Aufmerksame Dorfbewohner werden Drogenhändlern zum Verhängnis

Nieheim-Sommersell/Brakel-Hembsen. Dass sich kriminelle Zeitgenossen immer häufiger aufs Land zurückziehen, etwa um dort Cannabisplantagen oder Drogenküchen aufzubauen, ist hinlänglich bekannt. Doch als sich drei Männer für Sommersell und Hebmsen als Standorte ihres illegalen Treibens entschieden, war genau das die völlig falsche Wahl. Denn dort blieb den aufmerksamen Dorfbewohnern nichts verborgen. Sie teilten ihre Beobachtungen der Polizei mit – seit Freitag muss sich das Trio wegen gemeinschaftlichen Drogenhandels vor dem Landgericht Paderborn verantworten. Ins polizeiliche Netz gingen die Drei sowie einige andere mutmaßliche Mittäter im vergangenen Oktober. Damals nahmen die Fahnder zwei Häuser in Sommersell und Hembsen in genauen Augenschein. In den Dachgeschossen entdeckten sie professionell ausgestattete Marihuana-Plantagen. Augenscheinlich hatte die wuchsfreudige Pflanze dort beste Bedingungen. Denn in Hembsen entdeckten die Fahnder 576 Marihuana-Setzlinge. Gut 144.000 Euro hätte man nach der Ernte mit dem gewonnenen Rauschmittel im Straßenverkauf einnehmen können, schätzten die Experten. Eine ebensolche Summe hätte ihrer Meinung nach mit einer Ernte der Plantage erzielen können, die in Sommersell hochgenommen werden konnte. Dort wurden bei der Durchsuchung 178 bis zu 80 Zentimeter hohe Pflanzen gefunden, getrocknete Blüten und Blätter von rund 400 Exemplaren sowie 4.323 Gramm verkaufsfertiges Marihuana. Aufmerksame Nachbarn Diesen Fahndungserfolg verdanken die Drogenfahnder wohl vor allem den aufmerksamen Sommersellern. Denn als ein Bürger beobachtete, wie in einem heimischen Baumarkt zwei Männer mehrere sogenannte Panzersicherungen kauften und anschließend feststellte, dass just der Wagen, mit dem die beiden unterwegs gewesen waren, vor einem Haus in dem kleinen Ort abgestellt war, mochte er dieses nicht für sich behalten. Es sei schließlich viel über das Haus geredet worden, das nach vielen Jahren Leerstand eine neue Eigentümerin gefunden hatte, erklärt der Sommerseller mehr als ein halbes Jahr später vor dem Landgericht. Von Hanfanbau und Drogenverkauf sei die Rede im Dorf gewesen. Und so teilte der Sommerseller als Mitarbeiter des Ordnungsamtes seinen Kollegen von der Polizei seine Beobachtungen mit. Auch ein Rentner, der drei Mal täglich während seiner Runden mit dem Hund an dem Haus vorbeigeht, kam das Treiben dort spanisch vor. Die neuen Besitzer hätten sofort mit dem Renovieren begonnen und sich hinter einem hohen Sichtzaun &bdquo;verbarrikadiert", erzählt er den Richtern und berichtet vom Kommen und Gehen verschiedener Männer, die Autos mit auswärtigen Kennzeichen gefahren hätten. &bdquo;Da ging etwas nicht mit rechten Dingen vor sich", sagt der 69-Jährige. Als er nach rund sechs Monaten auf einem Spaziergang dann erstmals einen starken Marihuana-Geruch wahrnahm, ging der Sommerseller zur Polizei. So geht es jetzt weiter Die erwischte bei ihren Durchsuchungen Ende Oktober drei 49, 35 und 25 Jahre alte Männer, die in den Niederlanden sowie in Bad Sassendorf gemeldet sind, sowie eine junge Frau, die das Haus in Sommersell 2019 für 40.000 Euro gekauft hatte. Während sich Letztere demnächst vor dem Amtsgericht in Brakel wegen Beihilfe zum Drogenhandel verantworten muss, sitzt das Männer-Trio schon jetzt auf der Anklagebank. Zunächst noch schweigen sie auf Anraten ihrer Verteidiger, die mit den Richtern unter dem Vorsitz von Anne Zacharias und Staatsanwalt Frank Stegen ein erstes Rechtsgespräch geführt haben. Bis zum nächsten Verhandlungstag am Montag, 3. Mai, wollen sie darüber nachdenken, ob sie ein umfängliches Geständnis ablegen wollen. Es stehen bislang Haftstrafen zwischen zweieinhalb bis viereinhalb Jahren im Raum.

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