Nächtliche Schüsse in Warburg: Die Polizei tappt weiter im Dunkeln

Warburg. Bei der Polizei mehren sich die Hinweise, nachdem vor zwei Wochen bekannt geworden war, dass in der Warburger Altstadt die Kugel eines Pistolenschützen die Windschutzscheibe eines Wagens durchschlagen hatte. Die Knallgeräusche, die seit einiger Zeit zu nächtlicher Stunde gelegentlich im Bereich der Altstadt wahrzunehmen seien, &bdquo;sorgen für Unruhe in der Bevölkerung", sagt Jörg Niggemann. Doch nicht jeder Knall sei ein illegaler Schuss, fügt der Sprecher der Kreispolizeibehörde an und möchte aufklären. Ein Projektil aus einer kleinkalibrigen Kurzwaffe hatte in einer Nacht Ende September ein Loch in die Frontscheibe eines in der Nähe des Johannisturms geparkten Autos gerissen. Eigentümer Stephan Aggen stellte Anzeige und vermutete den Chattenturm oberhalb der Altstadtdächer als Standort des Schützen. Die Kugel hatte im Leder des Beifahrersitzes einen Abdruck hinterlassen. Der Einschusswinkel legte den Verdacht nahe, dass von der Aussichtsplattform auf dem Turm an der südlichen Seite des Burgfriedhofs geschossen worden war. Dass es so gewesen sein könnte, bestätigte später auch die Polizei. Sowohl Aggen, als auch die Polizisten gingen aber von keinem gezielt abgegeben Schuss aus. Zahlreiche Hinweise, doch nichts Konkretes Aufgrund der zahlreichen Hinweise, &bdquo;die uns und insbesondere die Wache in Warburg dazu inzwischen erreicht haben", so Niggemann, weise die Höxteraner Kreispolizeibehörde jetzt vorsorglich darauf hin, dass es sich nicht bei jedem Knallgeräusch um einen Schuss aus einer illegale Waffe handeln müsse. So seien zum Beispiel derzeit in der Umgebung der Hansestadt mehrere Jagdberechtigte aktiv. Sie nutzten die Erntezeit und helle Mondnächte, um auf Wildschweinjagd zu gehen. Daher sei es in Einzelfällen möglich, dass ihre Schüsse auch in den Straßen der Altstadt zu hören seien, bemerkt Niggemann. Die derzeit vermehrte Bejagung des Schwarzwildes bestätigt Klaus Stalze. Seit 52 Jahren ist der ehemalige Leiter der Warburger Polizeiwache in Wald und Feld als Jäger unterwegs. Der 70-Jährige weist als Hintergrund auf die anrückende Afrikanische Schweinepest hin. &bdquo;Hoch infektiös", erklärt er. Die Jäger seien aufgerufen, in der Situation das Schwarzwild verstärkt zu bejagen. &bdquo;Es schallt durch die Altstadtgassen" Da kommen den Schützen die im Herbst nach und nach abgemähten Maisfelder entgegen, &bdquo;weil sich die Tiere nicht mehr gut verstecken können". Und ein Schuss aus einer Jagdwaffe mache schon &bdquo;einen ordentlichen Rumms", sagt Stalze. Auch wenn direkt an der Stadtgrenze niemand aus der Jägerschaft schösse, werde auch ein Schuss aus einem halben Kilometer Entfernung je nach Windstärke und -richtung in der Stadt schon richtig laut. Zumal in der Nacht, wenn er nicht von anderen Geräuschen wie dem Motorenlärm überlagert werde. Der Schall übertrage sich gradlinig wie das Licht und werde von Hindernissen, auf die er treffe, reflektiert. &bdquo;Es schallt durch die Altstadtgassen", bestätigt Jörg Niggemann mögliche Reflexionsgeräusche. Man höre etwas und frage sich, wo der Knall denn herkomme. Trotz einer gewissen Erfahrung könne kaum gesagt werden, wer von wo in welche Richtung und mit welcher Waffe geschossen habe, ergänzt Waidmann Stalze. Schussgeräusche veränderten sich durch viele Faktoren. Mehr als 900 Kleine Waffenscheine im Kreis Höxter Mehrfach hatten Warburger Bürger davon berichtet, von nächtlichen Schüssen aus dem Schlaf gerissen worden zu sein. Auch Stalze berichtet von Schüssen, die er vor einigen Wochen durchs offene Fenster seines Schlafzimmers vernommen habe. &bdquo;Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass in der Diemelaue unberechtigt Feuerwerkskörper gezündet werden", meldete unlängst Polizeisprecher Niggemann. Anders als das kurze, heftige &bdquo;Peng" aus einer scharfen Waffe, verhalle der Knall eines Böllers langsamer, erklärt Stalze. Das Schwarzpulver sei zwar laut, ergebe aber nicht den scharfen Klang eines Schusses. In diesem Zusammenhang macht der ehemalige Polizist auf die in den vergangenen Jahren zunehmende Ausgabe des Kleinen Waffenscheins aufmerksam. PTB-zugelassene Schreckschuss-, Reiz- und Signalwaffen dürften &bdquo;auf dem Privatgelände, im eigenen Garten legal knallen". Mehr als 900 der Kleinen Waffenscheine waren nach Auskunft Niggemanns im Frühjahr kreisweit registriert. "Gehen Hinweisen konsequent nach" Auch Laute aus akustischen Vergrämungsanlagen klingen mitunter wie Schüsse und stören die Nachtruhe: Sie werden vereinzelt von Landwirten eingesetzt, um beispielsweise Krähen zu vergraulen. &bdquo;Nahe am Gewehrschuss und echt laut", sagt Stalze. Die Beamten der Kreispolizeibehörde nehmen weiterhin die Sorgen der Bevölkerung sehr ernst: &bdquo;Wir gehen Hinweisen, die bei uns eingehen, konsequent nach", betont Niggemann. Doch hätten bisher die Ermittlungen keinerlei konkrete Anhaltspunkte für einen unbefugten Schusswaffengebrauch ergeben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt Bis auf das Projektil auf dem Beifahrersitz. Das bisher einzige Strafverfahren im Falle der Warburger Pistolenschüsse werde derzeit von der Staatsanwaltschaft bearbeitet, wie der Paderborner Oberstaatsanwalt Christoph Zielke gegenüber der NW bestätigt. Außer der Kleinkaliberkugel, die die Scheibe des Familienfahrzeugs von Stephan Aggen durchschlagen hatte, gebe es keine konkreten Hinweise auf illegale Schussabgaben, wiederholt Polizeisprecher Niggemann. Doch würden die verstärkten Streifenfahrten besonders im Bereich der Altstadt fortgesetzt. &bdquo;Damit sich die Bürgerinnen und Bürger sicher fühlen können."

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