Warburg. Selbst in seiner Heimatstadt Warburg gibt es viele, die seinen Namen nicht kennen. Es sei denn, sie interessieren sich für Entwicklungshilfe oder haben schon einmal im ehemaligen Warburger St.-Petri-Hospital unterm Messer gelegen.
Im fernen Nepal aber gehört der ehemalige Krankenhaus-Chefarzt Wolfhard Starke (71) zu den bekanntesten Persönlichkeiten des Landes. Für seine Dienste um die ärztliche Versorgung in der Region Amppipal ist ihm am Samstag in Warburg von Landrat Friedhelm Spieker im Beisein des Warburger Bürgermeisters Michael Stickeln das Bundesverdienstkreuz verliehen worden.
"Mit ihrem Einsatz haben Sie unzähligen Menschen in Nepal zu besseren Lebensbedingungen verholfen. Gleichzeitig waren Sie mit ihrem Handeln ein ausgezeichneter Botschafter der Bundesrepublik und ein Vorbild für alle Entwicklungshelfer", begründete Landrat Friedhelm Spieker die Verleihung der höchsten Auszeichnung des Landes an Wolfhard Starke.
Chirurg Starke hat 20 Jahre am St.-Petri-Hospital gewirkt, die letzten neuen Jahre als Chefarzt. Nach seiner Pensionierung im Jahr 2002 hat sich Starke einer neuen Herausforderung gestellt. Unentgeltlich und ehrenamtlich hat er in der von mächtigen Bergen umgebenen Landregion Amppipal eine heruntergekommene Krankenstation zu einem der best funktionierenden Krankenhäuser des Landes aufgebaut. Dass Starke ausgerechnet in Zentral-Nepal gelandet ist, ist für den aus Halle/Saale gebürtigen Mediziner kein Zufall. "Ich bin leidenschaftlicher Trekking-Wanderer und als ich 1993 an diesem Ort war, hatte ich plötzlich die Erkenntnis, dass ich in einem frühen Leben schon einmal hier war und es meine Bestimmung ist, zurückzukehren", erzählte Starke. Es dauerte noch zehn Jahre, bis er diesen Vorsatz in die Tat umsetzen konnte. Über den Verein Nepalmed, der sich in der Vermittlung von medizinischem Personal für das nepalesische Gesundheitswesen engagiert, ist Starke 2003 an das Krankenhaus Amppipal gekommen.
Obwohl offiziell ein Bezirkskrankenhaus, sei es tatsächlich nicht viel mehr als eine Bruchbude gewesen. Es gab kaum Personal und auch kein medizinisches Gerät. Der Regen tropfte durchs Dach und Geld war sowieso nicht vorhanden. Trotzdem ist es Starke gelungen, das Krankenhaus von Amppipal zu einem der besten des Landes zu entwickeln.
In Zusammenhang mit dem Krankenhaus spricht man in ganz Nepal voller Hochachtung von dem "German Doctor". Neun Jahre hat Starke in Nepal gewirkt. "Für den Verein Nepalmed war das alles ein großer Glücksfall und ich darf sagen, dass es das Krankenhaus in Amppipal ohne Dr. Starke heute nicht mehr geben würde, was für die Gesundheitsversorgung des Landes ein gravierender Rückschlag gewesen wäre", betonte der Vorsitzende von Nepalmed, Arne Drews, Facharzt für Innere Medizin aus dem sächsischen Grimma. Heute leistet das Krankenhaus die medizinische Basisversorgung für 200.000 Menschen. Täglich werden 120 Patienten ambulant behandelt.
Aus gesundheitlichen Gründen hat sich Starke 2012 aus der Leitung vor Ort zurückgezogen. In Vorträgen hat er sich aber weiter für das Krankenhaus eingesetzt und Spendengelder akquiriert. Trotzdem sieht sich Starke aber nicht allein für den Erfolg verantwortlich. "Ich hatte ein gutes Team vor Ort und habe viel Unterstützung von überall her erhalten. Das hat mir Kraft gegeben", sagte Starke.
"Sie haben Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten unter größten Entbehrungen in den Dienst der Menschen gestellt", lobte Landrat Friedhelm Spieker. "Sie haben dort mit Ihrem Elan, Ihrer Kompetenz und Ihrer Zielstrebigkeit wirklich höchst Beachtliches geleistet ", würdigte auch Bürgermeister Michael Stickeln das Wirken des Warburger Mediziners auf dem Dach der Welt.
Mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes werde ein deutlich sichtbares Zeichen gesetzt, für das, was der Gesellschaft wichtig sei und in diesem Wertekanon stehe bürgerliches Engagement ganz weit oben, betonte Stickeln.
Der Verein Nepalmed hatte vor drei Jahren den Antrag gestellt, Wolfhard Starke das Verdienstkreuz zu verleihen. "Es macht uns glücklich zu sehen, dass Dr. Starkes Engagement nun eine offizielle Würdigung findet, sagte der Vorsitzende Arne Drews.
INFO: Nepalmed
Nach mehreren Reisen und Arbeitseinsätzen als Entwicklungshelfer in Nepal gründeten 13 Mediziner und Geisteswissenschaftler im Jahr 2000 den Verein Nepalmed.
Da in Nepal nur ein geringer Teil der Bevölkerung Zugang zu medizinischer Hilfe hat, fördert der Verein die Ausbildung von medizinischem Personal aber auch die Finanzierung von baulichen und Instandhaltungsmaßnahmen in Krankenhäusern vor Ort, speziell im Amppipal Hospital.
Europaweit hat der Verein rund 300 Mitglieder.
Der Verein im Internet: www.nepalmed.de