Neue Praxis für Psychotherapie öffnet in Höxter

Kreis Höxter/Höxter. Sie sind gefragt wie nie: Denn seit der Pandemie ist die Zahl der Menschen, die an Depressionen, Angststörungen, Süchten und anderen psychischen Problemen leiden, stark angestiegen. Nicht nur, aber auch bei Kindern und Jugendlichen, wie kürzlich auch das Bundesgesundheitsministerium erläutert hat: 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind demnach auch im dritten Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie noch immer psychisch gestresst. Sie leiden laut der Bundesregierung besonders häufig an Depressionen, Angst- und Essstörungen. Aber auch bei den Erwachsenen ist die Zahl der Menschen mit psychischen Problemen gestiegen. Für Betroffene ist problematisch, dass die Behandlungskapazitäten begrenzt sind. Für Entlastung könnte da sorgen, dass jetzt eine Heilpraktikerin für Psychotherapie eine Praxis in Höxter eröffnet. Constanze Potthast ist 28 Jahre alt und hat eine Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie absolviert und ist staatlich anerkannte Heilerziehungspflegerin, sie sagt zudem, sie verfüge über langjährige Erfahrung in der Psychiatrie. Sie glaubt, dass die Nachfrage nach Unterstützung bei psychischen Problemen bei den Menschen in Höxter und der Region sehr groß ist: &bdquo;Viele sind recht verzweifelt, weil sie schon viele Therapeuten angerufen haben, aber nur Absagen bekommen haben“, sagt sie nach vielen Patientenkontakten. Die erste Sprechstunde in der Praxis an der Konrad-Zuse-Straße-1 ist am Freitag – erste Sprechstundentermine sind bereits jetzt vergeben. Kapazitäten für weitere Sitzungen seien aber noch frei. Was derzeit die Probleme sind Spezialisiert hat sich Potthast auf die Behandlung von Angststörungen, Anpassungsstörungen, Depressionen, Panikstörungen und psychische Schwangerschafts- und Wochenbetterkrankungen. Seit Corona haben laut Potthast besonders Störungen wie Hypochondrie, eine psychosomatische Erkrankung, bei der die Betroffenen davon überzeugt sind, erkrankt zu sein, zugenommen. Aber auch Sozialphobien oder Panikattacken seien Probleme, die sich vielfach durch den Lockdown verstärkt hätten. In der von ihr, unter anderem, angebotenen Kurzzeittherapie geht es besonders um lösungsorientierte Ansätze: &bdquo;Wir gehen einmal der individuellen Ursache des Problems auf den Grund und fokussieren uns dann auf eine Lösung“, sagt die Therapeutin. Mit fünf bis zehn Sitzungen steckt sie den groben Rahmen ab. Pro 50-minütiger Sitzung ruft sie einen Preis von 95 Euro auf, eine Online-Sitzung wird genauso honoriert. Das ist ein Unterschied zu den Ärztlichen Psychotherapeuten, die auch Medikamente verschreiben dürfen, oder zu Psychotherapeuten, die Psychologie studiert haben: Ihre Leistungen werden von den Krankenkassen anerkannt und bei Bedarf auch von den Kassen übernommen. Das gilt für die Heilpraktikerin für Psychotherapie jedoch nicht: &bdquo;Das Angebot ist nur für Selbstzahler.“ Wegen der langen Wartezeiten bei den Therapeuten mit Kassenzulassung, Potthast nennt eine Spanne von sechs bis zehn Monaten auf ihrer Internetseite, glaubt sie dennoch, dass viele Menschen mit Unterstützungsbedarf bereit sind, die Kosten zu übernehmen – um die Zeit bis zum Termin bei dem von der Krankenkasse zugelassenen Therapeuten zu überbrücken. Der Kreis Höxter ist auf dem Papier gut versorgt Laut der Übersicht über die psychotherapeutische Versorgung der Kassenärztlichen Vereinigung in Westfalen-Lippe ist der Kreis Höxter keinesfalls unterversorgt: Laut aktueller Daten für dieses Jahr kommen im Kreis Höxter auf 139.994 Einwohner 25,50 Therapeutinnen und Therapeuten mit einer Kassenzulassung. Das entspricht einem Versorgungsgrad von 113,8 Prozent. &bdquo;Damit besteht im Kreis Höxter eine Überversorgung“, sagt KVWL-Sprecher Stefan Kuster. Das heißt, dass sich keine weiteren Psychotherapeuten ansiedeln dürfen – lediglich im Bereich der ärztlichen Psychotherapeuten, also solcher, die auch Medikamente verschreiben dürfen, sind vier Plätze frei. Allerdings kann vom Versorgungsgrad nicht auf die möglichen Wartezeiten geschlossen werden, zu komplex und vielfältig sind die Zusammenhänge. Eine Unterversorgung beginnt übrigens ab einem Versorgungsgrad von 75 Prozent. Unter dem Strich also ist Potthast davon überzeugt, dass deshalb viele Patientinnen und Patienten einer rasche Therapie bei ihr der langen Wartezeit beim Psychotherapeuten mit Kassensitz vorziehen. &bdquo;Viele Anrufer haben mich auch schon gefragt, ob sie früher einen Termin bei mir haben können“, der Leidensdruck bei vielen Menschen ist offenbar groß. Geöffnet hat die neue Praxis ab Freitag, 1. September, jeweils dienstags von 19 bis 20 Uhr, donnerstags von 15 bis 17 Uhr, freitags von 15 bis 17 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr. Eine Terminvergabe ist auch außerhalb der Öffnungszeiten von Montag bis Samstag bis 17 Uhr möglich, sagt Potthast – oder jederzeit unter der Terminbuchungsseite.

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