Warburg. Bei einem Besuch in Warburg hat Mor Nikodemus Daoud Matti Sharaf, der von seinem Bischofssitz in Mossul (Nordirak) vertrieben wurde, auf die Notlage seiner Kirchengemeinde aufmerksam gemacht. Aufmerksamer Zuhörer waren der syrisch-orthodoxe Erzbischof für Deutschland, Philoxenus Mattias Nayis, und weitere hochrangige Vertreter der Kirchengemeinde.
Mor Nikodemus Daoud Matti Sharaf hat schon einige Gespräche mit Vertretern des Außenministeriums geführt, um Hilfe zu erbitten für seine Gemeindemitglieder. Wie der Bischof mussten 100.000 Menschen aus Mossul flüchten, ihr Hab und Gut blieb zurück. „Ich konnte nur das mitnehmen, was ich noch am Leib getragen habe. Ich hatte gerade einmal fünf Minuten Zeit“, berichtet Sharaf. Irakische Soldaten verfrachteten ihn kurzerhand in ein Auto und setzten den Bischof im Grenzgebiet des Nordirak ab. „Ich hatte große Angst um mein Leben“, erinnert sich Sharaf an die dramatischen Szenen seiner Vertreibung.
Bischofssitz in Warburg
- Die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien in Deutschland zählt schätzungsweise 100.000 Mitglieder in Deutschland. Sie gehört zur Familie der altorientalischen Kirchen und geht auf die Gründung der Gemeinde in Antiochien durch den Apostel Petrus zurück.
- Liturgiesprache ist bis heute das Aramäische, die Sprache Jesu Christi. Im Kloster St. Jakob v. Sarug in Warburg (Westfalen) ist der Bischofssitz des amtierenden Oberhaupts der Syrisch-Orthodoxen Kirche v. Antiochien in Deutschland, Erzbischof Philoxenus Mattias Nayis.
Im Exil erfuhr Sharaf, dass die Kirche in Mosul geplündert wurde und die Kathedrale zu einer Moschee umgewandelt wurde. „Ich danke meinen Freunden aus Europa, dass ich unterstützt werde“, erklärt Sharaf, der unter einfachsten Bedingungen in Erbil in einer Mietwohnung lebt. Viele Seiner ehemaligen Gemeindemitglieder sind in Containern untergebracht. Die hygienischen Bedingungen seien schwierig, berichtet der Bischof, der seit dieser gewaltsamen Vertreibung gesundheitlich angeschlagen ist.
Bei seinem Besuch in Warburg konnte er wieder Kraft schöpfen für die Aufgabe, seine Gemeinde zusammen zu halten. „Unser Ziel ist es, dass wir wieder in unsere Heimat zurückkehren und dort mit Ehre und Respekt behandelt werden.“
Sechsmal ist Bischof Sharaf bislang in Warburg gewesen und freut sich stets über die herzliche Gastfreundschaft im Kloster und in der Hansestadt. „Wir werden in Deutschland gut behandelt“, sagt der Bischof, der zusicherte, dass sich die Mitglieder der syrisch-orthodoxen Kirche um Integration bemühen. „Warburg ist jetzt ein Zuhause für viele Christen weltweit, wir fühlen uns hier gut aufgehoben“, streicht Mor Nikodemus Daoud Matti Sharaf im Beisein hochrangiger Kirchenvertreter heraus. Erzbischof Philoxenus Mattias Nayis sieht er dabei als zentrale Figur der Integration. „Von hier aus geht die Botschaft des Friedens in die Welt“, betont Sharaf, der bei seinem Aufenthalt in Warburg neue Kraft sammelte. „Als kirchlicher Führer muss ich mich stark zeigen, damit wir die schweren Zeiten im Exil überstehen können“, so Sharaf, der fest daran glaubt, dass die Menschen, die Andersgläubige wegen ihres Glaubens töten, auf Dauer nicht siegen werden. Der 37-jährige Bischof setzt darauf, dass die Anhänger des Islamischer Staates im Irak und in Syrien (ISIS) mit vereinten Kräften zurückgedrängt werden können und der Weg zurück in die Heimat gebahnt wird.
Die Verfolgung der Syrisch-orthodoxen Kirchenmitglieder wird auch Thema des Kirchentags in Warburg sein. „Genauso vielfältig und vielschichtig wie der christliche Glaube ist, wird auch der Kirchentag 2015 sein. 2.000 Jahre Christentum bergen einen Schatz, den wir gemeinsam erleben wollen“, schreibt die Gemeinde in Warburg. Der Eröffnungsgottesdienst findet am 15. Mai um 16 Uhr im Klosterhof des Klosters St. Jakob von Sarug in Warburg. Es wird Gottesdienste und Eucharistiefeiern, liturgische Gesänge aus dem Fundus der Kirchen, Predigten, Vorträge, Diskussionsrunden, Arbeitskreise und Beicht- und Gesprächsmöglichkeiten geben. Patriarch Moran Mor Ignatius Aphrem II und Erzbischof Philoxenus Mattias Nayis werden an diesem Tag einige Tausend Gläubige in Warburg begrüßen können.