Brakel. "Wir befinden uns keineswegs auf dem Rückzug. Vielmehr sind wir massiv dabei, das medizinische Angebot im Kreis Höxter auszubauen und zu verbessern", betonte Reinhard Spieß, Geschäftsführer der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE), gestern Vormittag in einem Pressegespräch im St.-Vincenz-Hospital. Das Brakeler Krankenhaus sei nach wie vor einer von fünf Notarzt-Standorten im Kreisgebiet und werde dies auch in Zukunft bleiben.
Nachdem die KHWE die Verträge für die notärztliche Versorgung in Brakel und Bad Driburg zum Ende des vergangenen Jahres gekündigt hatte, wurden Gerüchte laut, dass Brakel als Notarzt-Standort gefährdet sei. Zusätzlich hatten Berichte über den Wegfall der Inneren Medizin am Brakeler Krankenhaus zu einer Verunsicherung der Bevölkerung geführt. "Der Besorgnis wollen wir mit Fakten gegenübertreten", unterstrich Reinhard Spieß. Die Lage stelle sich ganz anders dar, als sie momentan in der Öffentlichkeit diskutiert werde.
"Der Notarzt fährt nach wie vor hier aus dem St.-Vincenz-Hospital. Und daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern", betonte Dr. Rolf Schulte, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes und Vorsitzender des Notarzt-Trägervereins im Kreis Höxter.
Der Zusammenschluss von 20 Medizinern aus dem Kreis Höxter hatte sich Ende 2010 gegründet und organisiert seither die Dienstpläne der Notärzte in Höxter. Unterstützt wird der Trägerverein von 51 Ärzten aus dem Kreisgebiet, die zu einem überwiegenden Teil in den Krankenhäusern der Hospitalvereinigung beschäftigt sind. "Sie alle sind sehr engagiert und kennen die regionalen Strukturen. Das ist ein entscheidender Vorteil", unterstrich Schulte.
Seit dem 1. Januar gibt es dieses Modell auch in Brakel. Die Dienstpläne werden über das Internet abgestimmt. "Wir gehen damit einen völlig neuen Weg, der sehr flexibel und arztfreundlich ist. Für den Bürger ändert sich nichts. Der Notarzt für Brakel hat auch weiterhin hier im Haus seinen Standort", so der leitende Notarzt. Dies sei von enormer strategischer Bedeutung, denn Brakel liegt im geografischen Mittelpunkt des Kreises Höxter. Die Kreisverwaltung als Träger der notärztlichen Versorgung sei auch daher sehr daran interessiert, den Standort zu erhalten.
Dr. Wolfgang Avenhaus, ärztlicher Leiter des St.-Ansgar-Krankenhauses in Höxter, widersprach zudem dem Gerücht, an Heiligabend und am 1. Januar sei ein 75-jähriger Mediziner aus dem Ruhrgebiet im Einsatz gewesen. "Wir haben im Trägerverein ganz klar eine Altersgrenze von 65 Jahren für Notärzte festgelegt", machte er deutlich. Das gelte für alle fünf Notarzt-Standorte im Kreis Höxter.
In Zukunft soll sich jedes Krankenhaus der Hospitalvereinigung noch stärker spezialisieren. Im Zuge dieser Neuausrichtung wird die Innere Abteilung am St.-Vincenz-Hospital aufgelöst. Nach wie vor seien hier aber drei Fachärzte für Innere Medizin tätig, die eine intensive Mitbetreuung der Patienten im Haus gewährleisten, wie Chefarzt Prof. Dr. Rolf Haaker herausstellte.
"Die Innere Medizin an den umliegenden Häusern hatte sich differenzierter entwickelt. Mit im Schnitt 20 bis 25 Patienten im Jahr war die Abteilung in Brakel die kleinste", so Geschäftsführer Reinhard Spieß. Durch die Spezialisierung der einzelnen Häuser der Katholischen Hospitalvereinigung werde eine weitaus bessere fachliche Versorgung der Patienten im Kreisgebiet ermöglicht, als bisher.
"Wenn wir uns nicht spezialisieren, sind wir für den qualifizierten medizinischen Nachwuchs nicht interessant. In diesem Sinne ist eine Spezialisierung überlebenswichtig für die medizinische Versorgung der Menschen im Kreis Höxter", führte Haaker abschließend an.