Bödexen. Für Urlauber und Tagungsgäste hat das Hotel Obermühle seine Pforten geschlossen, aber es bleibt weiterhin ein Haus voller Leben. Neue Eigentümerin ist Beate Lunburg. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Harry wird sie das auf einer Anhöhe gelegene Haus mit herrlichem Weitblick als Heimstatt für erwachsene Autisten ab 18 Jahren weiterführen.
Beide sind Heilpädagogen mit langjähriger Erfahrung in der Arbeit mit behinderten Menschen und der Heimleitung mit hochqualifizierter Spezialisierung auf Menschen mit autistischen Störungen. Seit 2006 betreiben Beate und Harry Lunburg in Baarsen bei Bad Pyrmont das Wohnheim "Haus am Wind" mit angegliederter Tagesförderstätte. Hier werden auch die zukünftigen Bewohner der Heimstätte Obermühle wochentags arbeiten, lernen und fachkundig individuell gefördert werden.
Mit der Einrichtung der Wohnstätte in Bödexen tragen die Lunburgs dem hohen Bedarf an Unterbringung und Betreuung autistischer Erwachsener Rechnung. "Ich bin ja Autist, muss besonders behandelt werden", zitiert Beate Lunburg schmunzelnd einen ihrer Bewohner im "Haus am Wind". "So ist es, und dieses Haus in Bödexen mit seiner klaren Struktur entspricht perfekt unseren Bedürfnissen."
"Es ist ideal für uns", stimmt Harry Lunburg zu, "und wir sind sehr glücklich, es gefunden zu haben." Im Internet entdeckt und sofort wieder erkannt haben sie das Kaufangebot der früheren Hoteleigentümerin, Aloysia Schade-Spitzenberg (70), die sich auch aus Krankheitsgründen gezwungen sah, das Haus und den Hotelbetrieb aufzugeben. "Wir waren schon als Seminargäste bei Fortbildungsveranstaltungen hier."
Die Größe ist wie maßgeschneidert
Neben der maßgeschneiderten Größe mit 14 Zimmern auf zwei Etagen begeistert die Lunburgs besonders die schöne Lage. "Etwas abseits und doch mittendrin. Hier finden unsere Bewohner die benötigte Ruhe und zugleich ein normales Lebensumfeld." Integration ist ein wichtiger Bestandteil ihres Konzepts. "Wir haben sehr lange nach einem passenden Objekt gesucht, und die Geduld hat sich gelohnt. Besser als hier konnten wir es nicht treffen." Auch die Ortschaft Bödexen hat es ihnen angetan. "Welcher Ort verfügt schon über ein eigenes Haus des Gastes und sogar zwei Kirchen?" An dem Blick auf die historische St. Anna-Kirche kann Beate Lunburg sich gar nicht satt sehen und gesteht, persönlich ein großes Faible für Kirchen zu haben. Und den Menschen, die sich so für den Erhalt ihrer Kirche einsetzen, fliegt ihre Sympathie nur so zu. Beide freuen sich darauf, sich den Bödexern vorzustellen und sich mit ihnen bekannt zu machen.
Doch zuvor heißt es für sie, das Haus, das im März offiziell eröffnet werden soll, in Schuss zu bringen. Die Zimmer, Restaurationsräume, Küche und Schwimmbad sind in gutem Zustand und können ohne weiteren Investitionsbedarf genutzt werden, aber es gilt, die Auflagen der Heimaufsicht des Kreises Höxter und des Brandschutzes zu erfüllen. Seit dem 1. Dezember wird bereits auf Hochtouren gearbeitet. Da waren mit großem Einsatz auch die drei Kinder des Ehepaars, die 13jährige Hanna, Sarah (16), und Rico (17) dabei. "Die haben sich voll reingehängt", freuen sich die stolzen Eltern. "Jetzt fehlt nur die Anlegung eines zweiten Fluchtwegs, was bisher wegen der Wetterbedingungen nicht möglich war", berichtet Harry Lunburg.
"Ansonsten steht nun der große Hausputz an", ergänzt Beate Lunburg. "Außerdem sind wir dabei, die Möglichkeiten zum Weiterbetrieb der Gaststätte im Erdgeschoss auszuloten. In dem Bereich kennen wir uns nun gar nicht aus. Aber wir sind sehr interessiert, die Gaststätte der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen, um auch auf diesem Weg ein integratives Miteinander zu fördern."
Etwa zehn Mitarbeiter sollen beschäftigt werden
Beate und Harry Lunburg, die in ihrer Einrichtung in Baarsen 25 Mitarbeiter beschäftigen, gehen davon aus, dass sie im Haus Obermühle etwa zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen. Erste Bewerbungen liegen bereits vor, ebenso wie Anfragen interessierter zukünftiger Bewohner des Hauses. "Die Auswahl treffe ich sehr sorgfältig", erklärt Beate Lunburg. "Die Vielfalt autistischer Störungen ist ungeheuer groß. Es ist wichtig, dass die Bewohner zueinander passen und für unser Förder- und Entwicklungsangebot, das auf dem Prinzip der "Gestützten Kommunikation" aufbaut, geeignet sind." Dafür geht Beate Lunburg direkt in die Familien der Betroffenen, um sie in ihrem Lebensumfeld kennen zu lernen.
Auch wird das Haus nicht von Beginn an voll belegt sein. "Das ginge gar nicht", erklärt Beate Lunburg. "Wir fangen mit ein, zwei Bewohnern an und werden dann nach und nach die Räume füllen.