ging er ins Detail. Zwischen digitaler Versorgung und elterlicher Fürsorge Ab welchem Alter ein Smartphone sinnvoll ist? Die konkrete Antwort auf die Frage blieb der Vater zweier erwachsener Kinder seinem Publikum schuldig. Schwarz setzte allgemeiner an. Nahm Schule, Eltern und Gesellschaft in die Pflicht, junge Menschen zu stärken, mit Blick auf Digitalisierung, Social Media und KI zu resilienten Persönlichkeiten auszubilden. Dabei stünden die Eltern im Zwiespalt &bdquo;zwischen digitaler Versorgung und persönlicher Fürsorge“. Doch bleibe die Angst, mit Blick auf technologische und mediale Megatrends einerseits den Anschluss, andererseits &bdquo;die Kinder an die virtuelle Welt zu verlieren“. Erziehung, Fürsorge und gute Vorbereitung in der Schule auf das Leben: &bdquo;Ein Gesamtkunstwerk“, befand der Minister. Auch interessant: WhatsApp-Stress auf dem Schulhof: So streng sind Bündes Handyregeln Handy aus für besseren Lernerfolg Smartphones, Social-Media-Plattformen, die Selfie-Kultur: Es scheine, dass junge Menschen nicht mehr den Austausch im Gespräch schätzten, &bdquo;Begegnungen finden online statt“. Die digitale Vernetzung führe zu Vereinsamung, mahnte der Kultusminister an. &bdquo;Studien sprechen davon.“ Und der Besitz der Technologie, die Fluch und Segen zugleich sei, dürfe nicht mit medialer Kompetenz verwechselt werden, blickte Schwarz auf den Schulalltag, auf blinkende Smartwatches am Armgelenk und das brummende Handy im Tornister. Nicht ohne Grund würden die Verantwortlichen in den Chefetagen der Hightechkonzerne im kalifornischen Silicon Valley ihre Kinder auf Schulen mit Handy-Verbot schicken. Weil putzige Katzenvideos nach und nach die Konzentrationsfähigkeit schmälerten. Alles, was brummen könnte, lenke ab. &bdquo;Damit kann man keinen Unterricht machen“, merkte der ehemalige Lehrer an. Die Schule sollte die Kinder und Jugendlichen vor überbordender Nutzung zu schützen. &bdquo;Zielgerichtet und punktgenau, und weil wir Verantwortung haben“, lenkte Schwarz den Blick auch auf stetige Desinformation, die mitschwinge. Kaum noch zwischen Fakt und Fake unterscheiden zu können, berge große Gefahren für die Resilienz einer Gesellschaft. &bdquo;Wir sind nicht im Krieg, aber auch nicht im Frieden“, gab er den Staatsmann. Letztendlich gehe es auch um dem den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Diese Regeln gelten jetzt in Hessen Seit dem Beginn des Schuljahres gilt an Hessens öffentlichen Schulen ein Handy-Verbot. Auch in den Pausen ist die private Nutzung von Smartphones, Smartwatches und Tablets nicht mehr erlaubt. Kultusminister Schwarz berichtete von positiven Reaktionen bei Lehrern, Eltern und auch Schülern. &bdquo;Zu rund 90 Prozent“, schränkte er ein. Man könne sich besser konzentrieren und rede mehr miteinander, zitierte er Schülerinnen und Schüler. Auch von Eltern werde das Verbot gut angenommen. &bdquo;Sie wissen, dass in Notfällen immer der Kontakt zu ihren Kindern über die Schule möglich ist.“ Und die Lehrkräfte &bdquo;freuen sich darüber, dass sie Klarheit haben und sich nicht immer wieder rechtfertigen müssen, wenn sie die private Smartphone-Nutzung begrenzen“, so der Minister. &bdquo;Ein Gesetz, das die Dinge eindeutig regelt“, bedauerte Schwarz, dass das Land NRW keine einheitliche Regelung auf den Weg gebracht habe und stattdessen die Schulen zu lauter Einzelregelungen auffordere. Zum Hintergrund: Land empfiehlt NRW-Grundschulen striktes Handyverbot Das gilt in Warburg schon lang Dass die blanke Präsenz eines Smartphones auf dem Tisch den Lernerfolg gefährde, bestätigte Frank Scholle. Der Schulleiter des Marianum verwies dabei auf eine Studie der Paderborner Uni. An den Warburger Schulen gelte schon seit Jahren weitgehend folgende Regelung: Die Schülerinnen und Schüler dürfen ihre Smartphones zwar mit zur Schule bringen, müssen diese aber auf dem Schulgelände ausgeschaltet in der Tasche lassen. Zumindest bis zur zehnten Klasse. Ab der elften dürfen die Schüler ihre Smartphones wieder in den Pausen benutzen. &bdquo;Verdammen bringt nichts“, setzt Scholle auf Akzeptanz und Einsicht. Eltern sind Teil des Erfolgs oder Misserfolgs Das Handy-Verbot an Schulen sei nur ein kleiner Mosaikstein, hob Rotary-Präsident Martin Becker zum Schluss hervor. Die Eltern seien ein wesentlicher Teil des Erfolgs oder des Misserfolgs, hielt Kultusminister Schwarz fest. &bdquo;Sie kaufen ihren Kindern die Geräte, bezahlen die Verträge, sind verantwortlich für die Apps, die genutzt werden.“ Doch weiß der Politiker von der Herausforderung, &bdquo;auf die Dynamik, die in diesem Bereich eine enorme ist, zu reagieren“. Auch wenn sie dem Fortschritt &bdquo;offensiv zugewandt sind“. Eltern sollten entsprechende Bildungsangebote gemacht werden. Ebenso wie den Lehrkräften, die sich sowohl im Bereich der Digitalisierung des Unterrichts fortbilden müssten als zu Themen der Medienbildung und der KI. &bdquo;Um sich mit den jungen Menschen auf Augenhöhe austauschen zu können.“ 📲 News direkt aufs Smartphone? Hier gehts zum kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Höxter

Meistgelesen