Warburg

Der falsche Delfin

Heimat- und Verkehrsverein zeichnet beim Kälkenfest das Delphinbrunnen-Haus aus

29.07.2014 | 29.07.2014, 18:01
Das Delphinbrunnen-Haus am Paderborner Tor mit seinem achteckigen Grundriss und dem Mansardendach erinnert eher an eine kleine Kapelle. Im Inneren sorgen jedoch Kreiselpumpen für die Wasserversorgung in der Stadt. Die Bank vor dem Häuschen lädt zum Verweilen ein. Das Gebäude wird beim Kälkenfest ausgezeichnet. - © FOTO: CHRISTINA ZIMMERMANN
Das Delphinbrunnen-Haus am Paderborner Tor mit seinem achteckigen Grundriss und dem Mansardendach erinnert eher an eine kleine Kapelle. Im Inneren sorgen jedoch Kreiselpumpen für die Wasserversorgung in der Stadt. Die Bank vor dem Häuschen lädt zum Verweilen ein. Das Gebäude wird beim Kälkenfest ausgezeichnet. | © FOTO: CHRISTINA ZIMMERMANN

Warburg. Grau und unscheinbar war das Delphinbrunnen-Haus am Paderborner Tor vor seinem Neuanstrich vor zwei Jahren gewesen. Mittlerweile ziert das sonnengelbe Häuschen, in dem Wasserpumpen die Haushalte mit Wasser versorgen, das Warburger Stadtbild. Das ist die einstimmige Meinung des Heimat- und Verkehrsvereins, der beim Kälkenfest am zweiten Augustwochenende das beinahe 90 Jahre alte Gebäude am westlichen Eingang zur Warburger Neustadt auszeichnen wird.

Mit einem Delfin hat das Delphinbrunnen-Haus nichts zu tun. Das weiß der ehemalige technische Leiter der Warburger Stadtwerke, Franz-Josef Koßmann, der sich mit der Geschichte des Gebäudes beschäftigt hat. "Der Fisch, der in dem Relief zu sehen ist, ist ein Wels, kein Delfin." Der Name komme von den Pumpen, die das Unternehmen Scheven aus Düsseldorf im Jahr 1925 einbaute. "Delphin ist die Beizeichnung für die Art der Pumpentechnik", sagt Koßmann.

Grund für den Bau war die Sicherstellung der Wasserversorgung in der Neustadt und am Bahnhof gewesen. Damals konnte das Wasser im Sommer knapp werden. Deswegen bauten die Stadtwerke zunächst 1893 den Hochbehälter in der Uhlenbreite, der für die Wasserversorgung der gesamten Neustadt zuständig war. "Es war das erste zentrale Wassersystem in Warburg", sagt Gotthard Kießling von der unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt. "Ein weiterer Hochbehälter wurde für die Altstadt am Graf-Dodiko-Weg installiert." Er habe das Wasser aus dem Hochbehälter in der Uhlenbreite erhalten und es weitergeleitet. "Die Uhlenbreite ist einer der höchsten Punkte nahe der Neustadt", erklärt Kießling. "So kam das Wasser mit viel Druck in die Haushalte."

Doch Anfang des 20. Jahrhunderts war das nicht mehr genug. In der Stadtchronik heißt es, dass der Wasserleitungsdruck nicht mehr ausreiche. Nur durch die Verstärkung des Drucks sei das Übel zu beheben. "Mit wach-sender Stadtgröße und durch den tech-nischen Fortschritt könnte der Druck einfach nicht mehr gereicht haben", vermutet Kießling. Deswegen hat die Stadtversammlung am 26. Februar 1925 beschlossen, die Wasserleitungen auszubauen und ein neues Pumpwerk bauen zu lassen - das Delphinbrunnen-Haus. Gekostet hat die Baumaßnahme 25.000 Reichsmark, rund 100.000 Euro. Die Pumpen sind auch heute noch in Betrieb. "Der vier Meter hohe Kessel, der 1925 eingebaut wurde, steht aber nicht mehr dort", sagt Franz-Josef Koßmann. Den brauche man heutzutage nicht mehr.

Das Gebäude für das neue Pumpwerk entwarf einer der Söhne des Warburger Architekten Franz Heise. "Architektonisch ist das Delphinbrunnen-Haus sehr interessant", sagt Kießling. "Es handelt sich um ein Industriedenkmal." Der Bautyp ähnele mit dem achteckigen Grundriss in neubarocken Formen und dem schiefergedeckten Mansarden-Zeltdach aber eher einer Kapelle. "Es ist ein schmuckvolles technisches Denkmal, das einen städtebaulichen Akzent setzt", sagt Kießling. "Es fällt einfach auf."

Das findet auch der Heimat- und Verkehrsverein. "Vor der Sanierung vor zwei Jahren war das Gebäude unscheinbar", sagt Vorsitzender Klaus Stalze. "Jetzt erstrahlt es richtig und ist ein Blickfang." Deswegen zeichnet der Heimat- und Verkehrsverein das Gebäude zum Kälkenfest in diesem Jahr aus. Zur Einweihung des Kreisels am Paderborner Tor hatte das Delphinbrunnen-Haus einen neuen Anstrich bekommen. Außerdem wird es seitdem abends von Scheinwerfern in Szene gesetzt.

"Bei der Prämierung geht es uns darum, Gebäude auszuzeichnen, die das Stadtbild verschönern", erklärt HVV-Vorsitzender Stalze. "Das Delphinbrunnen-Haus ist dafür ein gutes Beispiel."