Vörden

Hilfe für blinde Kinder in Tibet

Aktionstag beim Eine-Welt-Kreis Vörden für die Projekte von Sabriye Tenkerken

25.02.2010 | 25.02.2010, 00:00
Mit ihren Projekten für blinde Kinder und Erwachsene in Tibet hilft die ebenfalls blinde Sabriye Tenberken (hier mit einer tibetischen Schülerin) den Menschen auf dem Weg in die Selbstständigheit. - © FOTO: AGENTUR
Mit ihren Projekten für blinde Kinder und Erwachsene in Tibet hilft die ebenfalls blinde Sabriye Tenberken (hier mit einer tibetischen Schülerin) den Menschen auf dem Weg in die Selbstständigheit. | © FOTO: AGENTUR

Vörden (nw). "Lassen Sie sich als Telefonistin ausbilden, dann können Sie sich bei einer karitativen Organisation nützlich machen." Diese niederschmetternde Antwort erhielt Sabriye Tenberken einst von den Berufsberaten, die ihr auf Grund ihrer Blindheit keine großen Chancen im Berufsleben voraussagten. Sabriye Tenberken gab nicht auf, sie wollte immer schon in der Entwicklungshilfe arbeiten. Ihrer Arbeit widmet sich der Wine-Welt-Kreis Vörden mit einem Akrionstag am Sonntag, 28. Februar.

Nach ihrem Studium der Zentralasienwissenschaften mit Schwerpunkt Tibetologie, schaffte Sabriye Tenberken nahezu Unmögliches und gründete nach einem Informationsbesuch in Tibet und vielen bürokratischen Kämpfen und Hindernissen im Sommer 1998 ein Blinden-Zentrum mit angegliederter Internatsschule für blinde Kinder in Lhasa. Eine tibetische Blindenschrift gab es bis dahin nicht und wurde von ihr entwickelt.

Bis zu diesem Zeitpunkt wurden blinde Kinder in Tibet weder schulisch noch in anderer Weise gefördert. Blinde Menschen wurden isoliert, weil man annahm, Blindheit wäre die Strafe für eine Missetat aus dem vorherigen Leben. Entweder wurden die Kinder zu Hause versteckt, oder man schickte sie als Bettler auf die Straße.
Tenberken musste also sehr viel Überzeugungsarbeit leisten um Eltern, Behörden und Bevölkerung von ihrer Idee zu begeistern, aber das konnte sie wie keine Andere. Ihr zur Seite stand von Anfang an, ihr niederländischer Freund und Techniker Paul Kronenberg, der sie praktisch und moralisch unterstützte, wenn es zu Beginn beim Schulaufbau viele Rückschläge gab. Die Fortschritte der Kinder aber waren enorm und spornten zu weiteren Taten an.

2004 wurde eine Trainingsfarm in Shingatse in Betrieb genommen. Dort werden blinde Erwachsene in Landwirtschaft, Tierhaltung, Käseherstellung und handwerklichen Berufen ausgebildet. Zusätzlich wurden Möglichkeiten zur Herstellung von Lehr- und Lernmaterialien für Blinde und Sehgeschädigte geschaffen.

Heute, im Jahr 2010 kann Sabriye Tenberken und ihr Team auf große Erfolge zurückblicken: Mehr als hundert Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben theoretischen und praktischen Unterricht bekommen. Die ersten Kinder der Schule verdienen sich ihren Lebensunterhalt, dank einer weiterführenden Berufsausbildung selbst. Es gibt Masseure, Physiotherapeuten, Musiker und Lehrer unter ihnen. Ihr oberstes Ziel war immer die Selbstintegration blinder Menschen in die tibetische Gesellschaft.

Sehr bekannt wurde ihr Projekt, als der Film "Blindsight" mit Preisen ausgezeichnet wurde. Dabei wurde die Bergsteigertour blinder Kinder und Erwachsener auf einen Siebentausender gefilmt.
Mittlerweile ist Sabriye Tenberken auch bei uns durch viele TVAuftritte und Auszeichnungen bekannt.

Sie dokumentierte ihre Arbeit indem sie Bücher schrieb, die Bestseller wurden:

Mein Weg führt nach Tibet. Die blinden Kinder von Lhasa.

Tashis neue Welt. Ein blinder Junge zeigt uns Tibet.

Mein siebtes Jahr. Von Tibet nach Indien.

Zurzeit werden im indischen Bundesstaat Kerala blinde Menschen aus Entwicklungsländern ausgebildet um in ihren Heimatländern ebenfalls Zentren wie die in Tibet aufzubauen.

Am Sonntag, 28. Februar berichtet die Mutter von Sabriye Tenberken über den Aufbau und den jetzigen Stand der Hilfsorganisation in Tibet und Indien.