Höxter

Kinder krabbeln durch die Kaserne

Tagesgruppe "Libelli" ist ein Leuchtturmprojekt / Enge Zusammenarbeit von Stadt und Bundeswehr

Soldaten und Zivilisten kommen in der Tagesgruppe zusammen. Michael Müller und Oberfeldwebel Carmen Tölke wissen, dass die Kinder hier in guten Händen sind. |

23.03.2013 | 23.03.2013, 02:00

Höxter. Kinderwagen und Kinderlachen auf dem Kasernengelände in Höxter. Erstaunte Blicke der Soldaten und Passanten: Die Kindertagesgruppe "Libelli" in der General-Weber-Kaserne sorgt für Aufsehen und vor allem Begeisterung seitens der Soldaten und der Stadt Höxter.

Die neugierigen Blicke der Soldaten lassen langsam nach, sie haben sich bereits an den Anblick der Kinderwagen auf dem Kasernengelände gewöhnt und freuen sich über die Abwechslung. "Das Kinderlachen erhellt die Kaserne", freut sich Kommandeur Patrick Gaisbauer. Er ist selbst Vater von vier Kindern und weiß, wie wichtig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist.

Im Sommer 2012 wurde der Grundstein für dieses bisher einmalige Projekt gelegt. Die Idee, eine Kindertagesgruppe auf dem Kasernengelände des ABC Abwehrbataillons 7 einzurichten, war eine große Herausforderung seitens der Stadt und der Bundeswehr. Die schnelle Umsetzung des Vorhabens innerhalb von sechs Monaten spricht für den Erfolg des Projektes.

Information

Ausgelastet

Die Kindertagesgruppe hat den Betrieb im Dezember 2012 mit vier Kindern aufgenommen.

Die Betreuung ist für Kinder bis drei Jahre.

Der Gruppe stehen 54 Quadratmeter zur Verfügung, ein Garten wurde für sie angelegt.

Neun Betreuungsplätze stehen zur Verfügung, bis zu fünf davon für die Kinder der Soldaten.

Mittlerweile werden neun Kinder betreut. Die Gruppe ist somit ausgelastet.

Zwei Erzieherinnen, Antje Linse und Petra Brune, wollten eine Tagesgruppe eröffnen, doch die passenden Räumlichkeiten fehlten. Nach einigem Überlegen wurde das Gelände der Bundeswehr Höxter als Standort der Kindertagesgruppe ins Auge gefasst. Das neu errichtete Stabsgebäude bietet genügend Platz. "Als es um die Standortfrage ging, haben wir uns gefragt, wie wir unseren Standort noch attraktiver machen können", so Kommandeur Patrick Gaisbauer. Die Idee, eine Kindertagesgruppe auf dem Gelände der Bundeswehr einzurichten, mit der die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Höxter, Claudia Pelz-Weskamp, an den Oberstleutnant Gaisbauer herantrat, kam ihm entgegen.

Denn viele der Soldaten sind Mütter und Väter kleiner Kinder. Die räumlichen Möglichkeiten standen zur Verfügung und die Erzieherinnen bereits in den Startlöchern. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) erklärte sich bereit, als Träger des Projekts zu fungieren. "Für uns ist es immer interessant, neue Dinge zu gestalten", betont Wolfgang Kuckuk von der AWO.

"Es ist ein Leuchtturmprojekt", betont Kommandeur Gaisbauer und erläutert die Vorteile, die eine Kinderbetreuung auf dem Kasernengelände für Soldaten und Zivilisten bringt: "Durch dieses Projekt fördern wir eine verstärkte Einbettung der Soldaten in die Region. Aber auch die Hemmschwellen seitens der Zivilisten fallen, da sie mehr Kontakt zur Bundeswehr haben. So wird das gegenseitige Verständnis und der gegenseitige Respekt verstärkt."

Dieser Meinung schließt sich auch Bürgermeister Fischer an. "Kinder und Familie sind unsere Zukunft. Deswegen ist es wichtig, dass wir den Kindern die bestmöglichste Betreuung zukommen lassen und den Eltern eine hohe Flexibilität", so Fischer. "Eine Kindertagesgruppe in der Kaserne ist nicht alltäglich und verdeutlicht somit auch, wie eng die Stadt und die Bundeswehr hier zusammen agieren."

Flexibel sind die Eltern bei der Tagesgruppe Libelli vor allem durch die Öffnungszeiten von 6 bis 18 Uhr. "Der Bedarf dafür ist da, denn die Soldaten müssen um 6.15 Uhr zum Antreten erscheinen", weiß Antje Linse. "Das Angebot mit der Tagesgruppe ist wie ein Sechser im Lotto", freut sich Oberfeldwebel Carmen Tölke. Ihre einjährige Tochter Lotta wird in der Gruppe betreut. "Ich habe dadurch keine extra Wege", so Tölke. Berührungsängste mit der Kaserne und der Tagesgruppe haben auch die Zivilisten nicht. "Sicherer geht es nicht", betont Michael Müller. Seine einjährige Tochter Mia-Sophie fühlt sich in der Gruppe wohl. "Die Idee war erstmal ungewohnt, aber dann haben wir uns das vor Ort angesehen und waren begeistert", freut sich Müller.

"Die Kinder fühlen sich hier wohl – und wir uns auch. Wir würden uns auch gerne noch vergrößern, da es bereits Anmeldungen bis 2015 gibt", sagt Erzieherin Antje Linse. Die Stadt hofft darauf, dass auch andere Unternehmen dem Beispiel der Bundeswehr folgen und Betreuungsplätze für Kinder einrichten.