Wormeln Streit über Sanierung der Twistetal-Halle

Wormeln. Das asbesthaltige Dach der Twistetal-Halle in Wormeln muss dringend saniert werden, das fordert der Hallenförderverein. Die Grünen hatten dieses Ansinnen mit einem Antrag an den Rat unterstützt, den sie in der Bauschusssitzung am Montag aber wieder zurückzogen. Denn bei einem Ortstermin am 11. Juli wollen sich Bürgermeister und Verwaltung mit den Hallenbetreibern verständigen. "Wir fühlen uns von der Verwaltung nicht ernst genommen", sagt Gerd Thöne, Vorsitzender des Wormelner Hallenbaufördervereins unmissverständlich. Seit fünf Jahren versuchen die Verantwortlichen in Wormeln eine tragfähige Lösung zu finden, um Folgeschäden zu vermeiden. Eindringendes Regenwasser, speziell an der südwestlichen Seite, bereitet Probleme. Das Dach der 1974 errichteten Halle hat diverse Schwachstellen. "Beim Eindecken mit Eternitplatten hat man offensichtlich nicht auf die erforderliche Überlappung geachtet. Die Dichtungsbänder sind porös und bröseln weg", sagt Thöne. Bei starkem Wind werde Regenwasser unter die Platten gedrückt und dringe in die Halle ein. Thöne zeigt in der Halle auf diverse Feuchtigkeitsflecken unter der Holzdecke. Insbesondere im Speiseraum und im Thekenbereich sind Wasserflecken zu sehen. Immer wieder müssen die Hallenbetreiber nachstreichen. Die Mitglieder haben bereits auf dem Dach die Platten von Moos befreit und notdürftig abgedichtet. "Derlei Flickarbeiten sind nicht ausreichend, fünf Dachdeckermeister und ein Architekt sehen Handlungsbedarf, nur die Bauverwaltung nicht", ärgert sich Gerd Thöne. »Wir müssen das Dach komplett neu aufbauen« In der Ausschusssitzung sei nur über den Abrieb der Eternitplatten geredet worden, nicht aber über die Gefahr, dass durch das eindringende Regenwasser Dämmmaterial in die Halle rieselt. Die Dämmung aus Glaswolle berge Gesundheitsgefahren, wissen Experten. Auch der Architekt Raimund Busch, der das Hallendach untersucht hatte, weist auf die Gefahren hin. Zwischen den Untergurten der Nagelbinder befindet sich eine etwa 60 bis 80 Millimeter starke Glaswolle, auf Bitumenpapier gesteppt. Die Bindemittel in der Glaswolle haben sich im Laufe der Zeit aufgelöst und einzelne Partikel gelangen in den Luftraum der Halle. "Sehr krebsgefährdend", bringt Busch die Lage plakativ auf den Punkt. "Darunter befinden sich auf Lücke gesetzte Fichtenbretter", beschreibt Busch den weiteren Aufbau. Es sei keine funktionierende Wind- beziehungsweise Dampfbremse vorhanden. "Wir müssen das Dach komplett neu aufbauen, den Abbau muss eine Fachfirma vornehmen, das können wir nicht in Eigenleistung machen", weist Gerd Thöne auf Gesundheitsgefahren hin. Auch mit Blick auf den benachbarten Kindergarten könne der Abbau und die Entsorgung der asbesthaltigen Platten nur von einer Fachfirme abgewickelt werden. Bei weiteren Arbeiten könnten die arbeitswilligen Mitglieder des Hallenfördervereins dann wieder helfen. Für Thöne ist Eile geboten, zumal schon jetzt Folgeschäden am Fußboden zu erkennen seien. Auch mit Blick auf die Nutzer sei schnelles Handeln erforderlich. "Die Halle wird von den Vereinen, für den Sportbetrieb und auch vom Kindergarten genutzt, hinzu kommen Familienfeiern", erklärt Thöne. Für alle sei ein gesundes Raumklima ein Muss. Der Vorstand des Hallenfördervereins hat daher in der letzten Sitzung beschlossen, den Rat und die Fraktionen noch einmal eindringlich auf die Problematik hinzuweisen, um endlich Gegenmaßnahmen zu bewirken. "Ich kann nicht verstehen, dass hier auf Zeit gespielt wird, denn neben der Gesundheitsgefahr werden auch von uns geschaffene Werte in Gefahr gebracht", sagt Thöne. Für 110.000 Euro sei jetzt erst die Toilettenanlage saniert worden, dabei habe der Verein mit mehr als 4.000 Stunden Eigenleistung einen Anteil von 55.000 Euro getragen. "Über den Toiletten haben wir eine neue Dämmung eingebracht. Wenn an dieser Stelle jetzt Regenwasser eindringt, ist die Dämmung hin", betont Vereinsvorsitzender Thöne. Der Hallenbauförderverein setzt jetzt auf den Ortstermin. "Denn bei Inaugenscheinnahme sind die Probleme offenkundig", sagt Gerd Thöne. Wenn dann allerdings die dringend notwendige Sanierung kurzfristig nicht in Angriff genommen werde, müsse man weitere Maßnahmen wie zum Beispiel eine Schadstoffmessung überlegen. &bdquo;Verwaltungsmäßig auf dem Plan" Das Problem sei der Verwaltung bekannt, sagt der Bürgermeister. Entsprechende finanzielle Mittel seien im städtischen Haushalt des kommenden Jahres eingeplant, so Michael Stickeln. Nach Absprache mit dem ehemaligen Bauamtsleiter sei die Sanierungsmaßnahme als zeitlich nicht unbedingt dringend erachtet worden, da die Asbest-Fasern in den Eternit-Platten gebunden seien. Damit gehe von den Platten keine Gefährdung der Gesundheit aus. Die Entscheidung, die Sanierung ins nächste Jahr zu schieben, sei eine &bdquo;finanzielle Abwägung" mit Blick auf die Entschuldungspolitik von Rat und Verwaltung. Verärgert zeigte sich Stickeln im Bauausschuss über die &bdquo;Panikmache", die Ängste schüre. Man habe die Sanierung &bdquo;verwaltungsmäßig auf dem Plan", bekräftigte er.