Pass oder Perso? Reisefachmann aus dem Kreis Höxter erklärt die EU aus Reise-Sicht

Kreis Höxter/Warburg. Was hat Europa mit dem Reisen zu tun? Eine ganze Menge, aber im Alltag nur unterbewusst. Denn viele denken nicht mehr groß darüber nach, dass sie eine Grenze in die Niederlande oder nach Frankreich überqueren. Der Personalausweis im Gepäck reicht aus. 47 Länder hat Europa, 27 gehören zur Europäischen Union (EU). Dazu gibt es den sogenannten Schengen-Raum, Staaten, in denen systematische Binnen-Grenzkontrollen nicht mehr stattfinden – im Regelfall zumindest. Ein kompliziertes Konstrukt, das durch den Austritt Großbritanniens aus der EU nicht einfacher geworden ist. Der Normal-Reisende im Sommerurlaub, der nach Griechenland, Italien oder Spanien abhebt, merkt davon nichts. Wer aber zum Beispiel nach Spitzbergen reist – offiziell zu Norwegen zugehörig –, der muss aus dem Schengen-Raum aus- und wieder einreisen. Also Reisepass mitnehmen. Das gilt auch wieder für Reisen auf die Insel, sagt Franz-Josef &bdquo;Jo-Jo“ Tegethoff. Er kümmert sich mit seinen Kolleginnen vom Reisebüro an der Hauptstraße in Warburg darum, dass es an den Grenzen auf dem Weg in den Urlaub reibungslos flutscht. Zumindest in den Fällen, in denen das beeinflusst werden kann. Und er erklärt, worauf Reisende achten sollten. Lesen Sie auch: Niederländer im Kreis Höxter: &bdquo;Ohne EU würden wir es nicht schaffen“ &bdquo;Vielen ist nicht bewusst, dass man für Reisen nach Großbritannien wieder den Reisepass braucht“, sagt er. &bdquo;Weil es noch kein bilaterales Abkommen mit der Insel gibt.“ Das gibt es aber beispielsweise mit Ländern, die weit außerhalb der EU liegen, wo die Einreise aber dennoch mit einem Personalausweis problemlos funktioniert: &bdquo;Tunesien, Ägypten oder die Türkei zum Beispiel“, sagt der Reise-Fachmann. Diese Länder hätten aufgrund ihrer wirtschaftlichen Struktur natürlich ein Interesse daran, den Touristen die Einreise zu erleichtern. Der Blick nach Osten: Ab 1990 wird’s einfacher Dann der Blick nach Osten: Dorthin sei das Reisen seit 1990 einfacher geworden mit der Grenzöffnung. &bdquo;Vor der Wende war es aufwendig, den Eisernen Vorhang zu überwinden.“ Das habe sich merklich verbessert. &bdquo;Keine Bedeutung“ habe derzeit Russland als Reiseziel. Und sporadisch werde auch wieder an einigen Grenzen die Autofahrer stichprobenartig kontrolliert – also sein rat: &bdquo;Nicht zu den Stoßzeiten fahren.“ Lesen Sie auch: Französin in Höxter: &bdquo;Die EU ist ein Friedensprojekt, das seinesgleichen sucht“ Die Klärung von Ein- und Ausreisebedingungen für Urlauber sei ein wichtiger kostenloser Service von ihm und seinen Mitarbeitern, sagt Tegethoff. &bdquo;Wir haben ja nicht nur deutsche Reisende, für die wir buchen und organisieren. Und immer mehr haben keinen deutschen Pass.“ Allerdings hat der ganze Service-Gedanke dort Grenzen, wo es um Visum und Botschaft gehe: Ab da ist jeder Reisende selbst verantwortlich für das, was er oder sie braucht und muss sich bei seiner Landesvertretung schlau machen und kümmern. Denn es gebe so viele mögliche Kombinationen von Reisenden und Reiseländern. Grundsätzlich empfiehlt Tegethoff den Blick auf die Seiten des Auswärtigen Amtes, wo Reisebedingungen für verschiedene Länder aufgelistet sind. Gepflogenheiten und Fallstricke, bei denen man sich auskennen muss Über den PC können die Reisebüro-Experten auch von ihrem Büro schon grob einsehen, was an Einreisebestimmungen für wen gilt. &bdquo;Und mit einem deutschen Reisepass kommt man in der Welt schon sehr weit.“ Doch es ändern sich Bestimmungen dauernd, das heißt, sie müssen ständig aktuell am Ball bleiben. So habe zum Beispiel Kanada etwas Ähnliches die USA für die Einreise installiert – in den USA heißt das ESTA, in Kanada ETA: ein zeitlich begrenztes elektronisches und kostenpflichtiges Einreiseverfahren, das ausschließlich online beantragt werden kann, weshalb kein Visum mehr nötig ist. Und dann gibt es noch Gepflogenheiten und Fallstricke, bei denen man sich auskennen muss: &bdquo;So kann ein türkischer Bürger, der von Deutschland aus ein türkisches Hotel bucht, dort abgelehnt werden. Es ist nicht zu 100 Prozent sicher, dass das klappt.“ Grund: Die Hotels wollen vor allem für ausländische Touristen Zimmer vorhalten. Also muss vorher die Unterkunft nochmals abgecheckt werden. Das EU-Pauschal-Reisegesetz sei ein wichtiger Aspekt, wenn es um Risiken bei der Reise geht, verstärkt vom deutschen Reisegesetz: Bei Pauschalreisen sei man damit versichert gegen Risiken wie Katastrophen, Streiks und Ähnliches und bekomme sein Geld wieder, wenn Reisen deshalb nicht stattfänden. Grundsätzlich, so bilanziert Tegethoff, müsse man in der globalen Welt viele Kleinigkeiten beachten. Und es werden mehr. Hätten früher 99 Prozent der Reisebüro-Kunden einen deutschen Pass gehabt, liege das heute bei 80 bis 85 Prozent. Die Welt wird bunter. . .

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