Steinheim Bei Steinheim stehen Windräder bald direkt vor der Haustür

Steinheim. Steinheims Bauamtsleiter Friedhelm Borgmeier ist nicht dafür bekannt, laut zu poltern – selbst wenn er in der Sache sehr ungehalten ist. Und so trug er in der jüngsten Ratssitzung die Planungen zum Windpark Belle, der direkt an Steinheim heranreicht, gewohnt sachlich und nüchtern vor. Auch wenn er durchaus die Worte &bdquo;Empörung" und &bdquo;sehr problematisch" in seinen Vortrag einbaute. Der Windpark soll zusätzlich zu dem beantragten fünf Windrädern im Steinheimer Becken entstehen. Das ist geplant: Sechs Anlagen bis zu einer Höhe von bis zu 240 Metern will das Unternehmen Energiequelle aus Bremen zwischen Steinheim und Belle errichten. Die Anlagen sollen teilweise direkt an der Landesstraße 823 gebaut werden und rücken laut Antragsunterlagen bis auf 691 Metern an die ersten Wohnhäuser in Steinheim heran. Das ist gemäß der Antragsunterlagen das 3,02-fache der Anlagenhöhe. Ihre großen Bedenken will die Stadt Steinheim in jedem Fall dem Kreis Lippe als Genehmigungsbehörde mitteilen. Dazu haben Friedhelm Borgmeier und sein Team die 1.348 Seiten Antragsunterlagen genau durchgearbeitet und dabei jede Menge Ungereimtheiten entdeckt. Geringer Abstand: "Überrascht und empört" Da wäre zunächst der geringe Abstand. &bdquo;Wir waren überrascht und empört, wie nah die Anlagen an Steinheim heranrücken dürfen", erklärte Borgmeier. Allerdings ergänzte Bürgermeister Carsten Torke, dass die oft ins Feld geführte &bdquo;bedrängende Wirkung" der Anlagen kaum vor Gericht Bestand haben wird, wie aus der jungsten Rechtssprechung der Verwaltungsgerichte hervorgehe. Ähnlich sieht es das Gutachten des Unternehmens Bioplan aus Höxter. Darin heißt es: &bdquo;Die nächstgelegene Windenergieanlage 5 befindet sich leicht außerhalb eines Abstandes der 3-fachen Gesamthöhe zum Wohngebäude. Der Wall an der L 823 sowie die zugehörigen Gehölzstrukturen und Bäume schränken die Sicht aus dem Wohnzimmer auf die Windenergieanlage größtenteils ein. Der Rotor von Windenergieanlage 5 ist darüber hinaus die meiste Zeit des Jahres nur von der Seite aus sichtbar, so dass die Silhouette der Anlage sehr schmal und weniger prägnant wirkt. Auf lange Sicht ist zudem eine weitere Reduzierung der Sichtbarkeit durch Pflanzung von vorgelagerten Gehölzen möglich. Die gutachterliche Einschätzung kommt unter Berücksichtigung aller Prüfaspekte zu dem Ergebnis, dass eine optisch bedrängende Wirkung durch die geplante Windenergieanlage 5 für das Wohngebäude, die ein rücksichtsloses Ausmaß entsprechend Windenergie-Erlass NRW erreicht, nicht vorliegt." Erheblicher Schattenwurf Ein weiterer Aspekt ist der zu erwartende Schattenwurf durch die Anlagen. Wie Borgmeier erklärte, sei dieser nicht nur in einem guten Teil der Siedlung Steinheim West mit ihren 170 Wohnhäusern, sondern auch im Gewerbegebiet Lipper Tor zu spüren. Auch das Schulzentrum sei in Teilen betroffen. Das insbesondere die Auswirkungen auf das Schulareal und das Gewerbegebiet im Gutachten nicht gesondert betrachtet worden, hält Borgmeier für einen groben Mangel. &bdquo;Hier sind die Belange der Steinheimer Bürger nicht hinreichend berücksichtigt worden", sagte der Bauamtsleiter. Lärmbelastung nicht untersucht Gleiches gelte für die Lärmbelastung. Hier sei nur der Lärm durch die Anlagen an sich, nicht aber durch das nahegelegene Industriegebiet Belle sowie den ebenfalls beantragten Windpark im Steinheimer Becken betrachtet worden. Für ebenfalls nicht ausreichend untersucht hält die Verwaltung die Belange des Artenschutzes. Dass der bedrohte Rotmilan und viele Fledermäuse hier ihre Kreise ziehen, sei zu wenig betrachtet worden. Möglicher Eiswurf im Winter Völlig unverständlich ist Borgmeier, dass eine der Anlagen sehr nahe an der Kreisstraße 75 Richtung Belle errichtet werden soll. Das Problem: möglicher Eiswurf im Winter. Der kann aus Sicht der Stadt sehr gefährlich für Radfahrer und Autofahrer werden. &bdquo;Hier kommt aus unserer Sicht der Schutz der Bevölkerung zu kurz", moniert Borgmeier, obgleich die betroffene Anlage mit einer Eiserkennung und einer Abschaltautomatik versehen werden soll. Inzwischen hat bereits die Auslegung der Pläne begonnen, ein Einspruch für Bürger ist nur noch bis Anfang Juli möglich. Die Unterlagen, die drei Aktenordner umfassen, liegen unter anderem in Bauamt der Stadt aus. Sie sind aber auch auf der Homepage des Kreises Lippe www.kreis-lippe.de im Unterpunkt Natur-und-Umwelt, Bereich Abfallwirtschaft unter Amtliche-Bekanntmachungen zu finden. Der Windpark Steinheimer Becken Im Steinheimer Becken plant der Energiekonzern EnBW, fünf Anlagen zu errichten. Die Anträge werden derzeit beim Kreis Höxter geprüft. Bürgermeister Carsten Torke rechnet damit, dass im Spätsommer oder Herbst eine Entscheidung fallen wird. Dann soll es auch eine weitere Bürgerversammlung geben, auch weil sich die Rechtssprechung in jüngster Vergangenheit immer weiter entwickelt hat.