Reisemobile boomen im Kreis Höxter: Worauf es beim Kauf ankommt

Kreis Höxter/Beverungen. Corona ist schuld. Schuld daran, dass die Menschen den individuellen Urlaub auf vier Rädern für sich entdeckten. Statt in die Ferne zu fliegen – was sie damals nicht durften –, waren plötzlich die auf Achse erreichbaren Gefilde auch vor der eigenen Haustür wieder attraktiv zum Entdecken. Und am besten ging das in Zeiten, als Hotels und Pensionen dichtmachen mussten, mit dem eigenen Bett auf Rädern: Wohnmobile boomten. Händler kamen kaum nach. Die Nachfrage war riesig. &bdquo;Wir hatten eine um 200 Prozent gestiegene Nachfrage“, erinnert sich Holger Reick, bei der Dörr-Gruppe (Filiale Nord) in Beverungen Verkaufsleiter für die Reisemobile, wie sie dort genannt werden. Die Nachfrage 200 Prozent mehr Nachfrage bei gleichzeitig 50 Prozent weniger Angeboten. &bdquo;Wir haben einige Fahrzeuge sogar gebraucht zurückgekauft – teurer, als wir sie verkauft hatten. Und konnten sie trotzdem noch mit Gewinn wieder verkaufen.“ Reick ist selbst seit 35 Jahren mit dem rollenden Zuhause unterwegs, hat ein großes Wissen rund um den Einsatz und um die Technik. &bdquo;Ich kann bei 90 Prozent der Kunden, die reinkommen, sagen, welches Fahrzeug zu ihren passt“, ergänzt er lächelnd. Als Kfz-Meister weiß er, wovon er spricht. Und wie sieht’s heute aus? Worauf muss man eigentlich bei der Anschaffung achten? Wie viel investieren? Die Auswahl Jeder Kunde sei anders. Jeder Bedarf sei anders. Jede Beratung sei individuell und wichtig: Das schickt Reick vorweg, dass es keine pauschale Antwort auf Tipps für den Reisemobil-Kauf gibt. Aber: &bdquo;Wir haben noch immer eine extrem hohe Nachfrage mit einer Stückzahl deutlich über der von vor Corona. Aber auch ein wesentlich größeres verfügbares Angebot. Deshalb kann man heute einige Schnäppchen machen“, so seine Einschätzung des Marktes. Auf dem Areal der Dörr-Gruppe an der B83 in Beverungen kann er auf 160 verschiedene Reisemobile für jeden Geschmack und Anspruch zurückgreifen, in der Dörr-Gruppe auf mehr als 1.000 Fahrzeuge. Und wenn das mit der gewünschten Ausstattung nicht dabei ist, dann wird es eben nach den Wünschen der Kunden ausgerüstet, erzählt Claudia Michels (Assistenz Geschäftsführung). Denn es gibt Spezialisten in der Werkstatt, die sich nicht nur um Service, sondern auch um Fahrgestelle und Technik, Auf- und Einbauten und sogar um den witterungsbeständigen Lack kümmern. Dafür gibt es nämlich eine Schutzschicht, von Hand aufgetragen, mit der das Fahrzeug draußen geparkt werden kann, ohne dass es unansehnlich wird. Lesen Sie auch: Außergewöhnliche Ferienhäuser in Höxter: Chalet und Hausboot am Godelheimer See Die Trends Aber zurück zum Angebot. Was gerade Trend ist? &bdquo;4x4“, antwortet Reick. Da sind die Allrad-getriebenen, höher gelegten Fahrzeuge, mit denen man geländetauglich auch rumpelige Wege befahren kann. Und ganz besonders die Kastenwagen. Klein und kompakt, &bdquo;sehr beliebt bei jungen Leuten. Da kann beispielsweise der Küchenblock in einem Stück einfach nach draußen gesetzt werden – als Outdoor-Küche. Dazu braucht man keinen Extra-Führerschein. Dazu gibt es keine Geschwindigkeitsbegrenzung.“ Und noch die teil- und vollintegrierten Fahrzeuge – so benannt nach der Cockpit-Aussicht in der breiten oder schmaleren Fensterfront. Dann gibt’s noch die ganz großen Modelle, die Wohnzimmer auf der Straße mit allem Pipapo. Das sind die &bdquo;Liner“ – hoch, lang und breit. Lesenswert: Warburger Feuerwehr-Oldtimer wird als Wohnmobil zum Hingucker Die Ausstattung Was man investieren muss? &bdquo;Ab 50.000 Euro. Nach oben offen“, antwortet der Verkaufsleiter. Das Reisemobil von heute hat Solarpaneele auf dem Dach, um komplett autark zu sein – wie das in Skandinavien möglich ist. Also muss der Kunde vorab wissen, wohin ihn der Weg künftig mit dem Zuhause auf Rädern vorwiegend führen wird. Von einer halben Stunde bis hin zu vier Stunden und mehr: So lange nimmt sich Reick Zeit für die Beratung. &bdquo;Nur die alten Hasen, die wissen, was sie wollen.“ Als Neueinsteiger solle man sich vorher Gedanken darüber machen, welches die Ziele sind. Und müsse wissen, wie welche Funktionen am Fahrzeug bedient werden, ergänzt Claudia Michels. Die Einweisung Deshalb gibt es, bevor der stolze neue Besitzer mit dem Fahrzeug den Hof verlässt, eine ausführliche Einweisung. &bdquo;Noch mal zwei bis drei Stunden.“ So zum Beispiel, warum und wie der Warmwasserboiler über den Winter entleert werden muss (&bdquo;damit er nicht platzt“). Wie Wasser grundsätzlich aus dem Fahrzeug rausgehalten werden kann (&bdquo;damit sich keine Keime bilden“). Thema Reifendruck, Sonneneinstrahlung, Wiegen, Dichtigkeits- oder Gasprüfung. &bdquo;Während man bei Pkw den TÜV alle zwei Jahre braucht, gibt’s beim Reisemobil die Dichtigkeits- und die Gasprüfung – zum Teil sogar jedes Jahr“, sagt Reick. Der Komfort Und wenn der künftige Reisemobil-Besitzer ein Hobby am See hat, das Surfbrett oder Kanu auf dem Dach transportieren will, dann wird das Solar-Paneele so angebracht, dass da alles passt. Navi, Rückfahrkamera (&bdquo;ein Must-have“), Markise, Solaranlage, Fernseher und Satelliten-Schüssel, Klimaanlage, die autarke Toilette fast wie daheim, Fahrradträger, Hubstützen oder hydraulische Niveauregulierung – alles machbar. Allerdings: Es wirkt sich auf das Gesamtgewicht aus. Dazu ist die Beladung mit der jeweiligen Achslast zu beachten, erklärt Reick. Der Alltagscheck Und dann? Sofort los in den ersten Urlaub? Reick lächelt. &bdquo;Am besten mit dem Fahrzeug um die Ecke an den See oder einen anderen schönen Platz fahren. Und einen Schreibblock mitnehmen.“ Denn wenn übers Wochenende noch etwas fehlt – und sei es der Handtuchhalter oder ein Mülleimer – , dann könne das vor der ersten großen Tour noch behoben werden. Also erst auf Herz und Nieren im Alltag checken, dann starten. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Höxter.

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