
Marienmünster. Der Wahlkampf für die Bürgermeisterwahl am 13. September ist eröffnet. Mit Friedhelm Borgmeier hat die CDU bereits einen Kandidaten ins Rennen geschickt. Im Gespräch mit NW-Mitarbeiter Josef Köhne erklärte am Freitag auch Amtsinhaber Robert Klocke, dass er seinen Hut in den Ring werfen wird.
Herr Klocke, wann haben Sie sich entschieden erneut zu kandidieren?
ROBERT KLOCKE: Meine Entscheidung ist gestern gefallen. In enger Abstimmung mit meiner Familie habe ich beschlossen, noch einmal anzutreten
Was hat Sie letztendlich dazu bewogen?
KLOCKE: Für den Ruhestand fühle ich mich zu jung und zu sehr motiviert. Außerdem haben mich die vielen positiven Signale aus der Bevölkerung bestärkt.
Gesetzt den Fall, Kämmerer Jörg Bierwirth wird Bürgermeister in Schieder. Wer wird sich dann um den schwierigen Haushalt kümmern?
KLOCKE: Da ich davon ausgehe, dass er gewählt werden wird, haben wir die Stelle gerade ausgeschrieben. Ich selbst habe viele Jahre als Kämmerer gearbeitet und mich intensiv mit dem Neuen Kommunalen Finanzmanagement (NKF) befasst. Das wird die Einarbeitungsphase sicher erleichtern. Lassen Sie mich aber noch folgendes sagen: Ich möchte die erfolgreiche Arbeit für die Stadt Marienmünster und die in ihr lebenden Menschen mit meinen qualifizierten, teamfähigen und einsatzbereiten Mitarbeitern fortführen.
Dem darf ich entnehmen, Sie sind mit der bisherigen Arbeit zufrieden?
KLOCKE: Die schwierigen Themen der letzten Jahre sind gemeistert. Wir haben den frühkindlichen Bildungsbereich zukunftsfähig aufgestellt und die Schullandschaft auf die heutigen Anforderungen ausgerichtet. Das Familienzentrum betreut unsere Jüngsten in bedarfsgerechten und modernen Räumen, die U-3-Betreuung ist gut etabliert und Kindergarten und Schule agieren zusammenführend und integrierend unter einem Dach.
Der dicke Brocken Freizeit- und Hallenbad bleibt vor ihrer Brust?
KLOCKE: Da sind wir doch auf einem guten Weg! Die Sanierung startet soeben durch, so dass es Anfang Oktober mit dem Badespaß im runderneuerten und brandschutztechnisch optimierten Bad weitergehen kann.
Die Abtei bereitet Ihnen keine Kopfschmerzen?
KLOCKE: Die Kulturstiftung verdient unsere volle Unterstützung. Sie wird weit über unsere Stadt hinaus wahrgenommen. Und das in einem sehr positiven Sinn. Als Vorstandsmitglied bin ich vorne mit dabei und ich werde alles in meinen Kräften Stehende tun, damit es weiter gut voran geht.
Was kommt dort auf Sie zu?
KLOCKE: Zunächst die Million an Förderung für ein Touristinformationszentrum. Damit kann das Umfeld des Wahrzeichens der Stadt Marienmünster nach historischem Vorbild neu gestaltet werden. Der gesamte Bereich mit den drei Kulturscheunen wird erheblich aufgewertet. Ende April ist Richtfest, Ende September sind wir mit der Gestaltung des Außenbereichs fertig, im Frühjahr 2016 übergeben wir das Projekt der Öffentlichkeit. Ich denke, da haben alle Beteiligten einen guten Job gemacht.
Und welcher Meinung ist die "schwäbische Hausfrau"?
KLOCKE: Gute Frage! Trotz des schwierigen Starts mitten in der Wirtschaftskrise 2009/2010 und den damit verbundenen Belastungen für die öffentlichen Haushalte haben wir unsern Haushalt auf Kurs gebracht. Aktuell weist er in den Planungen für das Jahr 2016 schon ein Plus von 87.200 Euro aus. Starten musste ich mit einem Minus von 1,02 Millionen Euro. Dabei haben wir im gesamten Kreis und im benachbarten Lippe (Lügde/Schieder) nachweislich die niedrigsten Gewerbe- und auch Grundsteuerhebesätze. Trotz oder wegen dieser niedrigen Hebesätze konnten wir die Gewerbesteuereinnahmen von 660.000 Euro in 2008 auf 1,19 Millionen Euro in 2014 steigern.
Sie wollen sagen, Sie haben mit Ihrem Team gut gewirtschaftet?
KLOCKE: In meiner Amtszeit haben wir keine neuen Kredite aufgenommen und die Weichen sind so gestellt, dass das bis mindestens 2018 so bleibt.
Somit kann alles so bleiben wie es ist?
KLOCKE: Das habe ich nicht gesagt. Aber auf dieser guten finanziellen Basis können wir aufbauen. Leerstands- und Freiflächenmanagement, Herausforderungen der Demografieentwicklung, Sanierung der Dorfstraßen und Wirtschaftswege, die Modernisierung unseres Wasserwerkes: All das und vieles mehr, können wir unter diesen finanziellen Vorzeichen planvoll angehen. Ein von unserem Bauamt detailliert ausgearbeitetes und von der Politik schon gelobtes Straßen- und Wirtschaftswegekonzept habe ich bereits im November 2014 zur Beratung vorgelegt. Gleiches gilt für ein zukunftsweisendes Wasserwerkskonzept. Für weitere Themen und Lösungen entwickeln wir kreative Ideen.
Kann Suedlink Sie linken?
KLOCKE: Darum geht's nicht! Das Thema Monstertrasse elektrisiert nicht nur die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, sondern natürlich auch das Rathaus. Ich bin von Anfang an dabei und stehe persönlich in engem Kontakt mit unserer Bürgerinitiative und den wichtigsten Akteuren. Gemeinsam sind wir optimistisch, das Blatt vielleicht auch in Richtung einer Erdverkabelung wenden zu können. Die letzten viel beachteten Veranstaltungen geben Anlass zu vorsichtigem Optimismus.
Wie wollen Sie das Thema weiter angehen?
KLOCKE: Das ganze Spektrum an Aufgaben und Herausforderungen habe ich in meiner bisherigen Amtszeit mit einer hoch motivierten und gut ausgebildeten Mannschaft immer nach sachorientierten Gesichtspunkten vorbereitet und zur Entscheidungsreife gebracht. Dabei waren alle Überlegungen - wie bei meiner Kandidatur versprochen - immer frei von politischen Einfärbungen. Damit sind wir am Ende alle gut gefahren. Das möchte ich natürlich so fortsetzen.
Apropos Kandidatur: Bleiben Sie unabhängig, Herr Klocke?
KLOCKE: Ja! Ich habe immer mit offenen Karten gespielt. Alle Fraktionen wurden regelmäßig zu interfraktionellen Gesprächsrunden eingeladen, um über anstehende Themen und politische Entwicklungen frühzeitig zu informieren. Für die Leser unseres Amtlichen Mitteilungsblattes ist die Rubrik "Der Bürgermeister informiert" zur gewohnten und gern gelesenen Lektüre geworden. Hier informiere ich aktuell über die Beschlüsse in den Ausschüssen und im Rat und über wissenswerte Ereignisse. Aber ich werde auch alle Netzwerke und Verbindungen nutzen, um das Beste für unsere Stadt herauszuholen. Informiert sein und informieren ist für mich sehr wichtig.
Wo und wann konnten Sie nützliche Verbindungen knüpfen?
KLOCKE: Es gab viele Möglichkeiten. Eine davon war zum Beispiel ein angenehmes Gespräch mit unserer Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bei einer Festveranstaltung vor der Schützenhalle in Bredenborn. Wichtiger noch waren aber die Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern bei allen möglichen Anlässen und in meinem Büro.
"Unabhängig, kompetent, erfahren", das war so glaube ich, Ihr Wahlkampfspruch bei der ersten Kandidatur. Womit wollen Sie dieses Mal punkten?
KLOCKE: Das darf ich korrigieren: Als Bürgermeister will ich für die Bürgerinnen und Bürger da sein. Ich habe und werde keinen "Wahlkampf" führen, denn ich kämpfe weder gegen eine Partei noch gegen eine Person, ich trete an, weil es mir Freude macht, mit aller Kraft für "meine Stadt", für Marienmünster, zu arbeiten. Außerdem will ich den Bürgern Kosten sparen. Sie erinnern sich: Ich habe 2009 versprochen, für zwei Wahlperioden zur Verfügung zu stehen. Meinem damaligen Wahlspruch bin ich übrigens treu geblieben. Ich habe nach bestem Wissen und Können zum Wohl der Stadt entschieden und bin auch dann nicht umgefallen, wenn das Klima rau wurde und die Wortwahl zu wünschen übrig ließ. Das wird auch so bleiben, wenn die Bürgerinnen und Bürger mir noch einmal das Vertrauen aussprechen.