
Höxter. Cafer Tansoy geht durch die schwere Eisentür in sein Restaurant. Kein Tapas-Duft, kein gemütliches Licht, keine Musik und gute Laune. Es ist dunkel. Das Licht funktioniert nicht. Alles ist schwarz. Und es riecht nach verkohltem Holz. Diese Farbe dominiert auch dann noch, als er einen der drei großen Strahler einschaltet. Sie hüllen den Raum in ein helles Licht. Die Wände bleiben stockfinster. Sie sind voller Ruß. Der Brand am vorletzten Tag des Jahres in dem Restaurant an der Westerbachstraße hat Spuren hinterlassen, Auch beim Inhaber (38).
"Allein beim Inventar liegt der Schaden bei rund 150.000 Euro", sagt Tansoy mit leiser Stimme. Vor vier Jahren hatte der aus der Türkei stammende Gastronom sein spanisches Restaurant in Höxter eröffnet, nun steht er in den Ruinen seiner Existenz. Auf 500.000 Euro schätzt die Polizei den Gesamtschaden. Stress kennt der Gastronom eigentlich zu Genüge. Feste Arbeitszeiten oder regelmäßige Freizeit gibt es in seinem Job nicht. Aber eine Woche nach dem verheerenden Feuer kommt er gar nicht mehr zur Ruhe. Polizei, Feuerwehr, Versicherung – der 38-Jährige ist ständig unterwegs auf der Suche nach der Brandursache und der schnellen Wiederbelebung seiner beruflichen Existenz.
"Das Ritmo wird wiederkommen", zeigt er sich kämpferisch. Bis dahin rettet ihn die Ausfallversicherung, die er für solch einen Fall abgeschlossen hat. Wann es weitergehen wird, ist jedoch unklar. "Ein halbes Jahr wird es sicher dauern, so lange ist hier Baustelle", sagt Tansoy.
Die Brandursache ist bisher noch nicht ganz sicher geklärt, letzte Ermittlungen liefen bis gestern Vormittag. "Es sieht so aus, als sei ein nicht gelöschtes Teelicht auf der Empore schuld gewesen", sagt Tansoy. Diese habe dann Deko-Material in Brand gesetzt. Am Sonntagabend hatte er als Letzter gegen 2.15 Uhr das Lokal verlassen. Gegen 5.30 Uhr riss ihn das Klingeln seines Telefons aus dem Schlaf. "Ich raste in etwa 15 Minuten von Nieheim nach Höxter", sagt Tansoy.
Der Inhaber
- Cafer Tansoy wurde in der Türkei geboren.
- 1999 kam er nach Deutschland, wo seine Eltern einen Gastronomiebetrieb hatten.
- In Aachen eröffnete er zunächst ein Lokal, das ebenfalls den Namen "Ritmo" trug.
- Seiner Freundin zuliebe zog er nach Nieheim und eröffnete 2009 das Ritmo an der Westerbachstraße Höxter.
- Tansoy hat einige Jahre in Spanien gelebt.(upo)
Den Brand entdeckt hatte ein Freund von Dennis Esen, der Auszubildender in dem Lokal arbeitet. Er alarmierte seinen bei der Feuerwehr tätigen Kumpel. Esen, einer von zwölf Mitarbeitern, steht nun ohne Ausbildungsstelle da. "Wir überlegen, wie wir weitermachen", sagt Tansoy. "Wir suchen nach einer Lösung", verspricht er. Solange das Ritmo eine Baustelle sein wird, soll der 18-Jährige bei einem anderen Gastronom seine Lehre fortsetzen. "Im Moment ist es nicht so das Problem", sagt Esen. Er habe derzeit Schule.
Tansoy schaut auf die auf der Theke aufgereihten Weinflaschen. Unter den rußgeschwärzten und teils verkohlten Etiketten lassen sich vereinzelt noch die Sorten erkennen. "Gute Weine", sagt Tansoy, "aber nun wertlos." Die seien gekocht worden und daher ungenießbar. Nicht einmal für den Eigenverzehr seien die einst edlen Tropfen geeignet. "Mir steht im Moment eh nicht der Sinn danach", sagt der 38-Jährige.