Warburg

Elternwille macht Kinoprogramm

Warburger Cineplex zeigt am 19. November herausragenden Film zur Inklusionsthematik

Die beiden Schwestern und Kinobetreiberinnen Judith (v. l.) und Ute Schlinker (v. l.) mit dem Elternpaar Volker und Annette Karweg, die selbst ein Kind mit Williams-Beuren-Syndrom haben, und sich für den kanadischen Film "Gabrielle" stark machen. | © FOTO: BURKHARD BATTRAN

11.11.2014 | 11.11.2014, 13:23

Warburg. Behinderte sind keine Menschen zweiter Klasse. Sie haben ein Anrecht auf alles, was ein Menschenleben ausmacht. Dazu gehört auch die Liebe. Das ist das Thema eines neuen, umjubelten Kinofilms. Eltern aus Warburg haben sich dafür eingesetzt, dass dieser Film auch in der Hansestadt zu sehen sein wird.

"Als Kino in einer ländlichen Region, ist es sehr schwierig, Filme ins Programm zu nehmen, die eher für ein engagiertes Nischenpublikum konzipiert sind, auch wenn es sich um sehr hochwertige Filmkunst handelt", sagt Cineplex-Geschäftsführerin Judith Schlinker (45).

Es geht um den kanadischen Film "Gabrielle - (K)eine ganz normale Liebe". Im Mittelpunkt steht die behinderte junge Frau "Gabrielle", die das Williams-Beuren-Syndrom hat, das oft mit besonderer Musikalität einhergeht. Gabrielle singt in einem Chor und verliebt sich. Aber darf das sein? Das Besondere an dem Film: Alles ist echt. Den Behinderten-Chor in Montreal gibt es wirklich und auch die Hauptdarstellerin Gabrielle Marion-Rivard (34) wurde mit dem Williams-Beuren-Syndrom geboren. In OWL war der Film, der seit April auf dem Markt ist, bisher nur im Großraum Bielefeld zu sehen. Annette Karweg (35) und ihr Mann Volker (38) haben ihn gesehen. Das Warburger Paar hat drei Kinder. Johannes (6) und Raphael (1) sind normal entwickelt. Benjamin (4) hat ebenfalls das Williams-Beuren-Syndrom. "Es war, als hätten wir unser Kind in 20 Jahren erlebt, nur eben, dass es in dem Film um ein Mädchen geht", sagt Annette Karweg.

In Deutschland haben etwa 300 Menschen diesen Gendefekt. Benjamin Karweg aus Warburg ist einer davon. "Die Inklusion, die auch in Warburg intensiv diskutiert wird, hat das Leben behinderter Menschen stärker in den Blick genommen. Es geht dabei aber vor allem um Strukturänderungen und die Schließung oder Zusammenlegung von Förderschulen und die Anzahl der Inklusionsschüler an Regelschulen", sagt Volker Karweg, der an der Brede in Brakel Musik und Mathematik unterrichtet. Über die besonderen Potenziale, Stärken und Schwächen, Wünsche und Bedürfnisse von Behinderten erfahre man in diesen Diskussionen jedoch kaum etwas. "Der Film ist eine wunderbare Gelegenheit, die Welt einmal aus der Perspektive eines behinderten Menschen zu betrachten und darum haben wir beschlossen, uns dafür einzusetzen, dass dieser Film auch in Warburg gezeigt wird", erläutert Annette Karweg, die ebenfalls an der Brede arbeitet und die Fächer Musik und Biologie unterrichtet.