Der Kreis Höxter braucht 2026 fast 14 Millionen Euro mehr

Kreis Höxter. Jungen Menschen, die gerade in den Beruf starten, rät die Berliner Sparkasse, dass die Fixkosten, also &bdquo;Miete, Strom, Internet, Handyvertrag, Versicherungen und andere laufende Kosten“, nicht mehr als 50 Prozent des Gehalts ausmachen sollten. Und sicher raten auch Kreditinstitute hierzulande zu ähnlichen Verhältnissen. Wäre die Kreisverwaltung Höxter also eine junge, motivierte Angestellte, hätte sie also 191 Millionen Euro im kommenden Jahr für Partys, einen Tauch-Urlaub, ein neues Sofa oder den Wocheneinkauf zur Verfügung. Nicht so schlecht. Allerdings ist der Kreis kein Berufseinsteiger - und von einem &bdquo;Selbstbehalt“ von 50 Prozent kann er auch nur träumen. &bdquo;Vom gesamten Aufwand des Haushalts des Kreises Höxter entfallen lediglich knapp zwei Prozent auf die sogenannten freiwilligen Aufgaben“, stellt Landrat Michael Stickeln klar, der nun gemeinsam mit Kreis-Kämmerin Sigrid Wichmann den Haushalt des Kreises Höxter für das kommende Jahr eingebracht hat. Was dem Kreis die freiwilligen Ausgaben, sind dem Ottonormalverbraucher die kleinen Freuden des Alltags: Ein Restaurant-Besuch, ein gutes Buch, neue Socken. &bdquo;Das ist der Gestaltungsspielraum, in dem sich die Verwaltung und insbesondere der Kreistag bewegen“, sagt Stickeln. Und das nicht zum ersten Mal. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Landrat diese Ziffern bemüht. Landschaftsumlage in den vergangenen Jahren massiv gestiegen Um es noch mal auf den Punkt zu bringen: Der Kreis bedient laut Stickeln fast ausschließlich Fixkosten. Und die sind auch noch mal angestiegen - kurzfristige Mieterhöhung sozusagen. Rund 13,8 Millionen Euro muss der Kreis Höxter nach Kalkulation der Kämmerin im kommenden Jahr mehr aufwenden als im aktuellen, also insgesamt 382 Millionen Euro. Ein Großteil, 52,8 Millionen Euro, geht an den LWL. Das ist die Landschaftsumlage. Zur Einordnung: 2020 zahlte der Kreis Höxter hier noch gute 34 Millionen Euro. Doch auch Jugendamtskosten und Tarifsteigerungen bei den Löhnen belasten den Haushalt, wie Stickeln erklärt. Lesen Sie auch: Kreis Höxter verabschiedet den Kämmerer in den Ruhestand Natürlich jedoch können zwei Prozentpunkte, je nach dem auf welche Summe sie sich beziehen, trotzdem ein ordentliches Taschengeld sein. Der Kreis arbeitet nach Berechnungen der Kämmerin im kommenden Jahr mit einem fiktiv ausgeglichenen 382-Millionen-Euro-Haushalt. Zwei Prozent wären hier 7,64 Millionen Euro. Geld, das gut eingesetzt werden sollte. &bdquo;Betrachtet man die freiwilligen Aufgaben genauer, so handelt es sich zumeist um die Förderung von allseits anerkannten, sinnvollen und bewusst auf Kreisebene effektiv verankerten Maßnahmen, die sich unmittelbar positiv auf die Lebenssituation der Bürgerinnen und Bürger auswirken“, erläutert Stickeln. Höxters Landrat richtet den Blick in die Zukunft Erfreulich ist, dass es in Stickelns Rede viel mehr ums Gestalten geht als ums Monieren. Natürlich widmet sich der Landrat auch dem Elefant im Raum: &bdquo;Wir leben in einer Zeit, in der die Alarmsignale nicht mehr vereinzelt auftreten – sie sind zum Dauerzustand geworden.“ Doch nach knapp fünf von 14 Seiten Haushaltsrede ist das geschafft und der Blick richtet sich in die Zukunft. &bdquo;Trotz aller Sorgen und der negativen Entwicklungen in der Welt dürfen wir unseren Antrieb nicht verlieren, unsere Heimat aktiv und nachhaltig zu gestalten“, schwört Stickeln die Kreistagsmitglieder ein. Ein Vermögen, das keines ist: Warum das Geld vom Land im Kreis Höxter keinen Jubel auslöst Und ähnlich operiert die Sparkasse da auch. &bdquo;Du hast gerade erst angefangen zu arbeiten und sollst schon Geld für die Altersvorsorge zurücklegen? Ja, damit bist du tatsächlich gut beraten“, heißt es in einem Artikel, der sich an Studierende sowie Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger richtet. Denn heute schon an morgen denken - hat damit nicht auch mal eine Bank geworben? Oder war’s ein Versicherer? Wie auch immer: Wer gerade anfängt zu arbeiten, sollte, so die Sparkasse, am besten auch riestern oder auf vermögenswirksame Leistungen setzen. Zusätzlich wären Immobilien oder Aktien eine praktische private Altersvorsorge. Und vielleicht ist noch ein Yoga-Kurs drin, um bei Existenzsorgen, die eintreten, bevor die Existenz überhaupt begonnen hat, nicht die Nerven zu verlieren. Konzepte für die Zukunft des Kreises Höxter Zukunftsvorsorge sieht bei einer Kreisverwaltung natürlich anders aus. Sie geht ja nicht eines Tages in Ruhestand oder auf Weltreise. Stattdessen will sie den Kreis Höxter möglichst attraktiv halten, denn je mehr Menschen hier leben, desto mehr Geld ist da zum Gestalten. Stickeln nennt hier zum Beispiel die hausärztliche Versorgung. Um die im Kreisgebiet aufrecht zu erhalten - oder bestenfalls noch auszubauen - arbeiten Kreis und Städte zusammen. &bdquo;Nachwuchsförderung, eine Imagekampagne mit Informationsveranstaltungen sowie Weiterbildungsmaßnahmen für Ärztinnen und Ärzte“ sind Hebel, die der Kreis hat. Andere Schlagwörter sind das Zero-Waste-Konzept, die Ökomodellregion oder das Kreisentwicklungskonzept. Klamme Kassen: Der Kreis Höxter darf auf mehr Geld hoffen Außerdem will der Kreis Höxter natürlich auch Geld in die Region stecken. &bdquo;Im Haushalt 2026 sind Investitionen mit einem Volumen von insgesamt 42,9 Millionen Euro geplant“, erklärt Kreiskämmerin Sigrid Wichmann. So zum Beispiel in Asphalt oder Beton, wenn es etwa um den Bau einer neuen Kreisfeuerwehrzentrale geht. Einwand zum Kreis-Haushalt lediglich aus Bad Driburg Der Kreis hat somit einen Haushaltsentwurf eingebracht, den die Kreistagsmitglieder nun in den Fraktionen beraten müssen. Doch nicht nur die sind traditionell sehr an dem Zahlenwerk interessiert. Sondern auch die Kämmerer und Bürgermeister der Städte im Kreis Höxter - denn aus deren Beuteln finanziert sich der Kreis. Den Verantwortlichen der Städte sei der Etatentwurf bereits vorab präsentiert worden, nur eine Stadt, Bad Driburg, habe dazu bisher schriftlich Stellung genommen. Der frisch gewählte Bürgermeister Tobias Tölle regt an, nicht mehr benötigte Rückstellungen, übertragen die große Ikea-Tasche mit leeren Flaschen, aufzulösen, um die Kreisumlage zu mindern.

Meistgelesen