Tradition auf Eis: Familienbetrieb eröffnet Eisdiele in Steinheim mit Rezepten aus den Dolomiten

Steinheim. Die Ur-Tante Afra hat das wohlgehütete Rezeptgeheimnis einst aus Italien mit nach Deutschland gebracht: Familie Toscani ist seit Generationen für ihre Eisspezialitäten bekannt. Vornehmlich in und rund um Ulm, aber ganz neu nun auch in Steinheim. Denn die 23-jährige Acelya Afra Toscani-Bozkurt, die fünfte Generation der Eis-Experten, ist im vergangenen Herbst aus Baden-Württemberg in die rund 500 Kilometer entfernte Emmerstadt gezogen. In den ersten warmen Sonnenstunden dieses Jahres ist ihr in der Innenstadt gleich etwas aufgefallen: Es fehlt eine Eisdiele. Also eine Eisdiele, die auch geöffnet hat. Denn Eisdielen gibt es in Steinheim eigentlich sogar zwei – doch beide blieben in den vergangenen Monaten zu. &bdquo;Kein Personal“, ließen die Pächter verlauten und konzentrierten sich derweil auf ihr Geschäft in Nieheim. Doch nun gibt’s in Steinheim frischen Schwung in der Detmolder Straße 2. Das Rezeptbuch von Papa Giovanni Acelya Afra Toscani-Bozkurt und ihr Mann Recep Bert Bozkurt haben die Sache mit dem Eis jüngst selbst in die Hand genommen, erwarten in diesen Tagen zum ersten Mal Wochenend-Kundschaft und haben dafür extra große Portionen Eis hergestellt. &bdquo;Schon am Eröffnungstag war hier super viel los“, freut sich die 23-Jährige, &bdquo;wir haben schon viel positives Feedback bekommen“. Im Eiscafé ihrer Eltern hat die heutige Hotelfachfrau schon mitgeholfen, als sie 13 Jahre alt war. Das Handwerk ist ihr also bestens bekannt – und doch ist es anders, wenn man eine Eisdiele dann selbstständig betreibt. &bdquo;Wir stellen die Eissorten frisch her“, erzählt sie. Da feile man derzeit noch am Timing. Bis morgens um 6 Uhr habe man vor der Eröffnung in der Küche der Eisdiele gestanden und die 24 angebotenen Eissorten hergestellt. Von Stracciatella über Mango bis Schokolade. Lange Familientradition &bdquo;Wir haben dafür das Rezeptbuch von meinem Papa Giovanni bekommen“, sagt Toscani-Bozkurt. Eine Familientradition, die schon seit 1957 besteht. Mit Rezepten, die aus der Region der Dolomiten, genauer aus der Region von Cortina d’Ampezzo, stammen. Dafür haben die beiden jungen Eiscafé-Betreiber auch in eine neue Eismaschine investiert, und kreieren die Eissorten geduldig in der frisch sanierten Küche: &bdquo;Immer eine Eissorte nach der anderen“, sagt Toscani-Bozkurt. Je Sorte brauche es etwa 20 Minuten. &bdquo;Das ist schon viel Arbeit und nicht ohne“, sagt sie weiter. Welches Eis wollen die Steinheimer? Schon nach einem Tag zeigt sich: Die Steinheimer mögen den Klassiker – Vanilleeis. Ob in der Waffel oder als &bdquo;Spaghetti“: &bdquo;Mehr als vier Bottiche Vanilleeis haben wir am ersten Tag gebraucht“, sagt die 23-Jährige lachend und freut sich, dass der Andrang gleich zu Beginn schon so groß ist. Den Steinheimer Eis-Fans möchte die Hotelfachfrau auch gleich einiges bieten. Ganze 24 Seiten umfasst die neue Speisekarte: Vom Heißen-Himbeer-Becher bis zum Trüffeleis, vom Marsala-Becher bis zum Vulcano, bestehend aus Orangen- und Zitroneneis sowie Sahne und italienischem Bitterino. &bdquo;Bei den Kindern ist vor allem unser Ü-Ei-Becher beliebt“, so Toscani-Bozkurt. Denn dieser Becher enthält all das, was junge Gäste gern mögen: Erdbeer- und Vanilleeis, Smarties, Schokosoße, Sahne und eben ein Überraschungsei. Eine Kugel Eis kostet in Steinheim 1,60 Euro. Etwas, das die Eisdiele Rialto von der Ulmer Eisdiele der Toscanis unterscheidet: In der Großstadt liegt der Preis pro Kugel derzeit bei 1,90 Euro. Und auch die Eisbecher sind im Norden des Kreises Höxter deutlich günstiger als im Ulmer Eiscafé Rialto. Ist der Personalmangel in der Eisdiele passé? Die vorherige Betreiberin der Steinheimer Eisdiele, Monica Torres Thiemann, hätte das Geschäft mit der kühlen Süßspeise auch gern weitergeführt – doch es mangelte an einer Vollzeitkraft, die sich partout nicht finden ließ. Da sie selbst in Nieheim agiert, konnte sie so in der Emmerstadt in diesem Sommer nicht öffnen. Immerhin: Das &bdquo;Heiter bis Lecker“ bietet auch Eiskreationen an. Auch die neuen Pächter der Steinheimer Eisdiele suchen Verstärkung – können aber etwas entspannter an die Sache heran gehen: &bdquo;Bei mir haben sich schon vier junge Leute gemeldet, die gern mitarbeiten würden“, sagt Toscani-Bozkurt. Da auch die Familie ihres Mannes zum Start tatkräftig hilft, habe man zunächst genügend Personal da. Aber: &bdquo;Dauerhaft reicht das nicht“, so die 23-Jährige, &bdquo;wir suchen noch weitere Leute, die hier auf Mini-Job-Basis arbeiten möchten“. Vor allem in der Sommerzeit. Denn man möchte möglichst viel öffnen: Montags bis sonntags stehen die Türen der Eisdiele Rialto von 10 bis 21 Uhr offen. &bdquo;Nur bei akutem Regenwetter schließen wir abends vielleicht mal eher“, so Toscani-Bozkurt. Macht die Eisdiele nach dem Sommer zu? Den ersten Schwung ihres neuen Geschäfts wollen Toscani-Bozkurt und ihr Mann mit in den Winter nehmen: &bdquo;In diesem Jahr werden wir den Winter über wohl geöffnet haben“, sagen sie, &bdquo;in den darauffolgenden Jahren werden wir dann voraussichtlich immer von Oktober bis Februar schließen“. Die beiden jungen Steinheimer lernten sich einst im Urlaub kennen, dann zog sie zu ihm in die Emmerstadt – und nun scheint sie angekommen. &bdquo;Hier in der Gastro fühle ich mich richtig wohl“, sagt Toscani-Bozkurt, während sie ihren Blick durch die Eisdiele schweifen lässt. &bdquo;Ich bin in der Gastro aufgewachsen, hier fühle ich mich zuhause“, erzählt sie weiter. Ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau habe Spaß gemacht, ihr erster Job in Steinheim am Empfang einer Arztpraxis sei auch okay gewesen – aber jetzt sei sie richtig mit Herzblut dabei. Und zwar &bdquo;mit dem Wissen und die Leidenschaft für echtes italienisches Eis“, wie sie sagt.

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