Steinheim. Die Bagger sind in dieser Woche angerückt: Nach mehrjährigen Planungen geht der große Umbau des Steinheimer St.-Rochus-Seniorenhauses nun endlich los. Rund fünf Millionen Euro will die Katholische Krankenhausvereinigung Weser-Egge (KHWE) in den kommenden zwei Jahren investieren. Schon in den ersten Bautagen hat Einrichtungsleiterin Bernadette Linhof interessante Erfahrungen gemacht.
Ärger wegen Krach und Lärm? Von wegen: Die Befürchtungen von Bernadette Linhof, die 72 Bewohner des Seniorenhauses könnten sich wegen des anstehenden großen Umbaus belästigt fühlen, haben sich nicht bestätigt. Im Gegenteil. Während der Heimbeirat sich intensiv mit den Umbauplänen befasst und seine Vorschläge gemacht hat, beobachten einige ältere Herren sehr genau jeden Handschlag der Bauarbeiter. "Wie eine Bauaufsicht", sagt Linhof schmunzelnd. Andere Bewohner haben sich Stühle ans Fenster gezogen, um ganz nah am Geschehen zu sein.
Im nun begonnenen ersten Bauabschnitt entsteht zunächst ein neuer Anbau. Im Anschluss daran werden die Räume innerhalb des bestehenden Hauses umgebaut. In zwei Jahren soll alles fertig sein. Der Grund für die lange Bauzeit: "Gebaut wird im laufenden Betrieb", sagt Linhof. Die 72 Senioren bleiben vor Ort in ihrer gewohnten Umgebung. Allerdings wird für die Phase des Baus eine zurzeit leerstehende Etage des benachbarten Krankenhauses genutzt.
Wenn alles einmal fertig ist, wird das Seniorenhaus Platz für 80 Senioren bieten. Für diese stehen dann 72 Einzelzimmer zur Verfügung. Die restlichen Doppelzimmer sind vor allem für Ehepaare oder auch befreundete Senioren gedacht. Zurzeit sind nur die Hälfte der Räume im Seniorenhaus Einzelzimmer.
Neu eingerichtet wird auch eine separate Wohneinheit für zwölf an Demenz erkrankte Senioren. "Es wird keine geschlossene Abteilung, sondern ein offener, besonders eingerichteter Bereich sein", erklärt Einrichtungsleiterin Linhof. Hier werden zum Beispiel Wände und Räume in besonderer Weise gestaltet, um das sogenannte biografieorientierte Arbeiten zu ermöglichen.
Der große Umbau ist der erste in der 20-jährigen Geschichte des Hauses. "Er ist notwendig, um die neuen Auflagen des Landes zu erfüllen", sagt Linhof. Diese sehen vor allem Einzelzimmer und mindestens 24 Quadratmeter große Doppelzimmer vor. Zurzeit sind diese Zimmer aber drei Quadratmeter zu klein. "Wir stellen uns damit den Herausforderungen der modernen Pflege." Ihr Team wolle eine an den Bedürfnissen der Bewohner ausgerichtete, optimale Pflege ermöglichen und den Senioren ein schönes Zuhause schaffen.
Mit dem derzeitigen Neubau des vom Evangelischen Johanneswerk getragenen Helene-Schweitzer-Zentrums habe das Projekt nichts zu tun, sagt Linhof. "Die ersten Pläne haben wir schon 2008 gemacht. Bei einem Bauvorhaben dieser Größenordnung braucht man aber viel Vorbereitungszeit", berichtet sie. Beide Einrichtungen seien Wettbewerber, die gut nebeneinander existieren können. Die Nachfrage nach Plätzen sei da.
Der große Vorteil des St.-Rochus-Seniorenhauses sei die unmittelbare Nachbarschaft zum Krankenhaus. "Das gibt den Bewohnern und Angehörigen ein enormes Gefühl der Sicherheit", sagt Linhof. Da das Krankenhaus, das neben der Abteilung für Innere Medizin auch eine Akutgeriatrie beherbergt, direkt über einen Gang erreicht werden kann, ist für Notfälle immer ein Arzt in der Nähe.
"Besonders durch die Kooperation mit dem interdisziplinären Team der Klinik für Akutgeriatrie aus Ärzten, Pflegepersonal, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden und Sozialarbeitern ist es möglich, die Selbstständigkeit der Bewohner sehr lange zu erhalten", ergänzt Karin Schnabel, neue Sprecherin der KHWE. Dies sei ein besonderes Anliegen des Seniorenhaus-Teams, das an den Umbauplänen ebenfalls mitgewirkt hat.
Dazu beitragen soll auch das neue Wohnkonzept, das eine zentrale Wohnküche als Begegnungsstätte und Aufenthaltsbereich auf jeder Etage vorsieht. "Hier ist es möglich, mal einen Geburtstagskuchen zu backen oder eine Beilage für das Abendessen herzustellen", sagt Linhof. Ganze Mahlzeiten werden hier aber nicht gekocht.
Neu entsteht auch der Haupteingang. Mit ihm wird ein rund 200 Quadratmeter großes Foyer inklusive Pforte, Lobby und Cafeteria geschaffen. Der Haupteingang zum Seniorenhaus wird im Zuge der Baumaßnahmen geschlossen, deshalb erfolgt der Zugang zurzeit über den Eingang des Krankenhauses.