E-Zigaretten an Warburgs Schulen: Wie effektiv ist die Prävention?

Warburg. Jugendliche sollten wissen, dass das Rauchen und die Sucht nach Nikotin enorm schädlich ist. Aus Neugier, Gruppenzwang, Stress oder auch vielleicht schlicht schon aus Gewohnheit wird dennoch geraucht. Auch in der Schulzeit, obwohl Rauchen an den Schulen in NRW verboten ist. Ebenso wie das Konsumieren von E-Zigaretten und Vapes. Dabei werden diese immer beliebter. Und die Hersteller sprechen vor allem junge Menschen an. Dabei zeigen Erfahrungen, dass ein bestehendes Rauchverbot allein nicht zu einer Verhaltensänderung der Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte führt. Rauchfrei sein heißt, auf Zigaretten, E-Zigaretten, Shishas und E-Shishas, Tabak und Nikotin in jeder Form zu verzichten. In Deutschland lag nach Angaben der AOK bei den 12- bis 17-Jährigen der Konsum von Einweg-E-Zigaretten im Jahr 2023 mit 6,7 Prozent nur leicht unter dem von Tabak-Zigaretten (7,4 Prozent). E-Zigaretten werden oft in buntem Design vermarktet, was sie besonders für Jugendliche ansprechend macht. Manche ähneln äußerlich farbigen Filzstiften oder Textmarkern – so können sie schnell in einem Federmäppchen versteckt werden. E-Zigaretten sind in Deutschland ab 18 Jahren erlaubt. Der Verkauf an Minderjährige ist verboten. Heimlich rauchen und dampfen in der Schule. Die Kontrolle ist deutlich schwerer als zu vergangenen Zeiten. Und manch einer schaut genauer hin: Da wird schnell die Forderung laut, dass endlich etwas unternommen werde. Doch ist Rauchen an den Warburger Schule überhaupt noch ein Thema? Gesünder zu leben, ist auch in Warburg in Mode &bdquo;Bei uns weniger“, gibt sich Frank Scholle, Schulleiter des Gymnasium Marianum entspannt. Die erwachsenen Oberstufenschüler rauchen in den lang bekannten Raucherecken an den Eingängen zum Schulgebäude am Brüderkirchhof und der Gasse Hinter der Mauer Süd. &bdquo;Wie in all den Jahren schon“, blickt Scholle auf die öffentlichen Plätze. Doch seien es heute in der Regel nur einige wenige, die rauchten. Weil allgemein der Trend in Richtung gesünderes und rauchfreies Leben gehe, gibt der Pädagoge seine Eindrücke und Erfahrungen wieder. Allerdings übe die E-Zigarette einen gewissen Reiz aus. Besonderes auf die ganz jungen Schülerinnen und Schüler. &bdquo;Einzelfälle“, sagt Scholle. Die Kontrolle ist bei E-Zigaretten und Vapes deutlich schwieriger als bei herkömmlichen Zigaretten, weil sie schnell in Taschen verschwinden können und keine Abfallprodukte zu sehen sind. Werde jemand auf der Schultoilette erwischt, lande er oder sie vor seinem Schreibtisch im Direktorenzimmer. Es seien oftmals die Mitschüler, die sich über Rauch und Dampf beschwerten. Die Regeln seien kommuniziert. Alle wüssten Bescheid. Rauchen ist verboten, provokatives ?Rauchen wird geahndet Scholle erinnert sich an Zeiten, als Kippen im Rauchereck noch in den Fugen zwischen Mauersteinen ausgedrückt und auf dem Boden zurückgelassen wurden. Häufig genügte die Ansprache des Hausmeisters, der die Stummel dann fand. &bdquo;Aufgestellte Mülleimer beseitigten das Problem“, sagt Scholle. Im Vergleich zu früher nehme das Thema Rauchen in den Präventionsbemühungen der Schule heute weniger Raum ein. Suchtmitteln wie Alkohol und Drogen haben sich weiter nach vorn gedrängt, &bdquo;finden daher auch in der Schule mehr Beachtung“, sagt Scholle. &bdquo;In Schulgebäuden und auf dem Schulgelände ist auch der Cannabiskonsum verboten“, merkt der Schulleiter dann an. Den entsprechenden Passus habe die Schulkonferenz auf Empfehlung des NRW-Schulministeriums neu in die Schulordnung hineingenommen. Lesen Sie auch: Nikotinbeutel an Schulen in OWL: Ärzte und Suchtberater warnen vor dem neuen Hype Mehrfach auf Verstöße hingewiesen Dagegen sieht sich die Mutter eines der Kinder an der Petrus-Damian-Schule gezwungen, sich an die Zeitung zu wenden. Denn trotz mehrfacher Hinweise bleibe die Problematik unbeachtet, schreibt sie an die NW. Regelmäßig sei zu beobachten, wie auf dem Schulgelände minderjährige Schülerinnen und Schüler rauchten. &bdquo;Teils direkt in der Nähe von Lehrkräften, offenbar ohne Konsequenzen“, hält sie fest. Missstände, sagt sie, die sie mehrfach angesprochen habe. Geändert habe sich nichts. Mitunter schlägt aber auch die subjektive Wahrnehmung Kapriolen. Rauchen ist verboten. Und: Provokatives Rauchen wird bestraft. Das sind die Regeln an der Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung. Die Situation sei bekannt, sagt Schulleiter Patrick Knüttel. &bdquo;Wir dulden das Rauchen nicht und halten uns an gesetzliche Vorgaben“, kontert er den Vorwurf. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass gegen Vorschriften verstoßen werde. Der Verstoß werde geahndet, &bdquo;mit den Maßnahmen, die uns zur Verfügung stehen“. Knüttel nennt das pädagogische Gespräch. &bdquo;Jeden Tag aufs Neue“, sagt Knüttel. Eine Herausforderung, denn mit jedem Schüler, jeder Schülerin jeweils individuell einen gangbaren Weg zu finden, sei nicht einfach. Ebenfalls spannend: Jugend unter Dampf – Behörde warnt vor Vapes Einhundertprozentige Kontrolle auf den Schulhöfen gibt es nicht Bei schwerwiegenderen Pflichtverletzungen gibt es im NRW-Schulgesetz den Paragrafen 53. Der sieht auch Ordnungsmaßnahmen wie den schriftlichen Verweis oder den vorübergehenden Ausschluss vom Unterricht von einem Tag bis zu zwei Wochen und auch Bußgeld vor. Je nach Situation werde entschieden, was notwendig und angemessen sei. Meist aufgrund einer Kombi aus unterschiedlichen Versäumnissen, sagt Knüttel. Die gegensätzlichen Eindrücke, ob im Vergleich zu vergangenen Jahren aktuell unter Schülern mehr oder weniger geraucht werde, &bdquo;sind beide richtig“, sagt Knüttel. &bdquo;Je nach sozialer Gruppe und Stellung, die betrachtet wird“, erklärt der Pädagoge. Allerdings gebe es auch Jugendliche, die sich davon gut absetzen könnten. Kinder mit einem bereits stark ausgeprägten Suchtverhalten verhielten sich in der Schule nicht anders als im Elternhaus oder der Freizeit, weiß Knüttel. &bdquo;Dort, wo das Rauchen nicht als problematisch angesehen wird, werden die Dinge eben auch anders beurteilt“, schildert er das immer wieder Erlebte. Und wer meine, Vapes seien nicht gesundheitsschädlich, erinnere er gern an den Inhalt: synthetische Stoffe mit Geschmack. Zum Schutz der Kinder: Frankreich verbietet teils Rauchen in öffentlichen Bereichen Die Haltung in den Lehrerzimmern und unter Kolleginnen und Kollegen ist unterschiedlich: Die einen wollen rigoroser einschreiten, die anderen sehen dagegen das Problem, dass sich die jugendlichen Raucher vom Gelände schleichen, sich dorthin verziehen, wo sie nicht gesehen werden. Totale Kontrolle gibt es nicht. Und dass Schülerinnen und Schüler in den vergangenen Jahren in den Klassenräumen und Pausenhöfen auch die eine Nummer dreister geworden sind, betonen Lehrkräfte immer wieder. Das Dampfen auf dem Schulhof ist schwer nachzuweisen Die klassische Zigarette sei bei den Kindern auf dem Rückzug, bemerkt Christoph Prante, stellvertretender Schulleiter am Hüffertgymnasium. Da locke die bunte E-Zigarette schon eher. Deren Gebrauch sei weitaus schwieriger zu kontrollieren. Das Rauchverbot, das in der Unterrichtszeit gelte, werde von der Schülerschaft akzeptiert. Prante macht auf die Projekte, die aufklären aufmerksam: In der Mittelstufe lade die Schulsozialarbeit beispielsweise zum Programm &bdquo;Be smart, don’t start“ ein. Dabei unterschreiben die Schülerinnen und Schüler als Klasse einen Vertrag und verpflichten sich, während des Wettbewerbszeitraums nicht zum Alkohol oder zur Zigarette zu greifen. Doch weiß auch Prante: Es braucht die Unterstützung der Eltern. Endlich rauchfrei: Experten aus OWL geben Tipps gegen Zigarettenzwang Das Dampfen auf dem Schulhof sei schwer nachzuweisen, sagt der Pädagoge. &bdquo;Der Geruch von Tabak ist eindeutig, der Geruch der aromatisierten Liquids nicht.“ Doch halte sich die Anzahl der Verdachtsmomente im Rahmen. Die &bdquo;coolen“ Jungs und Mädels und die etwas andere Art der Ablenkung: Ob die extreme Nutzung des Smartphones zu einer Ersatzhandlung geworden sei, hält Prante in diesem Zusammenhang für eine spannende Frage.

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