Marsberg (nw). Über die Ernennung von Kloster Corvey bei Höxter zum Weltkulturerbe freut sich ganz besonders auch der Marsberger Geschichtsverein. "Dank der ursprünglichen, gemeinsamen Geschichte kann sich Obermarsberg zu Recht als Stätte Corveys bezeichnen lassen und ist somit vielleicht eine aus der Geschichte gesehene Nebenstätte eines aktuellen Weltkulturerbes", erklärt der Vorsitzende Andreas Karl Böttcher
Die historischen Beziehungen Obermarsbergs zum Kloster Corvey sind seit der Entstehung dieses Reichsklosters eng miteinander verknüpft. Der Marsberger Geschichts- und Heimatverein "Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit" hat die vielen Verbindungen vorangegangener Jahrhunderte zwischen Corvey und Obermarsberg durchleuchtet. "Das in den Zeiten Karls des Großen 780 gegründete Benediktinerkloster auf der Eresburg, dem heutigen Obermarsberg) ist das erste im Sachsenland und wurde im Jahr 826 in das Kloster Corvey inkorporiert", erläutert der Vorsitzende Böttcher. Unter der Bezeichnung Propstei existierte bis zur Säkularisation 1803 ein Mönchskloster in Obermarsberg. "Bis dahin war der Marsberger Propst vollberechtigtes Mitglied des Konvents in Corvey", betont Böttcher. Die Mitglieder des Konvents in Marsberg entstammten zumeist dem niederen Adel der Region. Zur Propstei in Obermarsberg gehörten auch die Pfarreien in Niedermarsberg und Thülen. Für das Jahr 1081 ist Erkenbert von Homburg als erster namentlich bekannter Propst von Obermarsberg belegt. Später in 1107 wurde er Abt von Corvey. Weitere Pröpste in Marsberg waren spätere Äbte oder auch teils vorher Dechanten in Corvey. Neben Abt Erkenbert von Corvey trifft dieses noch für Propst Henrich (1090 Propst in Marsberg, vorher Dechant in Corvey), Propst Thimo (1247 Marsberger Propst, später Abt in Corvey) oder Johann Christoph von Brambach (1618, 1620 Propst in Marsberg, später Abt in Corvey) zu.
1115 empörten sich die Bewohner Obermarsbergs zum ersten Mal gegen die Mönche. Daraufhin veranlasste der Corveyer Abt Erkenbert den Arnsberger Grafen Friedrich I. die Siedlung anzugreifen und die Befestigungen zu zerstören. Auch der erste urkundliche Beleg zum Marsberger Erzabbau stammt aus jenem Jahrhundert. Die Erze des Eresberger Raumes konnten laut verliehener Urkunde König Konrad III. zugunsten des Abtes Wigbold von Corvey aus dem Jahr 1150 abgebaut werden. Ab 1176 war die Kirche der im Tal entstandenen Siedlung Horhusen (Niedermarsberg) dem Stift auf dem Eresberg, und somit Corvey unterstellt. Im Jahr 1205 beginnen die Arbeiten zum Bau einer bedeutenden Festungsanlage durch das Kloster des Eresberges unter Abt Thetmar von Corvey. Das Obermarsberger Stift zählt im Jahr 1325 den Höchststand an Mitgliedern – zwölf Konventuale einschließlich des Propstes. In der Stiftskirche in Obermarsberg gibt es noch weitere Relikte aus und zu Corveyer Zeiten. Im Bereich des Chores der Obermarsberger Kirche befindet sich das Grabmal des Corveyer Abts Heinrich von Aschenbroich, der nach seiner Resignation im Obermarsberger Stift lebte und dort 1626 verstarb. In einem Kirchenfensterbild sind die Wappen Corveys und Obermarsbergs Seite an Seite zu sehen.