Abtei Marienmünster: Priestermangel sorgt für schwierige Zeiten

Marienmünster. &bdquo;Hinterm Horizont geht’s weiter.“ So lautete das Thema einer Sternwallfahrt, zu der die Vertreter der Pastoralverbünde Steinheim, Nieheim und Marienmünster im Mai 2011 in den Innenhof der Abtei Marienmünster eingeladen hatten. Viele Katholiken fragten sich damals, wie der Glaube lebendig weitergelebt werden kann, wenn aufgrund des akuten Priestermangels immer mehr Pfarreien zusammengelegt werden und aus drei Pfarrverbünden schließlich der pastoraler Raum Steinheim-Marienmünster-Nieheim wird. Was sich in der Folgezeit im Schatten der drei Abteitürme abspielte, war spannend, bedeutsam und wohl auch zukunftsweisend. Vor allem aber war es eine Herausforderung für die Menschen, die sich als Laien auf den Weg machten, die Kirche für alle Gläubigen und Suchenden offen zu halten. Einige von ihnen gründeten die &bdquo;Perspektivgruppe Marienmünster“ und planten für die Zeit nach den Passionisten, denn es stand bereits fest, dass diese die Abtei bis zum Jahr 2015 nach mehr als vier Jahrzehnten verlassen würden. Johannes Potthast, langjähriger Kirchenvorstand, der Organist Josef Fuhrmann sowie die Pfarrgemeinderätin Elisabeth Seifert arbeiteten aktiv und zielorientiert in dieser Gruppe mit und erlebten in den Folgejahren einige Überraschungen. Die ersten Ergebnisse ihrer Beratungen versandte die Gruppe bereits im Juli 2012 in einem Schreiben an das Generalvikariat Paderborn. Darin hieß es: &bdquo;Besonders spannend und besonders kraftvoll wird der Ort Marienmünster, wenn die unterschiedlichen Bereiche verbunden sind, kommunizieren und zusammenarbeiten. Und sei es auf nur einer kleinen gemeinsamen Schnittfläche.“ Aussagekräftige Antworten bekamen sie darauf keine. Differenzen mit Franzosen Als die Passionisten die Abtei aufgrund von Unstimmigkeiten mit dem Generalvikariat bereits früher als vorgesehen verließen, kam im September 2014 Pastor Stephan Siebert. Obwohl er nur 27 Monate in Marienmünster blieb, schaffte er es, weitreichende Entscheidungen voranzutreiben. So gelang es ihm unter anderem, die fünf Pfarreien des Pastoralverbunds Marienmünster in einem Kirchenvorstand und einem Gesamtpfarrgemeinderat zusammenzuführen. Johannes Potthast, der dem Kirchenvorstand 40 Jahre lang angehörte, hält diese Entscheidung auch heute noch für richtig, vorbildlich und zukunftsorientiert. &bdquo;Die mit einem gesunden Patriotismus auftretenden Pfarreien mussten sich neu finden“, sagt er. Nach dem Abschied von Pastor Siebert im Oktober 2017 wurde Abbé Thomas als erster Priester der französischen Communauté Saint-Martin in der ehemaligen Benediktinerabtei vorgestellt. Zwei weitere Mitglieder aus dieser Gemeinschaft, die sich dem Dienst am Menschen verschrieben hat, folgen ihm. Der Umgang mit den erzkonservativen Franzosen – Ministrantinnen und Lektorinnen waren unerwünscht – gestaltete sich schwierig. Die Differenzen führten dazu, dass Paderborn die Franzosen wieder abberief. &bdquo;Für die Abtei war das ein derber Rückschlag“, sagt Johannes Potthast rückblickend, &bdquo;denn mit dem Einzug der Ordensgeistlichen war eine umfängliche Renovierung der Pfarrräume verbunden.“ Auf den Punkt gebracht hieß das: &bdquo;Keine Mönche, keine Baumaßnahmen.“ In der Folgezeit wurde die kirchliche Verwaltung immer weiter dem von Steinheim aus verwalteten pastoralen Raum übertragen. Von dort werden die wenigen Priester eingesetzt und selbst die Gottesdienstzeiten werden den Pfarreien von dort vorgegeben. Für die stets aktiven Marienmünsteraner ist das sehr bedauerlich, denn dass bei ihnen die Sonntagsmesse jetzt um 9 statt um 10 Uhr beginnt, hat ihrer Meinung nach die Reihen gelichtet. Trotz dieser Veränderungen und obwohl das Thema Seelsorge ihnen arge Sorge bereitet, haben Menschen wie Seifert, Fuhrmann und Johannes Potthast nicht resigniert. &bdquo;Wir haben ein tolles Team, das den Samen, den die Passionisten gelegt haben, weiter keinen lässt“, sagt Seifert. Gemeinsam mit Fuhrmann und Hans Hermann Jansen, dem künstlerischen Leiter der Kulturstiftung Marienmünster, entwickeln sie Pilgerangebote, Gebetstage, Taizé Andachten, Orgelkonzerte sowie Kinder- und Jugendgottesdienste. Weltladen wird gut besucht Sehr gut besucht wird der vom &bdquo;Unsere-Welt-Kreis“ betriebene Weltladen. In ihn lädt Elisabeth Seifert mit ihrem Team nach den Sonntagsmessen ein. Die Kirchenbesucher dürfen in dem mit umweltfreundlicher Energie über das Nahwärmenetz beheizten Saal Platz nehmen und sich bei einer Tasse Kaffee unterhalten oder neue Kontakte knüpfen. Viel Zeit investieren die ehrenamtlichen Kirchendienerinnen und -diener in ihre Chöre und Musikgruppen, die regelmäßig in den Räumen der Abtei proben. &bdquo;Hier kommen Menschen zusammen, die miteinander reden und dann auch füreinander da sind“, sagt Josef Fuhrmann und sieht darin ein gewünschtes christliches Miteinander. Mit einer spürbaren Freude berichtet Elisabeth Seifert, dass &bdquo;die immer offene Wallfahrtskirche“ nach wie vor ein Anziehungspunkt für viele Besucher ist. &bdquo;Vor dem Bild der Gottesmutter werden wöchentlich 300 Kerzen angezündet. Für mich ist das ein Zeichen dafür, dass Gläubige und Suchende hier einen Ort der Ruhe und Besinnung finden“, ergänzt sie. Für den Erhalt und die Zukunftsfähigkeit dieses Ortes mit dieser außergewöhnlichen Strahlkraft wollen sich die Christen in Marienmünster weiterhin einsetzen, auch wenn es sie viel Zeit, Arbeit und Kraft kostet.

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