Warburg/Volkmarsen. Einen frühlingshaften Ausflug in den Osterferien mit spannenden Mythen zu verbinden: Das bietet sich allen Geschichts- und Naturfreunden im nahegelegenen Volkmarsen, genauer gesagt an der Hollenkammer im südlich von Volkmarsen gelegenen Lütersheim. Doch die zwischen Bäumen und Sträuchern versteckten Felsen beheimaten nicht nur einen Mythos, sondern gleich viele verschiedene Geschichten. In der meterhohen Felswand ergaben sich über Jahrhunderte kleine Höhlen und Schluchten, über die sich die Menschen noch heute Sagenhaftes erzählen.
Die fleißigen Kobolde
So sollen in den kleinen Höhlen der Felswand die sogenannten Hollen gehaust haben: Winzigkleine Kobolde, die vor allem in der hessischen Sagenwelt eine große Rolle spielen. Ihr Wesen soll zum Großteil gutmütig gewesen sein, was durch gute Gesten und Nettigkeiten gegenüber der Bevölkerung zum Vorschein kam. Vor allem dem Koch- und Backhandwerk sollen die kleinen Hollen zugetan gewesen sein, weshalb sie sich von den Einheimischen Töpfe und Pfannen liehen, um leckere Mahlzeiten anzurichten.
Weil die kleinen Hollen aber vor allem in der Dunkelheit unterwegs waren, wurden sie nicht oft gesehen. Als Dank für die Leihe von Töpfen und Pfannen, brachten sie den Einheimischen aber heimlich immer einen Kurchen vorbei. Vor Tageslicht hatten die Hollen große Angst. Wer sie mit einer Kerze überraschte, dem "bliesen sie die Augen aus". Doch den guten Menschen waren sie immer wohlgesonnen. Nur wer faul und böswillig war, dem spielten die kleinen Hollen Streiche - klauten Getreide oder entführten die Kinder. Seit Jahrzehnten wurde in der Hollenkammer jedoch keiner der kleinen Kobolde mehr gesehen.
Doch laut der Überlieferung hausen sie noch immer dort und kommen erst dann zum Vorschein, wenn die Sonne am Horizont längst versunken ist.
Der böse Hirte
Doch neben der Sage um die niedlichen Kobolde namens Hollen gibt es auch einen schaurigen Mythos um die Hollenkammer.
Sagen aus der Region
- Sagen und Mythen sind mehr als „Geschichten von früher". Sie sind jahrhundertealte Erzählungen, die von realen Begebenheiten, Orten oder Personen handeln, die Ereignisse aber übertrieben und fantasievoll widerspiegeln.
- Die „Sagenhaft-Serie" der Neuen Westfälischen stellt die spannendsten Sagen vor. Kennen auch sie eine Sage? Kontaktieren sie uns per Mail unter warburg@nw.de oder Tel. (0 56 41) 7 75 54.
- Bisher sind erschienen: Der Drachentöter vom Desenberg (1); Die Klus Eddessen (2).
So soll ein Hirte auf der Weide am Kopf der Felswand die städtischen Schafe geweidet haben. Tag ein, Tag aus. Und so galt zur Zeit das Gesetz der Stadt, dass jedes Tier, das verendete, zum Eigentum des Hirten wurde. So schmiedete der Hirte den bösen Plan und trieb seine Schafe immer Nähe an die Klippe der Hollenkammer, die über zehn Meter in die Tiefe führte. Die Schafe weideten auch dort, doch es kam immer wieder vor, dass eines der Tiere abrutschte, in die Tiefe fiel und starb. Immer näher an die Klippe brachte der Hirte die Schafe, weil er sie alle zu seinem Eigen machten wollte. Als die Bewohner Volkmarsens von dieser fiesen Tierquälerei erfuhren, erwischten sie den Hirten auf frischer Tat. Sie fesselten ihn und töteten ihn auf dem Scheiterhaufen. Der Hirte, der mit Namen Kurt Katte hieß, verendete grausam.
Seit diesem Tag wird die Felswand der Hollenkammer auch "Katten Kurts Klippe" genannt, doch heute weiden dort keine Schafe mehr.