Die Feuerwehr und die Fluten - Erinnerungen an den 15. Juli 2021

Warburg. Umschalten vom Thema Waldbrand auf Thema Hochwasser: Das mussten die Feuerwehren im Südkreis entlang von Diemel und Twiste vor genau einem Jahr: Am 15. Juli waren das kleine Flüsschen Twiste und auch der Haus-Fluss der Warburger über die Ufer getreten, hatten Straßen, Gärten und Felder überschwemmt. Nicht vergleichbar mit dem, was weiter westlich im Land passierte – aber dennoch ein Ereignis, das die Rettungskräfte innehalten und über nachdenken ließ. Und auch handeln. So sieht die Vorbereitung heute anders aus als damals, sind neue Gerätschaften bestellt, liegen Gefahren- und Risikokarten im Netz abrufbar bereit. Für verschiedene Hochwasser-Szenarien. Jürgen Rabbe, Feuerwehrchef in Warburg, sagt &bdquo;Glück gehabt“ über die Auswirkung der Wassermassen vor der Haustür und hat sich mit den Kollegen intensiv in die Materie reingefuchst. Beispiele: Im September werden zwei Logistikfahrzeuge vorgestellt, die im Umweltmodul sogenannte Starkwasserpumpen bereithalten. Statt 400 Liter pro Minute können damit 1.500 Liter abgepumpt werden. Ebenfalls schon bestellt: 70 Zentimeter hohe, L-förmige Rückhalte– oder Sperr-Elemente aus Kunststoff, die auf 100 bis 150 Metern schnell zusammengesteckt werden können und die Wasser, aber auch Schlamm oder Löschwasser zurückhalten und eindämmen können. Eine echte Alternative, die er im Netz entdeckte und sich vorführen ließ. 30.000 Euro hat die Stadt dafür im aktuellen Haushalt schon drin. &bdquo;Nachhaltig“, sagt Rabbe. Weil man gefüllte Sandsäcke in den großen Mengen schlecht lagern könne. Zudem in Kombination mit den L-Kunststoffelementen ein schnelles und flexibles Verfahren, wenn’s in der Warburger Altstadt oder in Welda und Wormeln mit dem Wasser wieder eng werden könnte. Auch die aktualisierten Starkregen- und Hochwasserkarten des Landes haben die Verantwortlichen in den einzelnen Segmenten studiert, in denen Szenarien von Normal über 100-Jähriges bis Risiko-Hochwasser durchgespielt werden – für Menschen, Häuser, Verkehrswege, Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie. Motto: Was steht unter Wasser, wenn . . . Ganz wichtig ist Rabbe: &bdquo;Sich mit den Nachbarn abstimmen“ Dazu kommen Wetter-Apps und Wetter-Online-Dienste: &bdquo;Man muss das lesen können, was es bedeutet, wenn 90 Liter oder 250 Liter Regen fallen – wegen der Relationen.“ Ganz wichtig ist Rabbe: &bdquo;Sich mit den Nachbarn abstimmen.“ So hat die Stadt Warburg eine Materialliste mit Pumpen, Sandsäcken und Co. für Notfälle erstellt, die vom THW ergänzt wurde beispielsweise um Radlader. Und die dann an die Nachbarkommunen mit der Aufforderung weitergeschickt wurden, so etwas von dort auch nach Warburg zurückzuschicken. Denn Hochwasser hält sich nicht an Stadt-, Kreis- oder Landesgrenzen. &bdquo;Nur so kann es im Notfall funktionieren“, sagt Rabbe, de auch auf ein Übungsszenario in der zweiten Jahreshälfte setzt, was beispielsweise bei Evakuierungen von Menschen passieren soll. Wie viele sind betroffen? Wie viele können wo untergebracht werden? Vorbereitet sein, soweit das geht. Auf die Dimensionen im Ahrtal und Umgebung sei das allerdings so gut wie unmöglich gewesen. Er selbst war an dem Tag vor genau einem Jahr so sehr mit dem Einsatzgeschehen rund um Warburg beschäftigt, dass ihm die Ausmaße im Westen erst viel später über die Nachrichten bewusst wurden. Mit einem Unfall am 14. Juli aufgrund von starkem Regen, &bdquo;der nicht aufhören wollte“, begann es in Warburg. Dann kam ein Hilferuf aus Marsberg nach mehreren tausend Sandsäcken. Dann spitzte es sich am 15. Juli weiter zu an der Twiste in Welda und Wormeln: Straßen wurden gesperrt, der Hochwasseralarmplan bereitgelegt, die Pegel-App und der reale Pegel draußen intensiv beobachtet. Dann der Hilferuf aus Volkmarsen Dann der Hilferuf aus Volkmarsen: &bdquo;Wir haben mit der Drohne die überfluteten Flächen dort überflogen, um sie sichtbar zu machen“, erinnert sich Rabbe. Die Löschgruppen Welda und Germete sollten den Damm an der Twiste erhöhen – diesmal kamen die Sandsäcke aus Volkmarsen. Parallel dazu ließ die Warburger Einsatzleitung weitere an der Feuerwache füllen. Dann der Hilferuf von einem Hof an der Diemel an der Kasseler Straße: &bdquo;Das Wasser steigt.“ Auch dort half die Feuerwehr mit Sandsäcken und Tauchpumpen. Und am 16. Juli noch ein letzter Einsatz: In Ossendorf versuchte ein Autofahrer, die Diemel mit einem geländegängigen Fahrzeug zu queren – und musste von der Feuerwehr aus den Fluten gezogen erden.

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