Beller. "Wir wurden vorgewarnt", sagte Jan Lessner. Mit Handtüchern tupften sich die Musiker der "Jan Lessner Group" den Schweiß von der Stirn. Das tropisch-warme Wetter erinnerte tatsächlich an eine Sumpflandschaft der amerikanischen Südstaaten. Die warmen Temperaturen passten trotzdem genau in den Musikstil. Das Nethegau Open Air setzte seinen Schwerpunkt schließlich auf Southern Rock.
Die Musikrichtung kommt aus den amerikanischen Südstaaten und ist auch als Protest der 1960er-Jugend gegen das unfeine Bild des amerikanischen Nordens gegenüber dem Süden zu verstehen. Der Südstaaten-Rock erreichte seinen Höhepunkt in den 1970er-Jahren.
Bands wie ZZ Top, Creedence Clearwater Revival und Lynyrd Skynyrd sind noch immer weltbekannt. Southern Rock fand auch in Deutschland viele Anhänger und die Bands auf dem Nethegau Open Air verarbeiteten gekonnt Elemente dieser Stilrichtung in eigenen Kompositionen.
Beispielsweise "Straight". Die Band um Alexander Stiens (Gesang), Thomas Neu, Gerhard Gretschel (Gitarre), Achim Rickmeier (Drums), Ralf Liebelt (Keyboard) und Christoph Schulze (Bass) haben sich auf Coversongs der Rockgeschichte spezialisiert – unter anderem auf Kompositionen der Langbart-Rocker von ZZ Top.
Rochells Hof hat Potenzial für Festivals
Die "Warehouse Cowboyz" spielen seit Jahrzehnten Lieder der Stilrichtungen Rock und Blues und verrichteten am späten Nachmittag zweistündige Schwerstarbeit. Den Festivalauftakt machten die Brakeler "Sinclair & White". Die Zwei-Mann-Gruppe um Malte Neßlinger und den starken Sänger Daniel Ritzenhoff ist ein Geheimtipp der regionalen Musikszene.
Geografisch wild verteilt ist die Blues-Band "Tumbleweed", die ihren Ursprung in Paderborn hat. Indes, Sänger Matze Guder begrüßt Beller inzwischen "aus der letzten freien Republik Lippe". Guder wohnt in Oerlinghausen, seine Bandmitglieder kommen hingegen aus dem Raum Paderborn und Soest. Neben Guder sind Sam T. Knauf (Gitarre), Sascha Pogarell (Gitarre), Wolfgang Schnückel (Orgel), Georg Rolle (Bass) und Willi Halekotte (Schlagzeug) Mitglied von "Tumbleweed", die sich selbst als "älteste Boyband der Welt" bezeichnet.
Nach dem "kleinen" Finale zwischen Deutschland und Uruguay setzte die Paderborner "Jan Lessner Group" zum "großen" Finale an. Die Gruppe um Frontmann Jan Lessner hat Bläser wie Posaune (Marcus Koterba), Trompete (Andreas Steins) und Saxophon (Oliver Kersting) in ihre eigenkomponierten und durchaus auch deutschsprachigen Blueswerke integriert. Frontmann Jan Lessner wird von Gitarrist Oliver Mathey, Keyboarder Olaf Gerlach, Schlagzeuger Franz Dirkschnieder und Bassist Norbert Freitag auch gesanglich unterstützt.
Einziger Wermutstropfen beim Festival waren die unwahrscheinlich tropisch-warmen Temperaturen.