Gefiederter Exot in der Warburger Börde zu Gast

Vogelkunde: Rastender „Brauner Sichler“ in den Eggelwiesen bei Lütgeneder fasziniert Naturfreunde.Normalerweise kommt das Tier nur in Süd- und Osteuropa vor

Gesichtet in der Börde: Der Braune Sichler. | © Ralf Zimmermann

03.04.2018 | 03.04.2018, 15:00

Da staunte Naturfreund und Jäger Ralf Zimmermann nicht schlecht. Anlässlich einer Fahrt durch das Jagdrevier entdeckte er in den feuchten Eggelwiesen bei Lütgeneder einen Vogel, den er noch nie in den hiesigen Breiten beobachten konnte. Mit braun–glänzendem Gefieder und langen, schlanken Beinen suchte der Vogel mit seinem gebogenen Schnabel in den überschwemmten Wiesen nach Nahrung.

„Vom äußeren Erscheinungsbild gleicht der Vogel einem Großen Brachvogel", sagte Ralf Zimmermann. Doch das braun-schillernde Gefieder machte den Naturbeobachter stutzig. Nachdem ihm einige Aufnahmen gelungen waren, führte ihn die Internetrecherche schnell zu dem zu den Ibissen gehörenden „Braunen Sichler". Er ist die einzige Sichler–Art, die in Europa vorkommt, allerdings vor allem in Süd– und Ost-Europa.

Ralf Zimmermann sagt dazu: „Die ergiebigen Niederschläge im Herbst 2017 haben dazu geführt, dass Teilbereiche der Wiesen entlang der Eggel immer noch überschwemmt sind. Das zieht rastende Zugvögel an. Kiebitze, Bachstelzen, verschiedenste Entenarten, Kraniche und Reiher nutzen diesen Lebensraum als willkommenen Rastplatz mit ihrem gutem Nahrungsangebot."

Der nun beobachtete „Braune Sichler" sei ein Exot unter den Zugvögeln, der sicherlich bald in seine Heimat weiterziehen wird – möglicherweise in Richtung Spanien. Diese Einschätzung teilt auch die Landschaftsstation des Kreises Höxter, deren Mitarbeiter Sven Mindermann umgehend von Zimmermann über die seltene Beobachtung informiert wurde.

Jäger und Naturfreund Zimmermann spricht sich in diesem Zusammenhang auch für den Erhalt der extensiv bewirtschafteten Wiesenstrukturen aus: „Unsere Vogel– und Amphibienarten brauchen diese Strukturen zum Arterhalt. Sie stellen wichtige Brut- und Nahrungsquellen für Wiesenbrüter wie den Kiebitz oder das Braunkehlchen dar." Und ab und an eben auch für Exoten wie den Braunen Sichler.