Warburg (zim). Er kämpfte im Widerstand gegen das Nazi-Regime, war am 20. Juli 1944 am Attentat auf Adolf Hitler beteiligt und wurde dafür zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet. "Josef Wirmer gehörte zu denjenigen, die sich von Anfang an als eindeutige Gegner des NS-Regimes zu erkennen gaben", sagt Franz-Josef Dubbi vom Warburger Stadtarchiv. "Dazu gehörte sehr viel Mut." Es sei nicht nur eine Entscheidung für sich selbst gewesen, sondern auch für seine gesamte Familie.
Am Sonntag, 20. Juli, dem 70. Jahrestag des Attentats, gedenkt die Stadt Warburg der Opfer des Widerstandes gegen die Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus. Die Gedenkveranstaltung beginnt um 11 Uhr in der Aula des Gymnasiums Marianum. Dort wird nicht nur die Urenkelin von Josef Wirmer, Magdalena Hermes, sprechen, sondern auch Heribert Schlinker. Dessen Vater, Rudolf Schlinker, war befreundet mit Ernst Wirmer, einer von Josefs Brüdern.
Außerdem wird ein Film gezeigt, den die Nazis während des Prozesses gegen Wirmer und andere Widerstandskämpfer heimlich aufgenommen hatten, um ihn später als Propaganda zu nutzen. "Wer einmal diesen Film gesehen hat, der versteht, was für eine besondere Person Josef Wirmer war", sagt Dubbi.
Während des Prozesses habe er ungeheuren Mut bewiesen. "Er wusste, als das Attentat scheiterte, dass er sterben würde", erklärt Dubbi. "Und er hat dem Richter Roland Freisler Paroli geboten." Genau das zeige auch der Film.
Josef Wirmer wurde 1901 in Paderborn geboren. Sein Vater, Anton Wirmer, kam 1906 als Gymnasialdirektor an das Gymnasium Marianum nach Warburg. Dort machte Josef sein Abitur und studierte ab 1920 in Freiburg im Breisgau sowie in Berlin Rechtswissenschaft. Er schloss sich dem linken Flügel der Zentrumspartei an, der eine parlamentarische Demokratie bejahte. Auch bei der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten blieb er seiner demokratischen Gesinnung treu. Da er Menschen verteidigte, die rassisch verfolgt wurden, schloss ihn der Nationalsozialistische Rechtswahrerbund, der berufsständische Zusammenschluss von Rechtsanwälten, Staatsanwälten und Richtern, aus.
1936 schloss sich Wirmer der oppositionellen Gewerkschaft von Jakob Kaiser, Wilhelm Leuschner und Max Habermann an. 1938 entschloss er sich zum aktiven Widerstand. Über Jakob Kaiser lernte er auch Carl Friedrich Goerdeler, den Kopf des zivilen Widerstands kennen. Wenige Tage nach Scheitern des Attentates wurde Wirmer verhaftet. Am 7. und 8. September 1944 kam es zur Hauptverhandlung vor dem Volksgerichtshof. Das Todesurteil wurde nur zwei Stunden nach der Urteilsverkündung vollstreckt. Wäre das Attentat gelungen, hätte Wirmer Reichsjustizminister werden sollen.
"Für Warburg hat Josef Wirmer eine große Bedeutung", sagt Dubbi. "Warburg hat sehr früh begonnen, die Widerstandskämpfer zu würdigen." Bereits 1949 wurde auf Beschluss des Rates die Gedenkleuchte auf dem Brüderkirchhof errichtet.