Engel im Planungsgespräch: In Warburg gibt es an Heiligabend das etwas andere Krippenspiel

Warburg. Das hätte jedem auch heute genau so passieren können. Die Planung für ein Projekt läuft akribisch bis ins letzte Detail – und geht voll den Bach hinunter, weil es an einer Stelle in der Kommunikation geknatscht hat. Und dennoch wird am Ende alles so himmlisch gut, wie es ist. Ein Krippenspiel ohne Maria, Josef und das Jesuskind? Ohne Stall, Krippe, Hirten und Tiere? Und dennoch mit einer Weihnachtsbotschaft, die jeder Gottesdienstbesucher versteht und mit nach Hause nehmen kann? Genau das hat die evangelische Kirchengemeinde Altkreis Warburg mit einem neunköpfigen Teamer-Team – normalerweise kümmern sich die 16- bis 27-Jährigen ehrenamtlich um die Konformandenvorbereitung – und Pfarrerin Patrizia Müller für den Heiligabend-Familiengottesdienst um 16.30 Uhr geprobt. Die &bdquo;NW“ Warburg durfte bei einer Probe dabei sein. In der an diesem Tag noch leeren Kirche Maria im Weinberg. Junge Leute ziehen sich weiße Tuniken über, einer eine weiße Koch-Jacke, ein anderer einen blauen Schlips, zwei junge Frauen tragen Engel-Stecker im Haar, eine andere einen schwarzen Hut auf den Kopf. Sie stellen Stühle im Halbkreis um den Altar. Darauf stehen Namenschilder. &bdquo;Vorsitzende“, &bdquo;Protokollant“ und andere Begriffe aus Verwaltung und Vereinswelt stehen darauf. Wir sind mittendrin in einer ordentlichen himmlischen Sitzung der Engel, die ein Großprojekt – &bdquo;vermutlich das größte überhaupt“ – planen und checken. Titel: &bdquo;Menschwerdung“. Das motiviert die jungen Leute zum Mitmachen &bdquo;Die Hälfte von uns wohnt mittlerweile schon nicht mehr in Warburg, studiert irgendwo weit entfernt. Aber zu Weihnachten kommen wir zurück“, sagt Patrick. Und Regina ergänzt, dass man sich freue, die anderen Teamer an diesem Tag wiederzusehen und gemeinsam etwas Weihnachtliches vorzubereiten. &bdquo;Ihr lieben Engelchen“, bittet Pfarrerin Patrizia Müller dann um Aufmerksamkeit. Es beginnt der Probendruchlauf. Logistik-Engel, Kreativ-Engel, Medizin-Engel, Diplomaten-Engel, Koch-Engel oder Marketing-Engel tragen vor, was geplant ist. Die Geburt von Jesus mit allem drum und dran. Am besten mitten auf dem Tempelplatz in Jerusalem oder dem Königspalast. Mit hochrangigen ausländischen Gästen. Für eine universale Zielgruppe &bdquo;altbewährt und innovativ“. Und mit einem ausgefuchsten Kommunikations- und Marketingkonzept mit Engelschören. Allumfassender Slogan: &bdquo;Frieden auf Erden“. Manna ist so was von out Und als Geschenk an die Menschheit, deshalb auch die Geschenke an Weihnachten. Krawatte, Gutschein oder Pralinen zaubern die Engel aus den verpackten Präsenten hervor. &bdquo;Und Nylonstrumpfe“, so ein Engel etwas irritiert. &bdquo;Der Kindsmutter geht es gut“, lautet schließlich noch die Diagnose der Medizinerin mit Engelsflügeln nach telefonischer Rücksprache. Das Catering läuft mit Rotkohl, Gans und Klößen – denn Manna ist so was von out. Und das erste Haus am Platz ist gebucht. In Jerusalem. Ups. Und genau da hakt es. Denn Maria und Josef sind natürlich in Bethlehem angekommen. &bdquo;Weitab vom Schuss.“ Und alle Planung ist dahin. Das Handy signalisiert den Eingang einer neuen Nachricht: Das Kind ist schon da. &bdquo;Mit welcher Emotion soll ich die SMS verkünden?“, fragt die junge Akteurin außerhalb ihrer himmlischen Rolle. &bdquo;Trocken“, antwortet die Pfarrerin mit einem Schmunzeln. Eine überraschende Botschaft für durchgetaktete Engel Dann läuft’s weiter: Die Doppelbuchung gecancelt, deshalb ein Stall. Die hochrangigen Gäste aus dem Morgenland werden umgeleitet und kommen später. In die hektische Handy-Telefoniererei der Engel kommt dann die gute Nachricht: Alles wird gut. Und die Besucher des Gottesdienstes können sich auf das für die durchgetakteten Engel überraschende Botschaft freuen. Lesen Sie auch: Ein Hoffnungsschimmer: Weihnachten hat die Kraft zur Veränderung &bdquo;Wir sind dafür bekannt, nicht das typische Krippenspiel zu zeigen“, sagt Pfarrerin Patrizia Müller und hofft, mit diesem Stück &bdquo;Menschwerdung“ den Gottesdienstbesuchern auch das ein oder andere Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Und sie natürlich zum Mitsingen bekannter Weihnachtslieder zu motivieren. Denn zwischendrin erhebt sich der musikalische Kantor-Engel und stimmt Weihnachtslieder wie zum Beispiel &bdquo;Tochter Zion“ an. Nach der Vorstellung geht’s hinein in die himmlische Sitzung Das wird Kantor Thomas Drunkemühle auf der Empore mit Orgel und Querflöte aufgreifen, die Gemeinde mit einbeziehen und beim Singen begleiten. Eine kurze Einführung von Pfarrerin Patrizia Müller geht vorweg, eine Vorstellung der jungen Akteure – und dann geht’s mitten hinein in die himmlische Sitzung, bei der es eben so läuft &bdquo;wie im echten Leben“. Der Heiligabend-Familiengottesdienst in der evangelischen Kirche Maria in Vinea am Brüderkirchhof in Warburg beginnt um 16.30 Uhr.

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