Im Porträt: Sie war Höxters erste und bislang letzte Bürgermeisterin

Höxter. &bdquo;Herrn Bürgermeister Frau Dorothee Baumgarten“: So kompliziert waren damals Briefe an sie adressiert, die im Rathaus ankamen. Dorothee Baumgarten, heute 91, hat damals kräftig darüber gelacht. Denn: Politik machen, Lösungen suchen und finden und die Dinge einfach anpacken: Das sei ihr damals wichtig gewesen. Sie war in Höxter Bürgermeisterin, wurde am 24. Oktober 1979 vereidigt. Und erinnert sich an die Vereidigung, als an die vermutlich etwas hilflose Frage aufkam, ob man deshalb wohl die Hauptsatzung der Stadt Höxter ändern müsse. Darin stand: &bdquo;Bürgermeister“. Ihre Antwort: &bdquo;Wegen mir braucht ihr das nicht machen.“ Mehr als 40 Jahre liegt der Beginn ihrer Amtszeit zurück. Damals war sie als Bürgermeisterin eine Ausnahmeerscheinung. Aber auch heute wäre sie es noch. Denn es gibt auch nach der Kommunalwahl 2025 keine im Kreis Höxter. Denn es gab bei dieser Kommunalwahl nur eine weibliche Kandidatur bei den Bürgermeistern – hingegen 25 Männer – und mit Martina Denkner eine weibliche für das Landratsamt. Dorothee Baumgarten verfolgt das Politik-Geschehen interessiert, vertritt ihre Meinung klar und hat Daniel Hartman in Höxter noch am Wahlabend per Whatsapp zur Wiederwahl gratuliert. Vor ihr gab es in ganz NRW nur vier Bürgermeisterinnen Dorothee Baumgarten erinnert sich: &bdquo;Vor mir gab es in ganz NRW vier Bürgermeisterinnen. Als ich dann anfing, waren wir acht.“ Sie lacht. &bdquo;Tolle Frauen. Frauen, die einfach sachlich Politik machen wollten.“ Ohne bevorzugt oder belächelt zu werden. Es gehe auch nicht um die Anzahl der Frauen in einem Gremium, sondern allein darum, &bdquo;überzeugend zu arbeiten“. Ihre Maxime: &bdquo;Einfach unverkrampft Politik machen“. Und: &bdquo;Lachen in der Politik tut so gut.“ Mehr davon täte heute gut. Sie ist eine, die es damals auf den Sessel der Chefin im Rathaus Höxter geschafft hatte. Und sie erinnert sich gern an die Geschichten, die sie selbst in diesem Amt erlebt hat. Wie hat eigentlich alles angefangen? Im Kindergarten- und Elternrat, erzählt sie. Offenbar blieb das nicht unbemerkt. Denn es sei ein Höxteraner Ratsmitglied auf sie zugekommen und habe gefragt, ob sie &bdquo;mitmachen“ wollte. &bdquo;Alle mussten aber akzeptieren: Meine Familie steht für mich immer an erster Stelle.“ Die Tochter war nach dem Abitur schon im Studium, aber der Sohn – sieben Jahre jünger – noch im Haus. &bdquo;Und dann habe ich mitgemacht.“ Es ging schnell bergauf mit der politischen Karriere Es ging schnell bergauf: Sie wurde stellvertretende Bürgermeisterin in der Zeit von Heinrich Rosenbaum, ihrem Parteikollegen. Der sei zeitgleich auch im Landtag gewesen und habe dringend Entlastung gebraucht. Und dann sei ein Parteikollege wieder auf sie zugekommen und habe sie gefragt, ob sie nicht Bürgermeisterin werden wolle. Dorothee Baumgarten erinnert sich: &bdquo;Ich musste erst nachdenken. Kräftig nachdenken.“ Nach einer Nacht, in der sie sehr schlecht geschlafen hatte, sagte sie: &bdquo;Ich mache es.“ Aber mit der Bedingung: &bdquo;Die Familie an erster Stelle muss mitziehen.“ Eine Frau als Bürgermeisterin Ende der 70er-Jahre im Kreis Höxter – beinahe eine Revolution. Als die Kandidatur bekannt wurde, sei ein Ratsmitglied sogar bekniet worden, das zu verhindern: Das gehe doch gar nicht. Und die Frau sei auch noch evangelisch. Aber Heinrich Rosenbaum – &bdquo;in jeder Hinsicht fair und integer“ – habe zu ihr gestanden, ihr den Rücken gestärkt und betont, es gehe um die Stadt. Allein um die Stadt. Und Dorothee Baumgarten wurde mit einer soliden Mehrheit gewählt. Ein Fauxpas des Ministers in Düsseldorf Dass sie in der Fraktion und auch im Kreis der Bürgermeister-Kollegen – deren Sprecherin war sie übrigens – als &bdquo;unser Mädchen“ betitelt wurde, das habe der Akzeptanz und dem Respekt keinen Abbruch getan. In den Nach-Kohl-und-Merkel-Zeiten käme das vermutlich heute nicht mehr gut an. Dennoch: &bdquo;Ich wurde immer bestens und freundlich behandelt. Aber ich habe alle auch immer gesiezt.“ Geduzt wurde erst nach den Amtszeiten, als sie Freunde wurden. Weil sie als Sprecherin häufig auch die offiziellen Reden hielt – zum Beispiel zum 50. vom Oberkreisdirektor Paul Sellmann, da war sie an Nummer elf auf der Redner-Liste –, wollte sie nicht immer die Vorgänger wiederholen: &bdquo;Ich habe es immer anders gemacht. Das war mein Ziel.“ Und damit sei sie gut gefahren. &bdquo;Wir sahen uns untereinander nicht als Rivalen an.“ Dann erinnert sie sich noch lachend an ein Erlebnis mit Stadtdirektor Walther Anderson bei einem Besuch im Ministerium in Düsseldorf. Der Minister sei auf Anderson zugestürmt und habe ihn überschwänglich begrüßt. Sie habe das schmunzelnd verfolgt. Bis Anderson sie als &bdquo;Frau Bürgermeister“ vorgestellt hatte: &bdquo;Sie hätten mal den Minister sehen sollen – wie der kurz und klein wurde.“ Herrlich habe sie damals darüber lachen können. Und noch heute.

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