Holzhausen (nw). "Nach Voices ist vor Voices und vor Voices ist noch ein weiteres Mal vor Voices!" Wenn es um den Kulturbetrieb Gut Holzhausen und das Stimmenfestival geht, weiß Leonore von Falkenhausen sehr genau, wovon sie spricht und wie viele Vorbereitungen damit verbunden sind. So nutzte sie die ersten Sonnentage im goldenen Oktober, um mit einem ihrer wichtigsten Partner für die nächsten beiden Festivals, dem international erfolgreichen Pianisten Alfredo Perl, das Programm zu planen und die Ziele zu besprechen. Was er mit dem Festivalsommer auf Gut Holzhausen verbindet und welche Musik er besonders liebt, verriet Professor Perl der NW im Gespräch mit Josef Köhne.
Herr Professor Perl, 1965 kamen Sie in Santiago de Chile zur Welt. Ich nehme an, Sie legten die rund 12.500 Kilometer nach Deutschland nicht zurück, um in Holzhausen auf der Bühne zu stehen?
Alfredo Perl: Das vermuten sie richtig. Meine in Santiago begonnene Ausbildung habe ich zunächst an der Musikhochschule Köln bei Günter Ludwig fortgesetzt. Dann habe ich sechs Jahre in London gelebt, 14 Jahre in München und seit sechs Jahren bin ich an der Musikhochschule Detmold.
Zwischen Detmold und Holzhausen waren es dann nur noch 30 Kilometer.
Perl: Tatsächlich? So weit kommt mir das gar nicht vor. Spaß beiseite. 2011 hat mich eine Bekannte - auch eine Pianistin - mit zu Voices nach Holzhausen genommen. Nach dem ersten Besuch war ich genauso begeistert von dieser wunderbaren Atmosphäre, wie sie selbst. Ich habe die Menschen hier kennen gelernt und es zieht mich immer wieder, wie ein Magnet, hierher zurück.
Welches "Metall" haftet denn da so fest am Magneten?
Perl: Es sind die Menschen, es ist das Ambiente, es ist die Ruhe, es ist die schlichte Konzerthalle und es ist der Musikpavillon, im dem ich sehr gerne alleine am Flügel sitze und musiziere.
Zurzeit aber statten Sie dem Gut einen Arbeitsbesuch ab?
PERL: Ja, das ist richtig. Leonore hat mich gebeten, mit ihr einige Möglichkeiten für das Programm Voices 2014 zu überlegen und auch schon über Voices 2015 nachzudenken.
Ist das sinnvoll, solange im Voraus zu planen?
PERL: Aber ja! Wenn sie zum Beispiel die Nordwestdeutsche Philharmonie haben wollen, müssen sie sehr früh die Verträge abschließen.
Wie früh?
PERL: Für Voices 2015 konnte Leonore die NWD schon nicht mehr unter Vertrag nehmen, weil diese bereits an beiden Festspielwochenenden ausgebucht ist.
Und was nun? Das Voices-Publikum hat sich doch bereits an den hervorragenden Klang "der Herforder" gewöhnt.
PERL: Das ist einer von mehreren Gründen, weshalb wir zurzeit hier beraten. Seit 2009 bin ich neben meiner Lehrtätigkeit auch noch künstlerischer Leiter des Detmolder Kammerorchesters. Eben dieses möchte Frau von Falkenhausen für den Festspielsommer verpflichten.
Wird es ihr gelingen?
PERL: (lächelt) Schau?n wir mal, wie nett sie bittet. Nein! Tatsächlich ist es so, dass wir schon nahezu alles geklärt haben. Das Detmolder Kammerorchester wird hier spielen und ich werde es dirigieren.
In welcher Rolle, Professor Perl, werden die Konzertbesucher Sie bei Voices 2014 erleben?
PERL: In einer der schwersten.
Wie darf ich das verstehen?
Perl: Ich bin als Konzertpianist gerne alleine auf der Bühne, musiziere auch gern mit guten Orchestern. In Holzhausen aber werde ich die großartige Gernhild Romberger begleiten. Und mit Sängern aufzutreten, ist schon etwas ganz Besonderes. Da ist eine sehr, sehr enge Zusammenarbeit erforderlich. Man muss da als Pianist genau und sehr aktiv mithören.
Unserem Gespräch konnte ich entnehmen, dass Beethoven Ihr Lieblingskomponist ist. Werden die Gäste auf Gut Holzhausen in der Zeit vom 28. Juni bis zum 6. Juli 2014 seine Werke hören?
Perl: Das vermag ich noch nicht zu sagen. Aber mit Leonore bin ich mir darin einig, dass Richard Strauss eine große Rolle spielen wird. Denn im Juni 2014 feiert die Musikwelt seinen 150. Geburtstag. Aber lassen Sie sich überraschen und freuen Sie sich auf schöne und beschwingte Melodien. Vor allem aber sollten Sie sich auf das Konzert mit Gernhild Romberger freuen. Sie ist eine großartige Sängerin mit einer wunderbaren Altstimme. Und ich bin dann ja auch dabei.