Vörden/Kreis Höxter

„Chance für einen Neuanfang“

Neue Selbsthilfegruppe für Suchterkrankte und ihre Angehörige

Vor dem Albert-Schweitzer-Haus: In der Einrichtung in Vörden bietet Kalle Steinmann ehrenamtlich ab dem 4. März regelmäßige Treffen einer Selbsthilfegruppe für Suchterkrankte und ihre Angehörigen an. Auch Betroffene anderer Städte und Gemeinden sind willkommen. | © FOTO: MADITA PEINE

19.02.2015 | 19.02.2015, 18:30

Vörden/Kreis Höxter. Die Städte Marienmünster und Nieheim bilden derzeit noch einen „weißen Fleck“ in der Sucht-Selbsthilfe im Kreis Höxter: Daher wird es ab März in Vörden eine Gruppe geben, in der Suchterkrankte, Lebenspartner oder Angehörige im geschützten Rahmen ihre Sorgen und Nöte ansprechen können. Das erste Mal trifft sich die Selbsthilfegruppe des Kreuzbundes am Mittwoch, 4. März, im Albert-Schweitzer-Haus.

Der Kreuzbund ist ein Fachverband der Caritas in der Erzdiözese Paderborn und ein kompetenter Partner für ein Leben ohne Suchtmittel. Ansprechpartner der neuen Gruppe in Vörden ist der 54-jährige Kalle Steinmann. „Ich bin nach einigen Abstinenzphasen und Rückfällen nun seit dreieinhalb Jahren trockener Alkoholiker und kann Einiges an Lebenserfahrungen in die Gruppenarbeit einbringen“, sagt er. „Auch habe ich am eigenen Leibe erfahren müssen, dass bei einem Alkoholmissbrauch ein ,kontrolliertes Trinken’ nach einer Abstinenz nicht möglich ist, ein Rückfall aber auch immer eine Chance für einen Neuanfang bietet“, erzählt er. Zudem hat Steinmann einige Schulungen absolviert, um mit der Selbsthilfegruppe arbeiten zu können.
Eine Alkoholkrankheit sei nicht heilbar, trotzdem könne man etwas gegen sie tun: „So habe ich vor drei Jahren Kontakt zur Suchtberatung der Caritas und zur Sucht-Selbsthilfegruppe in Höxter aufgenommen, in der ich weiterhin Gruppenmitglied bin“, erzählt Steinmann. Die Gründung einer Selbsthilfegruppe in Marienmünster hat er ehrenamtlich in seiner Freizeit übernommen, nicht zuletzt auch um seine eigene Stabilität in seiner Abstinenz zu stärken.
Dass das Evangelische Johanneswerk seiner Selbsthilfegruppe den Konferenzraum des Albert-Schweitzer-Hauses in Vörden zur Verfügung stellt, freut Steinmann sehr. „Suchtmittelabhängige und ihre Angehörigen müssen derzeit weite Wege nach Höxter, Holzminden, Steinheim, Brakel oder Bad Driburg in Anspruch nehmen, um eine Gruppe besuchen zu können. Dies wird durch eine lokal ansässige Gruppe jetzt erleichtert“, fügt Steinmann hinzu.
Die Vördener Selbsthilfegruppe ist für Menschen jeden Alters bestimmt, die in Abhängigkeit von ihrem Suchtmittel oder mit ständigem Suchtmittelmissbrauch leben. Die Gruppe ist offen für Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenabhängige. „Gleichfalls nehmen wir Menschen mit Spielsucht oder sogenannten ’neuen Süchten’, wie übermäßigem Internet- oder Handykonsum, auf“, erklärt Steinmann. Auch Angehörigen, die sich in „Co-Abhängigkeit“ befinden, wird Hilfe angeboten. „Co-Abhängigkeit“ bedeutet dabei nicht, dass die Angehörigen selbst direkt suchtmittelabhängig sind, sondern bezeichnet den Zustand, in dem sie unter der Abhängigkeit des Suchterkrankten für sich Leid und Stress erfahren.
Die Gruppe ist zudem nicht nur auf Marienmünster beschränkt. „Es sind jederzeit Suchtbetroffene auch aus der Stadt Nieheim oder den benachbarten Städten und Gemeinden willkommen, in denen es keine Sucht-Selbsthilfegruppe gibt oder wenn man eine solche aus persönlichen Gründen am Heimatort nicht besuchen möchte“, lädt Steinmann alle Interessierten ein. Er betont auch, dass die Gruppe sehr vertraulich arbeite. Gesprochenes verlasse den Gruppenraum nie.
„Dadurch, dass alle Gruppenmitglieder gleichermaßen Betroffene sind, ist ein Verständnis für die Probleme des Einzelnen vorhanden und es kann oft aus den eigenen Erfahrungen der Gruppenmitglieder eine Lösung oder eine Hilfestellung gegeben werden. Dies ist praktisch das Prinzip der Selbsthilfe“, erklärt er. Die Gruppe kennt allerdings auch ihre Grenzen. „In einigen Fällen ist eine professionelle Suchtberatung oder eine Therapie erforderlich“, sagt Steinmann.
Interessierte Teilnehmer der Gruppe können sich bei ihm anmelden. Sie sollten nach Möglichkeit nüchtern und pünktlich zum Gruppentreffen erscheinen.

Information

Daten und Kontakt

Die Selbsthilfegruppe trifft sich ab Mittwoch, 4. März, regelmäßig mittwochs zwischen 19:30 und 21:00 Uhr im Albert-Schweitzer-Haus in der Berliner Straße 16 in Vörden.
Die Treffen finden im Konferenzraum gleich neben dem Eingang der Einrichtung statt.
Für die Kontaktaufnahme stehen das Gruppentelefon unter (05 27 1) 96 65 34 3 oder das Gruppenhandy unter (01 51) 56 73 13 87 zur Verfügung.
Zudem kann eine E-Mail an kfshx@web.de geschrieben werden.
Alle Kontakte werden vertraulich behandelt. ⋌(map)