
Höxter. Seit 25 Jahren arbeitet Andreas König als Stadtarchäologe in Höxter. Was er in dieser Zeit gefunden und erlebt hat, erzählt der 55-Jährige heute Abend um 19.30 Uhr bei einem Vortrag im Haus der Volkshochschule am Möllinger Platz. Vorher sprach NW-Volontär Jens Möller mit ihm.
Herr König, wie finden Sie eigentlich Indiana Jones?
ANDREAS KÖNIG: Ich muss zugeben, die Filme sind gute Unterhaltung. Aber sie geben natürlich nicht das wirkliche Bild des Berufs wieder. Ich habe auch keinen Hut und keine Nilpferdpeitsche. Sondern nur eine Wollmütze.
Die Filmfigur ist todesmutig und besessen von raren Fundstücken. Was muss denn ein echter Archäologe für Eigenschaften haben?
KÖNIG: Er muss vor allem wetterfest sein (lacht). Letztes Jahr im Dezember stand ich bei Minusgraden in der Grube. Es ist nicht jedermanns Sache, ständig im Dreck herumzustehen. Man muss auch eine Menge Zeit einbringen. Eine 40-Stunden-Woche reicht nicht. Man braucht viel Liebe für das Fach.
Klingt ja nicht nach dem Traumberuf, wie ich ihn mir als kleiner Junge vorgestellt habe...
KÖNIG: Ich bin schon mit 16 Jahren auf Ausgrabungen herumgelaufen. Da gab es 4,98 D-Mark pro Stunde vom Landesamt Hannover. Als ich dann mit dem Studium anfing, wollte ich Museumspädagoge werden, habe mich aber dann für Archäologie entschieden.
Was macht denn ein Stadtarchäologe den ganzen Tag?
KÖNIG: Im Außendienst bin ich natürlich bei Ausgrabungen. Und wenn mögliche Fundstätten durch Baumaßnahmen bedroht sind, überwache ich die Baustelle.
Stöhnt nicht mancher Bauherr, wenn Sie die Arbeiten aufhalten, weil Sie im Schutt nach Scherben suchen?
KÖNIG: In 25 Jahren musste ich nur einmal eine Baustelle stilllegen lassen. Es findet sich immer ein Übereinkommen, sodass beide Seiten zufrieden sind. Die Menschen haben auch im Bewusstsein, dass solche Funde wichtig sind für den Tourismus. Dafür kommen Menschen ins Weserbergland.
Sie stehen also den ganzen Tag in Baugruben?
KÖNIG: Bis zum Jahr 2000 haben wir praktisch rund um die Uhr gegraben. Das hat deutlich abgenommen. Jetzt haben wir die Zeit, die Sachen in Ruhe auszuwerten. Ausgraben alleine nützt nämlich nichts. Einen Monat Graben muss man etwa fünf Monate aufarbeiten.
Womit können Sie als Höxters Stadtarchäologe denn vor Ihren Fachkollegen angeben?
KÖNIG: Wir haben in Höxter eine der größten Fundsammlungen in Nordwestdeutschland. Alles ist sehr gut dokumentiert. Wir bekommen immer wieder Anfragen von überregionalen Ausstellungen. Einige besonders schöne Fundstücke sind gerade bei der Landesausstellung in Herne.