Hardehausens Ehrenbürger Wilhelm Kuhne feiert eisernes Priesterjubiläum

Hardehausen/Niedersfeld. Heute vor 65 Jahren im Paderborner Dom zum Priester geweiht, tritt er vor 55 Jahren als Rektor der Landvolkshochschule &bdquo;Anton Heinen" an und bleibt es drei Jahrzehnte lang: Monsignore Wilhelm Kuhne lebt in seinem Ruhestand seit 25 Jahren im sauerländischen Örtchen Niedersfeld bei Winterberg. Ein Seelsorger ist er immer noch. Kuhne betreut die rund 500 Katholiken der Gemeinde im benachbarten Grönebach. Der promovierte Theologe leitete mit seiner langjährigen Assistentin Maria Jürgens die Landvolkshochschule in Hardehausen von 1962 bis 1992. Im September hatte der Ehrenbürger der Ortschaft im südlichen Zipfel des Teutoburger Waldes im Sauerland seinen 90. Geburtstag gefeiert. Auf den Spuren der evangelischen Kirche im Sauerland Sein Schreibtisch quillt über vom bedruckten und beschriebenen Papier: Notizen, Skizzen, Manuskripte, Briefe, Bücher. &bdquo;Ich habe zu tun, schreibe noch immer sehr gern", sagt der Monsignore. Denn das bewege den Geist und mache den Körper müde. Aktuell arbeite er &bdquo;am Luther". Er habe sich im Jahr des Reformationsjubiläums auf die Spuren der evangelischen Kirche im Sauerland begeben, sagt er. Es sei &bdquo;ein besonderes Thema", merkt er an. Denn im kurkölschen Teil des grünen Landstrichs hatten die Vorstellungen und Schriften der Reformatoren im 16. Jahrhundert und den späteren Zeitläuften nur sporadisch Fuß gefasst. Bis auf das märkische Sauerland für die evangelische Kirche jahrhundertelang Diasporagebiet. &bdquo;Im Sinne der Reformation schwach ausgeprägt", nennt es Autor Kuhne. Für die Publikation sammelt und sichtet er geschichtliches Material, forscht nach geeigneten Quellen. Er sei seinem Herrgott dankbar, dass er noch &bdquo;für die Historie nebenbei ein bisschen wissenschaftlich" arbeiten könne, sagt der Geschichtsliebhaber. Drei Meter heimisches Bücherregal Seine Gedanken niederschreiben, das hat der ebenso begnadete Redner schon immer mit dem ihm anhaftenden Elan gemacht: Gut drei Meter im heimischen Bücherregal stammen aus eigener Feder. Besonders teuer ist ihm das Tagebuch, das er als junger Soldat führte. &bdquo;In schwieriger Zeit war es mein treuer Gesprächspartner", denkt er zurück. Mit 16 Jahren als Luftwaffenhelfer eingezogen, mit 18 Jahren Soldat und Offiziersanwärter geriet er bis 1946 in französische Kriegsgefangenschaft. &bdquo;Wir schoben furchtbaren Hunger", erinnert er sich. Dann kam er ins Lazarett. Einsam Läuse knackend in einem Zelt: Kuhne hatte aufgrund einer Tuberkulose ein Drittel seiner Lunge verloren. Mithilfe des Tagebuchs arbeitet er später die schrecklichen Erlebnisse in einem seiner Bücher auf. Europaweit hält der quirlige und wortgewandte Geistliche Verbindung mit ehemaligen Weggefährten, Mitarbeitern, Vertretern aus Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft. Da mache er aber keinerlei Spektakel drum, sagt Kuhne freundlich. &bdquo;Ich freue mich über jeden, der sich meldet". Wie der ehemalige Paderborner Generalvikar Bruno Kresing, der am Sonntag anrief. &bdquo;Das freut einen alten Dorfpastor natürlich", betont der Monsignore. »Die Menschen warten auf einen Seelsorger, einen Geistlichen« Am Altar in St. Lambertus in Grönebach liest Kuhne die Messe, predigt, ist in den Wechselfällen des Lebens für die Gläubigen da, hört zu, tröstet, ermutigt, organisiert einmal im Monat Bildungsabende. Als Präses des Schützenvereins hält er an deren Festtagen die Ansprache. &bdquo;Nah bei den Menschen", das wollte er immer sein. Gern erinnert er sich an die Studienfahrten der Gemeinde, die bis nach Schweden führten. &bdquo;Wir sind bescheidener geworden", merkt der Pastor an. Man besuche jetzt Orte im Sauerland oder im Paderborner Land. Er sei dankbar, in seinem Alter noch seine Dienste ausüben zu können. Die Seelsorge lag und liegt ihm am Herzen. Heutige Pfarrer in den größer werdenden pastoralen Gemeindegebieten müssten Manager und Organisatoren sein, sagt Kuhne und zitiert Entsprechendes aus einem Zeitungsartikel. Das gehöre dazu, bestätigt der Theologe dann. Doch dürfe es &bdquo;im Amt keinesfalls das Entscheidende" sein. &bdquo;Die Menschen warten auf einen Seelsorger, auf einen Geistlichen", sagt er und erinnert sich an die Zeit als Rektor in Hardehausen. Zuhören, wenn andere von ihren Problem erzählen &bdquo;Eine Heimschule", betont Kuhne. Drei Dinge seien wichtig gewesen: Aus der Bildungsstätte sollten die Besucher &bdquo;bereichert" in ihren Alltag zurückkehren, &bdquo;dazu vernünftiges Essen und die gemachte Erfahrung, dass die Landvolkshochschule für sie ein Zuhause ist". Nach vielen Vortragsabenden außerhalb sei er gegen Mitternacht noch in die &bdquo;Westfalenstube" der Einrichtung eingekehrt. Dort, &bdquo;wo die Leute noch gesellig beisammensaßen". Dabei erfuhr der Rektor von den Problemen und Sorgen der Leute vom Land. Und der Seelsorger, der im Hörsaal und im Kirchschiff durch sein Wissen begeistern konnte, hörte zu. Und wusste, wovon sie sprachen: 1926 als Zweites von drei Geschwistern geboren, war sein Elternhaus in Lünen-Horstmar am Rande des Ruhrgebiets ein kleiner Bauernkotten gewesen. Nach der Volksschule und zwei Jahren Unterricht in der Klosterschule in Meschede, besuchte junge Schüler nach deren Auflösung durch die Nazis die Quarta des Stadtgymnasiums in Dortmund. &bdquo;Damals hieß sie Hitlerschule", sagt Kuhne. &bdquo;Doch nicht alle Lehrer hingen dem Nationalsozialismus an", betont er. Dass der Name eine Täuschung gewesen sei, das wolle er den heutigen Schülern sagen. &bdquo;70 Jahre nach dem Abitur soll ich im Juni an der Schule eine Rede halten", nennt Kuhne den Anlass. Das eiserene Priesterjubiläum werde nicht mehr groß gefeiert. &bdquo;So kurz nach dem Neunzigsten", betont er. Da hätten Gemeinde und Freunde ihn mit ihren vielen Glückwünschen und einer &bdquo;riesigen Feier mit allem Pipapo" am Ende doch überrascht. Nur im heutigen Gottesdienst in St. Lambertus werde er ein paar Worte sagen. Er denke, dass es diesmal auf diese Weise &bdquo;etwas stiller" zugehen werde.

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